McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
verspürte Unrast in sich, eine Rastlosigkeit, die ihm körperliches Unbehagen bereitete und ihn zur Eile trieb. Er wollte so schnell wie möglich so viele Meilen wie möglich zwischen sich und den Kopfgeldjäger bringen.
Das leise Säuseln des Windes erfüllte die Nacht. Eine Fledermaus zog lautlos ihre Bahnen durch die Luft auf der Jagd nach Beute. Die Dunkelheit ringsum schien Unheil zu verkünden. Zur Rastlosigkeit gesellte sich bei dem steckbrieflich gesuchten Mann die Beklemmung.
Er erstarrte wie zu einer Salzsäule, als eine klirrende Stimme ertönte: »Lass den Sattel und das Gewehr fallen, Quinn! Ich habe dich auf dem Korn. Bei der geringsten falschen Bewegung fällst du auf die Nase.«
Lester Quinns Herz raste. Das Blut drohte ihm in den Adern zu gefrieren. Sein Verstand begann zu blockieren, sein Atem ging stoßweise.
»Wird's bald!«
Sattel und Gewehr klatschten auf den Boden. Quinns Schultern sanken nach unten.
»Und jetzt den Revolver, Quinn. Zieh ihn vorsichtig aus dem Holster und wirf ihn auf die Erde. Und dann streck die Flossen zum Himmel.«
Lester Quinn folgte der Aufforderung und hob die Hände in Schulterhöhe. Seine Nerven vibrierten. Die Angst griff mit knöcherner Klaue nach ihm und würgte ihn. Seine Stimmbänder wollten ihm kaum gehorchen, als er sprach. Er stammelte: »Bist – du – McQuade?«
»Yeah.« Das Gewehr an der Hüfte im Anschlag, den Zeigefinger am Abzug, näherte sich der Kopfgeldjäger dem Wild, das er gefangen hatte. Das Klirren seiner Sporen, das Knarren des Stiefelleders und das Rascheln verdorrten Grases unter seinen Sohlen waren in den nächsten zehn Sekunden neben dem Wimmern des Nachtwindes die einzigen Geräusche. Einen Schritt hinter Lester Quinn hielt McQuade an. »Ich werde dich nach Phönix bringen, Quinn. Dort wird man dir den Prozess machen. Ich hoffe, du kommst nicht auf dumme Gedanken.«
»Ich habe Jack Baldwin nicht erschossen!«, entrang es sich Lester Quinn. Er drehte sich um und nahm Front zu dem Kopfgeldjäger ein. »Ich schwöre es, McQuade. Wenn Sie mich nach Phönix bringen, bin ich ein toter Mann. James Baldwin wird seine Männer schicken, und sie werden mich am nächsten Baum aufknüpfen.«
Lester Quinn hat mit Nachdruck gesprochen. Seine Stimme hatte beschwörend geklungen.
»Alles spricht dafür, dass du der Mörder bist.«
»Ich weiß. Darum werde ich nicht den Hauch einer Chance haben, selbst wenn mich Baldwins Leute nicht lynchen. Zur Hölle damit, ich will nicht unschuldig aufgehängt werden.«
»Ich werde dich dem Gesetz überantworten, Quinn«, gab McQuade abschließend zu verstehen. »Den Stab müssen gegebenenfalls andere über dich brechen. Du wirst jetzt dein Pferd satteln und zäumen. Und dann reiten wir.«
»Ich …« Bei Lester Quinn brannte eine Sicherung durch. Er stieß sich ab und flog regelrecht auf McQuade zu. Doch der Kopfgeldjäger war auf einen Angriff vorbereitet. Auf Quinn fiel der Schatten des Galgens. Er hatte nichts zu verlieren. Das machte ihn unberechenbar und gefährlich. Und so setzte er alles auf eine Karte und riskierte sogar, erschossen zu werden.
McQuade glitt gedankenschnell einen halben Schritt zur Seite und schlug mit dem Gewehr zu. Aufbrüllend brach Lester Quinn auf die Knie nieder. Ein milchiger Schleier legte sich über seine Augen, seine Lider wurden schwer wie Blei. Doch schon in der nächsten Sekunde gewann der Widerstandswille die Oberhand und erfüllte den schwer angeschlagenen Körper mit neuer Kraft. Mit einem Ruck kam er hoch, wild und unbeherrscht wandte er sich McQuade zu.
Der Kopfgeldjäger agierte eiskalt. Mit einem weiteren Schlag, den er mit dem Gewehr führte, erwischte er Lester Quinn mitten im Sprung. Der Angreifer wurde regelrecht zur Seite geschleudert, schlug am Boden auf und rollte ein Stück weiter. Ein Ächzen stieg aus seiner Kehle, er kam auf den Bauch zu liegen und versuchte sich mit beiden Armen hochzudrücken.
McQuades dritter Schlag fällte ihn. Er fiel auf das Gesicht, seine Finger verkrallten sich im harten Boden. Sein letzter Eindruck war, in einen pechschwarzen, bodenlosen Schacht zu stürzen.
McQuade fesselte ihm die Hände auf den Rücken, dann sattelte und zäumte er das Pferd in der Fence, schließlich wuchtete er den schlaffen Körper quer über den Rücken des Tieres und band ihn am Sattel fest. Er führte das Pferd mit dem Bewusstlosen zu dem Platz, an dem er seinen Vierbeiner zurückgelassen hatte, saß auf und ritt, das andere Tier an der Longe
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