Meade Glenn
gefallen, wenn deine Mama noch ein Baby hätte? Wenn du einen Bruder oder eine Schwester hättest?«
»Nee.«
»Warum nicht?«
»Dann muss ich meine Spielsachen mit ihnen teilen. Mama, kann ich meine Badehose von den Power Rangers mit zur Schule nehmen? Können wir nach der Schule schwimmen gehen?«
Daniel hatten ihre Fragen nicht besonders beeindruckt.
Wahrscheinlich war es für einen Dreijährigen zu viel verlangt, selbst wenn er so clever war wie Daniel. Sie lächelte hilflos.
»Na gut.«
»Danke, Mama.« Daniel gab Nikki schnell einen Kuss und rannte davon. Nikki lauschte den Schritten ihres Sohnes, der faber den Flur in sein Zimmer lief. Wie viel Zeit blieb ihr noch?
fünf, sechs Jahre? Mit etwas Glück vielleicht sogar etwas länger.
Sollte sie die Beziehung beenden? Sie liebte Jack Collins. Selbst wenn die Beziehung sich nicht so entwickelte, wie sie es sich wünschte, wollte sie die Beziehung nicht beenden. Früher oder später würde sie sich auf jeden Fall entscheiden müssen.
Zwischen der 10. und der 11. Straße lag das moderne, dunkel gestrichene Gebäude, das dem Geheimdienst der Vereinigten Staaten als Hauptquartier diente. In einem flotten Fußmarsch erreichte man es vom Weißen Haus in zehn Minuten.
1865 war eine winzige staatliche Behörde gegründet worden, um gegen das Falschgeld, das während des amerikanischen Bürgerkriegs in Umlauf war, anzukämpfen. Heute waren hier über fünftausend Menschen beschäftigt: Special Agents, uniformierte Beamte, Techniker, Büroangestellte und Agenten in über hundert Städten überall in Amerika und einem Dutzend ausländischer Staaten - unter anderem in Moskau und Bangkok.
Die vordringlichste Aufgabe des Geheimdienstes war es, den US-Präsidenten sowie den Vizepräsidenten und ihre engsten Familienangehörigen zu beschützen und Drohungen nachzugehen. Hinzu kam der Schutz ausländischer Staatsoberhäupter, die zu Besuch in Amerika weilten, sowie anderer hoch stehender Persönlichkeiten, wozu auch die Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrates gehörten. Der Aufgabenbereich beschränkte sich allerdings nicht darauf, das Leben des Präsidenten notfalls mit dem eigenen zu schü tzen.
Der Geheimdienst führte auch Ermittlungen durch, wenn es um Falschgeld, Betrugsdelikte, Computerkriminalität, gefälschte Ausweise und Papiere, Geldwäsche und Kreditkartenbetrug ging. Es war nicht jedem bekannt, dass diese Behörde über die größte Sammlung von Tinte und Papier in der ganzen Welt verfügte und allein über achthundert Sorten Tinte ihr Eigen nennen konnte. Die erfahrenen Experten konnten anhand einer geschriebenen oder gedruckten Probe bestimmen, aus welchem Land oder welcher Region das Papier stammte und wann es hergestellt worden war. Mithilfe einer Tintenanalyse konnte fast auf den Tag genau nachgewiesen werden, wann ein Brief geschrieben worden war.
An dem Tag, als Abu Hasims Forderung im Weißen Haus einging, begannen der Geheimdienst und das FBI bereits um 11.30 Uhr mit ihrer Informationssammlung. Special Agents aus der Washingtoner Zentrale machten sich an die Arbeit und quetschten ihre Informanten aus. Jede Information über Personen aus den arabischen Staaten, die gefälschte Papiere oder gestohlene Kreditkarten kaufen wollten oder kürzlich Immobilien oder Wohnungen in der Stadt angemietet hatten, wurde angemessen honoriert. Um zwei Uhr an jenem Nachmittag hatte das Labor des Geheimdienstes die ersten Analysen der Begleitbriefe, die mit der Videokassette in der gepolsterten Versandtasche an den saudiarabischen Diplomaten geliefert worden waren, abgeschlossen. Die Adresse auf der Versandtasche war mit einem serienmäßig hergestellten Ballpoint-Stift mit blauer Tinte der Marke Bic etwa vier Tage vor der Auslieferung geschrieben worden. Die Seite mit der Lagebeschreibung des Schließfaches am Bahnhof hatte dieselbe Person mit demselben Stift zum selben Zeitpunkt geschrieben.
Um Mitternacht desselben Tages stand fest, dass die beiden gedruckten Seiten mit den Namen der Gefangenen mit einem Hewlett-Packard-825c-Tintenstrahldrucker ausgedruckt worden waren. Er gehörte zu einer Großlieferung, die ein HP-Lieferant auf den Philippinen vor einem Jahr in sieben Länder des Nahen Ostens und Asiens geliefert hatte. Das verwendete Papier war sechs Monate zuvor in einer Fabrik in Malaysia, die einen Großteil des Nahen Ostens und Südostasiens belieferte, produziert worden. Der Bic, das Papier und der HP-Drucker waren Serienprodukte, die keine
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