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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Achse des Bosen
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auffälligen Merkmale aufwiesen. Es war schwierig, sie einem bestimmten Käufer zuzuordnen. Das galt ebenfalls für die gepolsterte Versandtasche, einen Artikel, den man überall erwerben konnte und der in tausenden von Geschäften in der amerikanischen Hauptstadt oder den angrenzenden Staaten gekauft worden sein konnte. Mit viel Glück wäre es vielleicht möglich, die Anzahl der Geschäfte auf ein paar Dutzend zu begrenzen, doch das würde viel Zeit und Mühe kosten. Einen Käufer zu finden war hingegen schier unmöglich. Würde sich ein viel beschäftigter Verkäufer daran erinnern, vor einem Monat oder einem Jahr einen Bic-Stift oder einen Posten Druckerpapier verkauft zu haben? Bei dem HP-Drucker waren die Chancen am größten, einen Käufer aufspüren zu können. Es war dennoch ein Wettlauf mit der Zeit.
    Rob Owens, ein großer hagerer Mann aus Pennsylvania, war der Vizedirektor des präsidialen Personenschutzes. Der Direktor hatte ihn um acht Uhr in einem persönlichen Gespräch über die Drohung von al-Qaida informiert. Er musste sich noch von dem Schock erholen. In der Abteilung Personenschutz des Präsidenten arbeiteten zweihundert Special Agents. Dieser Job gehörte zu den begehrtesten innerhalb des Geheimdienstes. Da Abu Hasims Brief eine direkte Drohung gegen den Präsidenten enthielt, war es Owens Aufgabe, in den nächsten Stunden und Tagen für die Sicherheit des Staatschefs zu sorgen. Trotz der Warnung, der Präsident dürfe das Weiße Haus nicht verlassen, musste Owens jede erdenkliche Maßnahme ergreifen, um ihn gegebenenfalls in Windeseile in Sicherheit zu bringen.
    Sollte ihm dies nicht gelingen, obwohl der Notfall eintrat und der Sprengsatz gezündet wurde, hätte er keine andere Alternative, als den unterirdischen Bunker zu nutzen. Dieser war mit Filtersystemen gegen radioaktive Strahlen, chemische und biologische Kampfstoffe, Lebensmittelvorräten, Schutzanzügen, Schlafstellen, einem Kommunikationssystem und anderen Dingen ausgestattet. Der Bunker war von Technikern der Armee erbaut worden. Er bot dem Präsidenten im Falle eines plötzlichen Anschlags mit ABC-Waffen eine nahe gelegene Zufluchtsstätte. Owens ging noch einmal seine Liste der zu erledigenden Dinge durch. Er musste überprüfen, ob im oder in der Nähe des Oval Office und den Privaträumen des Präsidenten genügend Schutzanzüge und Sauerstoffgeräte zur Verfügung standen, damit der Präsident im Notfall sofort in den Bunker eilen oder über den Rasen zu seinem Hubschrauber laufen konnte. Owens war in Gedanken versunken, als es an der Tür klopfte. Ein stämmiger Mann mit melancholischen Gesichtszügen und einem auffälligen Schnurrbart betrat sein Büro. »Sie wollten mich sprechen, Sir?«
    »Setzen Sie sich bitte, Harry.«
    Wenn man in Harry Judds Gesicht blickte, fiel, abgesehen von seiner kummervollen Miene, als Erstes eine tiefe Narbe neben der Nasenspitze auf, die die Größe eines kleinen Fingernagels hatte. Owens musste immer unwillkürlich auf die Narbe schauen, denn sie sah aus, als hätte jemand ein Stück von Harrys Nase abgebissen. Er war einundfünfzig Jahre alt, kahlköpfig und ein bisschen übergewic htig. Beim Geheimdienst war er so etwas wie eine lebende Legende. Dieser Mann strahlte eine Ruhe aus, die den Kollegen in Krisenzeiten half, einen kühlen Kopf zu bewahren.
    Harry Judd war seit fünfundzwanzig Jahren beim Geheimdienst und hatte als Stellvertreter des Vizedirektors des Personenschutzes unter vier Präsidenten gedient. Ermittlungen in Falschgelddelikten und Kreditkartenbetrug hatten ihn nach Chicago, New York und Miami geführt. An jenem Tag, als Reagan im Washingtoner Hilton angeschossen wurde, war er im Dienst und hatte das Pech, von einer Kugel in den Arm getroffen zu werden. Die Verwundung der Nase hatte sich Judd in Miami im Rahmen einer Falschgeldermittlung zugezogen.
    Eine Operation hätte die tiefe Narbe beseitigen können, doch Judd interessierte das nicht. Eitelkeit gehörte nicht zu seinem Wesen. Owens musste beim Anblick seines Stellvertreters immer an einen Bluthund mit Dackelblick denken. Einen schnellen, intelligenten Bluthund, dem der Job alles bedeutete.
    Judd war über die allgegenwärtige Bedrohung bereits unterrichtet worden. Owens reichte ihm die Liste. »Wir beginnen mit den Schutzanzügen, Harry. Sorgen Sie dafür, dass genügend zur Verfügung stehen. Ich habe notiert, wo wir sie sicher und unbemerkt lagern können. Wenn Ihnen etwas Besseres einfällt, sagen Sie es mir.«
    Judd

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