Meade Glenn
Zeugen. Die anderen Spuren sind von dem Motorrad, Lou.«
»Sonst noch was?«
Der Kriminaltechniker schüttelte den Kopf. »Nichts. Die Kollegen aus Maryland haben gute Arbeit geleistet. Soweit wir es beurteilen können, ist ihnen nichts entgangen. Wir suchen trotzdem weiter. Wenn wir was entdecken, sagen wir euch sofort Bescheid.«
»Danke.«
Die beiden Kollegen gingen davon. Morgan setzte sich ans Steuer, Collins auf den Beifahrersitz und Kursk auf die Rückbank. »Und jetzt?«, fragte Kursk mit müder Stimme.
»Gute Frage, Major. Im Moment können wir nicht viel tun.«
Collins starrte auf den Tatort und nickte Morgan zu. »Okay, Lou, schmeiß die Kiste an, und dann hauen wir uns alle ein paar Stunden aufs Ohr.«
Zehn Minuten später klingelte Collins’ Handy. Sie fuhren auf dem Highway 4 Richtung Washington. Kursk war schon eingenickt. Collins schaltete sein Handy ein und hörte eine vertraute Stimme.
»Jack…?«
»Nikki… entschuldige bitte, dass ich nicht angerufen habe, aber wir hatten höllisch viel zu tun…«
»Jack, ich muss mit dir reden«, sagte Nikki in dringlichem Ton.
Collins war sofort hellwach. »Was ist los, Nikki? Bist du okay? Ist mit Daniel alles in Ordnung?«
»Ja, alles in Ordnung mit uns. Es geht um etwas anderes, Jack. Es ist wichtig. Wir müssen uns heute noch sehen.«
Collins war fix und fertig. Er stand am Rande eines Zusammenbruchs. Die Straßenlichter sah er nur noch schemenhaft. »Hat das nicht bis morgen Zeit, Nikki? Ich bin todmüde, Liebling. Es war ein anstrengender Tag.«
»Hast du überhaupt geschlafen?«
»Nein.«
»Seit gestern Abend?«
»Richtig.«
Nikki schwieg, ehe sie fortfuhr. »Tut mir Leid, Jack, dass ich dich gestört habe. Du hast sicher viel Arbeit… Ich kann trotzdem nicht warten, Jack. Wir müssen uns sehen.«
»Nikki… bitte… morgen. Wir reden morgen.«
»Es muss jetzt sein, Jack. Heute noch«, beharrte Nikki. »Wir können uns treffen, wo du willst, aber unbedingt heute Abend.«
48
Washington, D.C.
20.15 Uhr
Im fünften Stock des J. Edgar Hoover Buildung legte Thomas J.
Murphy soeben den Hörer auf. Der Leiter der Antiterroreinheit des FBI dachte über das Telefonat nach, das er soeben mit einem hochrangigen israelischen Geheimdienstoffizier in Tel Aviv über eine abhörsichere Leitung geführt hatte. Thema des Gesprächs war eine junge Palästinenserin namens Karla Sharif.
Vor einer halben Stunde hatte er vom FSB in Moskau ein paar vertrauliche Informationen erhalten, die er durch das Telefonat mit dem israelischen Geheimdienstoffizier hatte vervollständigen wollen.
Oberst Uri Rand aus Tel Aviv hatte ganze Arbeit geleistet.
Innerhalb von zwanzig Minuten lieferte er Murphy eine detaillierte Zusammenfassung der Mossad-Geheiminformationen über die junge Frau. Er wollte der israelischen Botschaft in Washington noch in dieser Nacht ihre Akte und ihr Foto schicken. Der Oberst versprach, dass die übersetzte Akte am nächsten Morgen um acht Uhr auf Murphys Schreibtisch liegen würde. Ein Kurier der Botschaft sollte sie ihm persönlich aushändigen.
Es überraschte Murphy ebenfalls, wie schnell und präzise die Russen seine Fragen beantwortet hatten. Der russische Geheimdienst entdeckte bei der Durchsicht alter KGB-Akten eine Palästinenserin namens Karla Dousad. Die Verbindung zwischen ihr und Nikolai Gorev war aktenkundig. Karla Dousad war am 12. Februar 1984 als Einundzwanzigjährige mit zwei Dutzend Palästinensern nach Moskau gekommen, um dort zu studieren. Dieses Studium schloss in Wahrheit ein Jahr an der Patrice- Lumumba-Universität ein, wo Karla Dousad eine Guerillaausbildung des KGB erhielt. Dazu gehörten unter anderem die Ausbildung an der Waffe, das Herstellen von Bomben und Operationsplanungen. Murphy staunte nicht schlecht.
Karla Dousads Vater arbeitete als Ingenieur in New York und kehrte mit seiner Frau und Tochter in den Libanon zurück, als Karla zwölf Jahre alt war. Karla Dousad studierte an der amerikanischen Universität in Beirut, bevor sie nach Moskau reiste, und sprach fließend Französisch und Englisch. An der Lumumba-Universität gehörte sie zu den besten palästinensischen Studenten, die das KGB je ausgebildet hatte.
In ihrer Akte wurde erwähnt, dass Carlos Sanchez - Carlos der Schakal - beeindruckt von ihren Leistungen gewesen sei und sie in seine Terrororganisation habe aufnehmen wollen.
Selbst zu der Beziehung zwischen Karla Dousad und Nikolai Gorev, der an der Lumumba-Universität lehrte, erhielt
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