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Mea culpa

Mea culpa

Titel: Mea culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Wasserspiegel gedrückt wird, blitzschnell füllt das Boot sich mit Wasser, und die Frau bleibt verwirrt mit ihrem ganzen Gewicht auf der falschen Bootsseite stehen, sie verliert die Balance, fällt ins Wasser, das ganze Boot kippt um, und zwei Rucksäcke rutschen heraus und versinken langsam im wahnwitzig klaren Meer über dem Korallenriff, das wir unter uns sehen.
    Der Filmstar lacht sich tot. Sie heult die Sonne und das Wasser und die anderen Fahrgäste an und ist so norwegisch und fuchtelt dermaßen mit den Armen, dass sie ihre Sonnenbrille verliert, schwupp, und die folgt nun den Rucksäcken, die schon halb auf dem Grund sind. Dann setzt der Star sich auf die Badetreppe am Heck und bepisst sich vor Lachen. Ich stehe gleich hinter ihr, ich sehe eine schwach gelbliche Flüssigkeit zwischen ihren Beinen versickern, weißweinfarben.
    Wer nun noch an Land will, muss schwimmen. Die Shortsjungs geben sich alle Mühe, das Beiboot wieder flottzumachen. Endlich schaffen sie es. Aber inzwischen ist es Zeit zum Mittagessen. Und für mehr Weißwein.
    Die Blondinen haben die ganze Zeit gepichelt. Jetzt greifen sie mit beiden Händen zu. Sie sind nicht betrunken.
    Aber sie reden lauter, lachen heftiger und schwitzen im Gesicht. Die anderen Paare haben resigniert. Sie schielen zu den beiden hinüber, und ihre Gespräche – sofern sie überhaupt etwas sagen – sind leise, fast flüsternd, als ob die beiden Norwegerinnen die für das Boot erlaubte Geräuschmenge unter sich aufbrauchen.
    Die Besatzung amüsiert sich über diese Pichelei. Sie sind fasziniert. Ich stelle mir vor, dass sie unter sich Wetten abgeschlossen haben. Wie viel können diese Damen wohl schaffen? Neue, kühle Flaschen werden gebracht, noch ehe die letzte ganz leer ist. Ich komme beim Zählen durcheinander. Aber die Frauen werden immer witziger, sie ziehen über alle an Bord her, doch aus irgendeinem Grund fällt kein einziger Kommentar über mich. Einmal kann ich mich nicht beherrschen und lache ganz offen.
    Sie schauen mich nicht einmal an.
    Auf dem ganzen Ausflug rede ich so gut wie nicht mit Petter. Er hängt sich an die großen Jungs und hilft. Bei den Segeln, am Ruder und beim Servieren.
    Es ist fast ganz dunkel, als wir zurückkommen. Die Ocean Murmur legt das letzte Stück mit Hilfe des Motors zurück. An Bord wird es friedlicher, die Blonden bekommen Probleme. Aber sie schaffen es an Land. Ohne noch mehr umzuwerfen.
    Ich laufe hinter ihnen her, habe nun doch beschlossen, mich zu erkennen zu geben; ich steuere sie jetzt an. Doch als ich die eine anstupsen will, die Größere, habe ich doch Hemmungen und renne vorbei.
    Ich drehe mich nicht einmal um, aber ich höre und fühle, dass sie mich nicht bemerkt haben; blind nehme ich Petter an der Hand (was er jetzt erlaubt, er ist müde und erschöpft und sehr glücklich) und laufe zur Straße weiter, wo Hervé schon wartet, er hat den Katamaran kommen sehen.
    32
    »Du bist ein verhasster Mensch, Synne Nielsen. Ein verhasster Mensch! Ist dir das klar?«
    Diese Worte wurden ausgespuckt. Synne ertappte sich dabei, wie sie den Kopf einzog.
    Warum saß diese Frau in Synnes Wohnung? Was war passiert?
    »Tiefer als du kann einfach niemand sinken. Du bist das Böse in Person, Synne Nielsen! Das Böse in Person, und eines Tages wirst du dafür bezahlen.«
    Cetacea fiepte jämmerlich, wie sie da mit dem Kopf zwischen den Vorderpfoten neben der Badezimmertür lag.
    Synne erhob sich zögernd; vielleicht war es das Aussehen der Frau, das es ihr verboten hatte, sie abzuweisen, aber das hier war unmöglich; das würde sie sich keinesfalls bieten lassen. Wortlos wies sie auf die Wohnungstür, vielleicht ein wenig zu zögerlich, zu unentschlossen, jedenfalls zeigte diese Geste keinerlei Wirkung, die Frau blieb sitzen, verkniffen, mit geradem Rücken und einer schwarzen Handtasche aus Lackleder auf dem Schoß; eine symmetrische Frau, das war sie, sie saß ganz gerade da, mit geschlossenen Beinen, wie Rebecca das auch manchmal tat, wenn sie wütend war oder Angst hatte, oder vielleicht auch beides.
    »Rebecca hat immer Freundinnen gehabt. Nette, NORMALE Freundinnen. Nicht solche wie du, du gerissene, gemeine  …«
    Jetzt hatte sie ihr Pulver fast verschossen, auf jeden Fall musste sie neu laden.
    »Eines musst du wissen, Synne Nielsen: Ich habe meinem Arzt erzählt, wie grausam du in unsere Familie eingebrochen bist, du hast sie zerstört, nicht nur für uns Erwachsene, wir kommen immer zurecht, auch wenn mein Leben in

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