Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Achse des Bosen
Vom Netzwerk:
nahm die Liste und strich über die Narbe auf seiner Nase. Durch diese Angewohnheit lenkte er die Aufmerksamkeit eines jeden unwillkürlich auf diesen Makel. »Ja, Sir.«
    »Und checken Sie noch einmal den Bunker. Stellen Sie sicher, dass alles dort ist, was wir im Notfall brauchen. Sprechen Sie mich an, falls ich etwas vergessen haben sollte. Das ist im Moment alles.«
    Owens war in all den Jahren der Zusammenarbeit mit Harry Judd noch nie die geringste Spur von Verzagtheit bei diesem Mann aufgefallen. Die nächste Frage stellte er jedoch nicht in seinem üblichen gelassenen Ton. »Haben die Ermittlungen schon etwas ergeben?«
    Owens schüttelte den Kopf. Er hoffte, die Ermittlungen des Geheimdienstes und des FBI würden den Fall bald lösen, aber dafür gab es keine Garantie. »Leider nicht. Ich werde beten, Harry.«
    Anderthalb Kilometer vom Sitz des Geheimdienstes entfernt, betrat ein Mann den Rose Garden des Weißen Hauses. »Ich muss mal ein paar Minuten allein sein. Okay, Jungs?«
    »Klar.« Die beiden Geheimdienstagenten warteten hinter der Terrassentür des Westflügels. Als Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates und einer der loyalsten Berater des Präsidenten stand diesem Mann ein Personenschutz rund um die Uhr zu.
    Er lief über einen der schmalen Gartenwege und zündete sich eine Zigarette an. Der Rose Garden bestand nur aus einem kleinen gepflegten Rasenstück mit einigen Büschen und weiß gestrichenen, schmiedeeisernen Gartenmöbeln. Viele glaubten, er verdanke seinen Namen prächtigen Rosensträuchern, was ein gewaltiger Irrtum war. In Wirklichkeit war der Garten nach der Präsidentenmutter, Rose Kennedy, benannt worden. Der Mann atmete tief durch, inhalierte die Luft und den Rauch und seufzte beunruhigt. Abgesehen von einem kurzen Aufenthalt in seiner Wohnung, war er seit dem ersten Krisengespräch vor fast vierundzwanzig Stunden im Weißen Haus eingesperrt. Er brauchte unbedingt eine Pause, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    Als er an diesem kalten Novembermorgen über den feuchten Rasen lief, quälte ihn wieder die Frage, die ihm seit Anbeginn der Krise nicht mehr aus dem Kopf ging. Warum tat er das?
    Warum half er einer Bande islamistischer Glaubensfanatiker, das Leben von Millionen amerikanischer Mitbürger zu gefährden? Jeder hätte ihn für verrückt erklärt, wenn er ihm seine Gründe anvertraut hätte. Für ihn waren es jedoch ehrenhafte Gründe, durch die sich in seinem Land alles zum Guten wenden könnte, und er war fest entschlossen, sein Ziel zu verfolgen. Nichts würde seine Meinung ändern. Es war ein riskantes Spiel, das ein geschicktes Vorgehen verlangte.
    Um zwölf Uhr hatte er einen Termin mit seinem Kontaktmann, aber zuerst musste er ein Telefonat führen. Er konnte auf keinen Fall die Telefone des Weißen Hauses oder ein öffentliches Telefon benutzen, ohne Aufsehen zu erregen.
    Für diese Art von Telefonaten stand ihm ein Handy zur Verfügung, das in seiner Brusttasche steckte. Es war kein gewöhnliches Handy, sondern ein »geklontes«, wie es in Polizeikreisen hieß. Mit einem so genannten Curtis-Gerät und einfachem elektronischen Zubehör konnten ein Krimineller oder Techniker Handys in der Nähe orten und die Daten auf dem Chip lesen. Dabei ging es vor allem um die ESN-Nummer, die elektronische Seriennummer, und die mobile Identifikationsnummer, MIN. Diese Daten wurden in ein anderes Handy eingespeichert. Ein derartiges Verfahren erlaubte es dem Nutzer, das »geklonte Handy« kostenfrei zu nutzen. Die Anrufe wurden dem registrierten Besitzer in Rechnung gestellt.
    Viel interessanter war jedoch der Umstand, dass die Anrufe kaum zurückverfolgt werden konnten. Wenn man es sorgsam und selten benutzte, konnte das »geklonte Handy« wochen- und sogar monatelang benutzt werden, solange der registrierte Besitzer seine Rechnung nicht genau überprüfte. Die beiden Handys, die er und sein Kontaktmann benutzten, waren von einem arabischen Techniker in Washington »geklont« worden.
    Er hatte ihnen bei minimalem Gebrauch eine Nutzung von zwei Wochen zugesichert. Nach dieser Frist erhielt der rechtmäßige Eigentümer seine Rechnung.
    Er stand auf dem kalten Rasen und dachte über alles nach. Es gab noch ein weiteres Problem, und das waren die Leute vom Personenschutz. Wie könnte er sich dieser Typen entledigen, die ihn rund um die Uhr beschatteten? Irgendwie musste er es schaffen. Er warf seine Zigarette auf die Erde. Es musste ihm gelingen, das Weiße Haus zu verlassen,

Weitere Kostenlose Bücher