McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
seine Lippen auseinander: »Seit etwa zwei Wochen weilt in dieser Stadt ein Mann Namens Shannon. Er ist mit einer Wanderherde in diesen Landstrich gekommen. Es handelt sich um etwa zweitausend Rinder. Sie stehen zwei Meilen westlich von Indian Wells. Gehören Sie zu Shannon?«
McQuade schüttelte den Kopf. »Nein. Ich komme von Safford herauf und reite auf der Spur eines Mannes namens Cole Perrigo. Er hat bei einem Pferdediebstahl zwei Männer erschossen, sein Kopf ist fünfhundert Dollar wert.«
Der Raubvogelblick des Sheriffs wurde stechend, er starrte McQuade an, als wollte er dessen geheimste Gedanken ergründen, nagte sekundenlang an seiner Unterlippe und knurrte: »Ich sehe keinen Stern an Ihnen.«
»Ich trage auch keinen«, versetzte McQuade.
»Dann jagen Sie Perrigo der Prämie wegen.«
»Er ist ein Mörder, Sheriff. Und das Gesetz ist scheinbar nicht in der Lage, ihn zu stellen und zur Verantwortung zu ziehen.«
»Das Gesetz steht im Territorium auf verdammt schwachen Beinen, Mister … Haben Sie auch einen Namen?«
»McQuade.«
»Sie sind Texaner.«
»Ja, aus der Gegend von San Antonio.«
»Welcher Wind hat Sie nach Arizona verschlagen«, fragte der Sheriff.
»Die Jagd nach den Mördern meiner Familie. Sicher wollen Sie wissen, ob ich die Kerle geschnappt habe. Ja, ich habe ihnen eine Rechnung präsentiert – eine blutige Rechnung.«
»Und es hat Sie nicht mehr losgelassen, wie?«
»Wie Sie selbst sagen, Sheriff: Das Gesetz steht auf ausgesprochen schwachen Beinen, und oftmals versagt es.« McQuade zuckte gleichmütig mit den Achseln. »Ich brauche keinen Stern. Mich legitimieren die Steckbriefe.«
»Sicher«, murmelte der Sheriff trocken. »Und der Colt ist Ihr Gesetzbuch. Nun gut, McQuade. Ich akzeptiere das. Die Einstellung eines Mannes ist wichtig. Und wenn jemand hilft, dem Recht Geltung zu verschaffen - auf welche Art auch immer -, dann ist das in Ordnung.«
»Ihre Einstellung teilen nicht viele Gesetzeshüter, Sheriff.«
»Ich weiß. Es ist Ansichtssache. Okay, McQuade. Geleiten Sie mich zu dem Platz, an dem Adam Seymour ermordet wurde. Warten Sie draußen auf mich. Ich hole mein Pferd.«
*
Sie hielten an der Stelle, an der das Gras blutverschmiert und Seymours Blut im ausgetrockneten Boden versickert war. Jesse Ballard, der Sheriff, sagte: »Vielen Dank, McQuade. Ich will Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Von nun an komme ich alleine zurecht.«
McQuade wies mit einer knappen Geste seiner rechten Hand nach Westen. »Ich denke, dass der Schuss aus dieser Richtung gekommen ist. Wie heißt der Mann gleich wieder, der mit einer Wanderherde vor Indian Wells steht?«
»Shannon – Jack Shannon. Er und ein weiterer Mann – ein zweibeiniger Wolf -, haben sich in der Stadt im Hotel einquartiert. Bei der Herde befinden sich vier Cowboys. Ich habe Shannon gefragt, ob und wann er weiter zieht. Allerdings erhielt ich nur ausweichende Antworten.«
»In Ordnung, Sheriff«, sagte McQuade. »Ich reite zur Bar-S und verbringe dort die Nacht. Morgen werde ich an der Beerdigung Seymours teilnehmen. Und dann reite ich weiter. Perrigo wurde zuletzt in Holbrook gesehen. Er hat die Stadt in nördliche Richtung verlassen. Möglicherweise will er nach Utah.«
»In Indian Wells ist er nicht aufgetaucht«, gab der Gesetzeshüter zu verstehen. »Good Luck, McQuade. Gott sei mit Ihnen.«
McQuade verzog geringschätzig den Mund. »Von welchem Gott sprechen Sie? Von dem Gott der Liebe und der Gerechtigkeit? Falls es ihn gibt, dann hat er kläglich versagt, als einige Banditen nach dem Krieg der Ranch meiner Eltern einen höllischen Besuch abstatteten. Meine Schwester war einundzwanzig …«
Es hatte bitter und anklagend geklungen. Mit dem letzten Wort nahm der Kopfgeldjäger sein Pferd um die rechte Hand und trieb es an.
Der Sheriff blickte ihm versonnen nach, bis er über eine Bodenwelle aus seinem Blickfeld verschwand. Dann ritt er auf den Hügel im Westen, auf dem McQuade den Killer vermutet hatte.
McQuade ließ sein Pferd traben. Als die Sonne unterging, als sich im Westen der Abendstern zeigte und die Schatten verblassten, erreichte er die Ranch. Brad Dooley, der Cowboy, den McQuade bei seinem ersten Eintreffen auf der Ranch kennen gelernt hatte, kam aus der Mannschaftsunterkunft, einem fünf mal fünf Yard großen Gebäude mit kleinen Fenstern und einer niedrigen Tür. Fragend fixierte er McQuade. Der Kopfgeldjäger zerrte das Pferd in den Stand und rief: »Westlich von
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