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Mea culpa

Mea culpa

Titel: Mea culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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ahnte.
    Synne gegenüber verhielt Benedicte sich freundlich. Aber sie war beunruhigend aufmerksam. Ihr Blick, ihre schwarzen Augen jagten hin und her, auf und ab, blitzschnell, kein zwischen Rebecca und Synne gewechselter Blick entging ihnen. Sie hörte alles, sah alles. Es war so, als hätten sie ein Kaninchen im Zimmer, immer auf der Hut, immer mit zitternden Schnurrhaaren. Rebecca wurde dann kühl, Synne nervös.
    Benedicte wusste Bescheid über sie. Sie war nicht dumm, sie fragte und bohrte. In den ersten Jahren hatte Rebecca gesagt, mit wem sie zusammen sei, sei nicht Benedictes Angelegenheit. Jetzt bestätigte sie das alles, ja, es stimmte, aber es sollte sich nie zwischen sie und die Kinder stellen. Benedicte war das einzige Kind, das überhaupt Fragen stellte. Scheinbar war sie die Einzige, die sich dafür interessierte. Synne kam nicht oft zu ihnen, in das neue Haus, das gemütlicher und billiger war als das alte, das Christian schließlich verkauft und durch eine riesige Wohnung ersetzt hatte, der Garten war nur Rebecca wichtig gewesen, ihm nicht. Rebeccas kühles Verhalten ihr gegenüber, wenn die Kinder dabei waren, ihre oberflächliche Höflichkeit, ihre Freundlichkeit, die sie auch jedem Gast erwiesen hätte, machten Synne unsicher und ließen sie nachts nicht schlafen. Vielleicht sah sie die Kinder einmal im Monat. Vielleicht noch seltener.
    Caroline und Martin hatten sich an Synne gewöhnt. Henrik mochte sie gern. Benedicte war auf der Hut, sowie Synne auftauchte. »Wisst ihr, was Cutty Sark bedeutet?«, fragte Synne.
    Keine Antwort.
    »Kurzes Hemd.«
    Henrik lachte und wäre in seinem Eifer, den Anker zu berühren, einen kleinen, perfekten metallenen Anker, fast auf den Tisch geklettert.
    »Nicht anfassen«, rief Martin. »Dir fallen dauernd die kleinen Teile auf den Boden.«
    »Natürlich kann er den Anker anfassen«, sagte Synne. »Den verliert er nicht.«
    »Wer kriegt das denn nun?«, beharrte Martin.
    »Das werden wir sehen«, sagte Synne. »Vielleicht kann es hier im Wohnzimmer hängen.«
    Rebeccas Vorstellung von einem gut eingerichteten Wohnzimmer beinhaltete wohl kaum ein großes Modell der Cutty Sark, aber den Streit sollten sie unter sich klären.
    »Die Cutty Sark wurde 1869 gebaut«, erzählte Synne. »Sie hat viele, viele Jahre lang am Tee-Rennen teilgenommen.«
    »Am Rennen«, rief Henrik begeistert. »Dann ist sie ja ein Rennboot! Aber so sieht sie nicht gerade aus.«
    Er musterte den Bauplan mit skeptischer Miene.
    »Nicht so ein Rennen. Sie war auf Teefahrt nach China. Hat dort Tee geholt.«
    »Das wird doch nie fertig«, seufzte Caroline. »Jetzt arbeiten wir schon seit Jahren daran.«
    »Tun wir nicht. Erst seit fünf Monaten. Noch fünf, dann sind wir vielleicht fertig. Gut Ding braucht Weile. Außerdem sollst du nicht das sagen. Schiffe sind weiblich.«
    »Ich bringe Nannie an«, sagte Henrik zufrieden. »Und den Anker.«
    Synne blieb nur selten bei Rebecca, nachdem die Kinder schlafen gegangen waren. Schon vor Jahren hatte sie erkannt, dass die Kinder ruhiger waren, wenn sie vorher das Haus verließ; sie hatten die Sache dann besser unter Kontrolle; vor allem Benedicte war weniger verkrampft, wenn sie wusste, dass Henrik bald ins Bett musste.
    An diesem Abend blieb Synne jedoch sitzen. Die drei jüngsten waren schon auf ihre Zimmer gegangen.
    »Hier«, sagte sie und reichte Benedicte fünfhundert Kronen. »Wo du dich doch nicht an der Cutty Sark beteiligst, meine ich.«
    Rebecca protestierte, doch Benedicte hatte sich schon bedankt, nicht herzlich, aber auch nicht unhöflich; kurz und korrekt, mit einem fast unsichtbaren Lächeln, und sie steckte den Schein in die Tasche.
    »Ich dachte«, sagte Synne jetzt, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Wünschst du dir vielleicht irgendwas? Etwas, das du gern hättest, wozu dir aber das Geld fehlt?«
    Benedicte zuckte mit den Schultern, sah Synne aber nicht an.
    »Ja, vielleicht. Danke.«
    Ein blitzschnelles Lächeln, die Augen jagten zwischen ihnen hin und her.
    »Ich geh mal kurz auf mein Zimmer. Ich komm nachher aber wieder runter.«
    Sie bewegte sich linkisch, typisch für einen Teenager, und Synne hatte das Gefühl, diese Bewegungen zehntausendmal zu sehen, ehe Benedicte auf der Treppe in den ersten Stock verschwunden war.
    »Es tut mir schrecklich weh, dass du sie hasst«, sagte Rebecca plötzlich leise.
    »Dass ich sie hasse? Wen denn?«
    »Benedicte.«
    Sie saßen weit voneinander entfernt, beruhigend weit,

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