McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
reiten. Für dich wird es allerdings der letzte Ritt sein.«
Stöhnend und ächzend erhob sich der Bandit. In seinen Augen war eine seltsame Leere. Der müde Ausdruck in seinen Zügen konnte nur Resignation bedeuten. Strother Brady hatte erkannt, dass er verloren hatte. Der Härte und Kompromisslosigkeit McQuades hatte er nichts entgegenzusetzen …
Eine Kugel für Emmett Dunn
Band 5
Western von Pete Hackett
Der zerrinnende Klang eines Schusses wehte über den Hügel heran, der sich vor McQuade in die Höhe schwang. Der Texaner fiel seinem Pferd in die Zügel und lauschte. Nachdem der Knall verklungen war, blieb es still. McQuade ruckte im Sattel und schnalzte mit der Zunge. Das verschwitzte Pferd setzte sich in Bewegung. Im Schritttempo trug es den Kopfgeldjäger den Abhang hinauf. Auf dem Scheitelpunkt der Anhöhe parierte er das Tier. Mit brennenden Augen starrte er hinunter in die grasige Senke, die sich anschloss. Ein ganzes Stück weiter im Osten war das dichte Gebüsch zu sehen, das den Creek säumte, der nach Norden floss. Ein staubiger, von Rädern zerfurchter und von Hufen aufgewühlter Weg, der von Osten nach Westen verlief, teilte die Senke. Auf diesem Weg stand ein flacher Farmwagen mit einem Pferd im Geschirr, am Wegrand lag ein Mann mit ausgebreiteten Armen am Boden.
McQuade erfasste die Szenerie mit einem Blick. Es war ein Bild, das ihm mit erschreckender Schärfe in die Augen sprang. Entschlossen trieb er sein Pferd wieder an. Im Trab ritt er hangabwärts, bei dem bewegungslosen Mann am Boden zerrte er das Tier in den Stand und sprang aus dem Sattel. Das Pferd vor dem Fuhrwerk prustete und scharrte mit dem Huf.
Der Mann mochte etwas fünfzig Jahre alt sein. Er war gekleidet wie ein Farmer. Ein dunkler, feuchter Fleck auf der Hemdbrust des Reglosen verriet dem Kopfgeldjäger, dass dieser Mann Opfer eines hinterhältigen Anschlags worden war. Er hob den Kopf und schaute umfassend in die Runde. Aber da waren nur die kargen Sträucher auf den Abhängen, das sonnenverbrannte Büschelgras und die grauen, bemoosten Felsen, die sporadisch aus dem Boden ragten.
Der Mann lebte noch. McQuade holte seine Wasserflasche vom Sattel, schraubte sie auf, ging bei dem Verwundeten auf das linke Knie nieder, schob seine linke Hand flach unter seinen Kopf, hob ihn etwas an und hielt ihm die Öffnung an die spröden Lippen. Wasser rann über das stoppelbärtige Kinn des Bewusstlosen, dann aber begann er zu schlucken, seine Lider flatterten und schließlich öffneten sich seine Augen. Mit dem stupiden Ausdruck des Nichtbegreifens starrte er in McQuades Gesicht. Seine Lippen fingen an zu zucken.
McQuade zog die Hand mit der Flasche zurück und ließ den Kopf des Verwundeten vorsichtig auf den Boden sinken. »Du bist ziemlich übel angeschossen, Mister«, murmelte der Kopfgeldjäger staubheiser. »Gibt es hier in der Nähe eine Stadt, damit ich dich zum Arzt bringen kann?«
Der Verwundete röchelte, dann flüsterte er kaum verständlich: »Tubac, Mister, bring mich nach Tubac. Am Fluss … Du – du musst nach Norden …«
Das Sprechen bereitete dem Mann Mühe. Seine Stimme zerrann. Erneutes Stöhnen brach über seine bebenden Lippen.
McQuade drückte sich hoch, verschraubte die Canteen, hängte sie an den Sattel und holte aus der Satteltasche Verbandszeug. Er schnitt das Hemd des Verwundeten auf, legte ein Stück sauberes Leinen auf die Wunde und klebte es mit Pflaster fest. Dann hob er den Mann auf und legte ihn vorsichtig auf die Ladefläche des Wagens. Anschließend schnallte er seine Deckenrolle vom Sattel und schob sie unter den Kopf des Verletzten.
Eine Minute später rollte McQuade mit dem Fuhrwerk in die Richtung, in der der Fluss verlief. Sein Pferd hatte er hinten am Wagen angebunden. Bei dem schmalen Creek knickte der Weg nach Norden ab. McQuade folgte ihm. Und schon nach einer knappen halben Stunde tauchte eine Ortschaft vor ihm auf. Als er die Stadtgrenze passierte, konnte er auf einem verwitterten Holzschild den Namen des Ortes lesen: Tubac. Diesen Namen hatte ihm der Verwundete genannt.
Die Menschen hatten zu beiden Seiten des Weges, der sich hier zu einer Main Street verbreiterte, ihre Häuser errichtet. Dahinter gab es Schuppen, Ställe und Scheunen, außerhalb der Ortschaft weideten in Koppeln und Corrals Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen.
Der Ort vermittelte Ruhe und Frieden.
Der heiße Sand auf der Hauptstraße war knöcheltief. Die eisenumreiften Räder des Fuhrwerks
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