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Mea culpa

Mea culpa

Titel: Mea culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Rückgrats, die Muskulatur löste sich auf, schwamm im vielen Wasser, das über ihren Rücken schäumte, und Rebeccas Hände, die niemals ruhten, stahlen sich um ihre Arme und verlangten die Brüste; aber die waren zu tief unten, und es war zu eng; Synne sank auf die Knie und musste die Brust loslassen, widerwillig, mit einem lauten Glucksen, die Brustwarze verzog sich dahin, wo sie hingehörte, und Rebecca wimmerte und riss sie an den Haaren, und Synne ertränkte sich, ertrank und wollte nie wieder Luft einziehen, sondern nur diesen süßen Duft: Ingwer und Seife.
36
    Nach zwei Wochen kommt mir die Ahnung, dass Asha mich beim Wort genommen hat. Inzwischen bin ich in alte und schlechte Gewohnheiten zurückgefallen. Mein Tagesablauf gerät wieder durcheinander, ich esse kaum noch. Der Frost hat sich wieder irgendwo zwischen meinen Schulterblättern festgesetzt, ich trage einen Pullover und frage mich, ob es daran liegen kann, dass ich dauernd und außerhalb jeglichen Zyklusses an Schmierblutungen leide. Bald müsste ich doch leer sein; und ich sehe es: die Lippen, gesprungen und wund von der Sonne, bleich, grauweiß, vor allem abends, beim geringsten Anlass wird mir schwindlig. Der Korb mit der schmutzigen Wäsche ist überfüllt, und ich kaufe neu, statt zu waschen.
    Ich muss hingehen. Es ist unerhört; ich weiß außerdem nicht genau, wo es ist. Eine gewisse Verlegenheit hindert mich daran, Hervé zu fragen. Sein Verhalten in der letzten Zeit kann darauf hinweisen, dass er weiß, dass etwas vorgefallen ist. Wie immer ist er höflich, aber gemessen, gedämpft, sein Lächeln ist nicht mehr so herzlich, wenn er mich ins Dorf fährt, weil ich Bier und saubere Unterhosen kaufen will.
    Asha und Petter gehen am Strand entlang, wenn sie mich verlassen. Weit weg kann es nicht sein, Petter hat ab und zu etwas von zu Hause geholt, und er brauchte selten mehr als eine halbe Stunde. Er läuft zwar immer, er geht nie, dieser Knabe, er springt, fegt und rennt, aber so schrecklich weit kann es trotzdem nicht sein.
    Hinter dem Strand, hinter den Hotels mit den vielen Touristen, hinter den vielen Sicherheitswachen, die darauf aufpassen, dass ich am Wasser bleibe und nicht plötzlich einen Strandkorb an mich reiße, nach allem, was sauber und teuer ist, liegt sie da. Ich sehe sie nicht zum ersten Mal. Eine kleine Ansammlung von Blechhütten, mit Stützsteinen, die aussehen wie Basaltbrocken; es hilft nichts, dass die Behörden versuchen, die Fremden durch eine zur Hauptstraße gelegene hohe, breite Betonmauer zu beschützen. Ich habe diese Siedlung schon früher entdeckt, und sie stinkt so heftig, dass keine Mauer auf der ganzen Welt helfen kann. Streunende hässliche, seltsame Hunde wühlen in Abfall und altem, halb verfaultem Gemüse. Hier kann es doch nicht sein.
    Zögernd biege ich um die Mauer. Kein Mensch zu sehen, nur die Hunde, sie schielen mich aus gelben Augen an. An einer Schnur zwischen zwei schiefen Stangen hängt Wäsche, geblümter, verschlissener Stoff, Bettzeug vielleicht? Langsam weiche ich zur Straße zurück.
    Ein Taxi kommt. Es ist nicht Hervé, aber ich halte es trotzdem an.
    »Asha? Weißt du, wo Asha wohnt?«
    Der Fahrer grinst. Eine Schildkröte auf dem Armaturenbrett wackelt mit dem Kopf und gibt Fichtennadelduft ab. Mir wird schlecht, und ich muss die Augen niederschlagen.
    »Was für eine Asha?«
    »Die mit dem Sohn. Pierrot.«
    Meine Handfläche zeigt eine Höhe, die einen guten Meter über dem Asphalt liegt.
    »No idea, ma’am«, sagt der Fahrer und fährt weiter, ehe ich mich in Sicherheit gebracht habe, der Wagen streift mein Knie.
    Ich reibe mir die wehe Stelle und humpele weiter in Richtung Ort, in das eigentliche Dorf, mit Marktplatz und Läden und Straßenhändlern und Taxistand.
    Eine ältere Frau kommt auf mich zu. Sie hat ein wenig Ähnlichkeit mit Asha, das liegt an ihrem Gang, und für einen Moment bleibe ich stehen, vielleicht habe ich Glück, aber sie ist es nicht. Sie hat Ähnlichkeit. Auch sie trägt dieses Kastenzeichen, das eigentlich bedeutet, dass sie verheiratet ist, den Fleck und den Strich, und ich halte sie auf, vorsichtig, mit einer schüchternen Handbewegung. Zweifelnd und widerwillig wird sie langsamer, bleibt aber nicht stehen, ich trippele rückwärts und wahre eine Distanz, die ihr keine Angst macht, das ist schwer, und fast gerate ich ins Stolpern, an einem Bordstein, und endlich bleibt sie stehen.
    »Kennen Sie Asha?«, stottere ich auf Französisch. »Asha, die mit dem

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