McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Laterne, die zuckende Lichtreflexe auf den Boden warf.
McQuade setzte sich in Bewegung.
Als er die Männerrotte erreichte, die im Kreis um den am Boden liegenden James Baldwin herumstand, hörte er den Marshal sagen: »Yeah, er hat die Kugel in den Rücken bekommen. In dieser Gassenmündung aber befand er sich zum Office im toten Winkel. Das Geschoss kann also weder aus meinem Gewehr noch aus dem Gewehr meines Gehilfen gekommen sein.«
Sekundenlang herrschte bedrücktes Schweigen. Dann stieß einer hervor: »Wie es scheint, war der Boss jemandem ein Dorn im Auge. Es ist wohl so, dass sich sein Mörder unter uns befindet.«
Die Worte fielen wie Hammerschläge. Die Umstehenden wechselten schnelle Blicke und Misstrauen prägte das Gesicht des einen oder anderen.
»Und vielleicht der Mörder Jack Baldwins!«, ergänzte McQuade.
*
Der Kopfgeldjäger befand sich zusammen mit dem Marshal und dessen Gehilfen im Office. Ein weiterer Mann war anwesend, den Tom Benedikt als Buster Caldwell vorgestellt hatte. Caldwell ergänzte, dass er der Geschäftsführer James Baldwins im Alhambra Saloon sei. Er war ungefähr fünfunddreißig Jahre alt, über sechs Fuß groß, besaß ein männlich-markantes Gesicht und war auf besondere Weise bemerkenswert.
»Jemand hat das Chaos ausgenutzt und Baldwin eine Kugel serviert«, bemerkte der Town Marshal. Das Licht der Laterne, die über dem Schreibtisch von der Decke hing, ließ seine Augen glitzern. Die Schatten der Anwesenden wurden riesengroß und verzerrt auf den Boden und gegen die Wände geworfen. Der Leichnam Baldwins war längst vom Totengräber abgeholt worden. Die Männer, die James Baldwin mobilisiert hatte, um Lester Quinn zu lynchen, waren nach Hause gegangen.
»Hatte Baldwin Feinde?«, fragte McQuade. Sein fragender Blick war auf Buster Caldwell gerichtet.
»Eigentlich nicht«, antwortete Caldwell nach kurzer Überlegung. »Sicher, es gibt einige Konkurrenten. Aber von denen traue ich keinem einen gemeinen Mord zu.« Caldwell strich sich mit fahriger Geste über die Augen und blinzelte. »Der Gedanke, dass derjenige, der James Baldwin ermordet hat, auch Jack erschoss, ist gar nicht mehr so sehr von der Hand zu weisen.«
»Wer sollte Interesse daran haben, die beiden Baldwins aus dem Weg zu räumen?«, mischte sich der Deputy ein.
Ein Achselzucken Caldwells war die Antwort. Er ging zur Tür, legte die Hand auf den Drehknopf, ehe er die Tür aber öffnete, ergriff er das Wort. Er sagte: »Ich muss mich um Joana kümmern. Die Nachricht vom Tod ihres Mannes wird sie schlimm mitgenommen haben. Sie hat niemand, der ihr in diesen schweren Stunden beisteht. Ich aber war James' Vertrauter. Er würde sicher von mir erwarten, dass ich mich um seine Frau kümmere.«
Als er draußen war und die Tür hinter sich zugezogen hatte, sagte der Marshal dumpf: »Baldwin hat Joana vor etwa zwei Jahren geheiratet. Sie arbeitete als Tänzerin und Sängerin im Alhambra. Joana ist fast zwanzig Jahre jünger als er.«
»Wie geht es mit Lester Quinn weiter?«, fragte McQuade.
Der Marshal verzog den Mund. »Die Ermittlungen betreibt der Sheriff. Es wird sich ergeben, ob er Anklage erhebt. Noch ist Quinn nicht aus dem Schneider. Die Indizien, die gegen ihn sprechen, sind geradezu erdrückend.«
»Der Mord an James Baldwin wirft ein anderes Licht auf die Sache mit Jack Baldwin«, wandte McQuade ein.
»Mag sein«, murmelte Tom Benedikt. »Wir werden sehen, wie sich der Sheriff entscheidet. Machen wir Schluss für heute, McQuade. Kommen Sie am Vormittag zu mir, damit ich Ihnen die Bankanweisung ausstellen kann. Wenn Sie Anspruch auf die tausend Dollar erheben, die Baldwin zusätzlich ausgesetzt hat, dann müssen Sie sich an seine Witwe wenden. Nachdem auch Jack tot ist, dürfte sie die Alleinerbin des gesamten Vermögens, das Baldwin angehäuft hat, sein.«
McQuade verabschiedete sich. Tief in Gedanken versunken ging er zum Hotel.
Vormittags, gegen zehn Uhr, klopfte er gegen die Tür des Hauses, das James Baldwin zusammen mit seiner Frau bewohnt hatte. Es befand sich etwas außerhalb der Stadt und thronte auf einem flachen Hügel wie ein kleines Schloss. James Baldwin schien keine Kosten gescheut zu haben, als er es errichten ließ. Es erinnerte an die im Kolonialstil erbauten Häuser der reichen Baumwollfarmer im Südosten.
Ein Mann, der einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd trug, öffnete. »Sie wünschen, Sir?«
»Ich muss mit Mrs. Baldwin sprechen«, erklärte der
Weitere Kostenlose Bücher