Meade Glenn
250 Knoten näherte sich Sukov seinem Ziel. Er stellte den Steuerknüppel in den Leerlauf, drosselte erneut das Tempo und gab den Befehl. »Bombenschächte öffnen.«
Sekunden später öffneten sich die Bombenschächte im Boden des Fliegers. Durch den erhöhten Luftwiderstand fing die Bear an zu trudeln. » Zwei Minuten bis zum Abwurf.«
»Oberst, ein Funkspruch für Sie.«
Sukov hörte die Stimme des Funkers in den Kopfhörern.
»Von wem, verdammt?«
»Kommandozentrale Moskau.
Operation einstellen!
Operation einstellen!«
»Entschärfen Sie die Fracht! Entschärfen Sie sofort die Fracht!«, schrie Sukov in sein Mikro. Er riss den Steuerknüppel hoch, beschrieb eine Linkskurve und entfernte sich vom Zielort.
»Fracht entschärft, Oberst«, rief der Kopilot.
Sukov wischte sich den Schweiß von der Stirn und atmete erleichtert auf. Aus irgendeinem Grunde war »Operation Hammer« abgeblasen worden.
VIERTER TEIL
11. - 12. NOVEMBER
Washington wird dem Erdboden
gleichgemacht
21
Washington, D.C.
11. November, 23.15 Uhr
Dreiundzwanzig Stunden waren verstrichen, seit die Hauptstadt der Vereinigten Staaten die Drohung des al-Qaida-Netzwerks erhalten hatte. Gegen 17.20 Uhr war die Dunkelheit in Washington hereingebrochen, und um 23.00 Uhr war der gesamte Sicherheits- und Polizeiapparat der Vereinigten Staaten in Bewegung, um die Bedrohung abzuwenden. Das FBI und die CIA wussten nichts von dem Telefonat zwischen Vasily Kuzmin und dem amerikanischen Präsidenten. Sie waren in ihrem Hauptquartier in Langley, Virginia, das dreißig Kilometer von der Hauptstadt entfernt lag, eifrig damit beschäftigt, Befehle an die Leiter der FBI- und CIA-Büros in der ganzen Welt herauszugeben. Im Mittelpunkt der weltweiten Ermittlungen standen die Fragen, wie Abu Hasim an das Nervengas gekommen war, wie er seinen Sprengkörper konstruiert und welche von seinen Anhängern er in Washington versteckt haben könnte.
Im fünfundzwanzig Kilometer entfernten Fort Meale, Maryland, war die Nationale Sicherheitsbehörde untergebracht.
Hier arbeiteten über dreißigtausend Mitarbeiter, die ihre Ermittlungen auf elektronischem Wege durchführten. Ihnen standen Satelliten und terrestrische Kommunikationsstationen, die jeden Punkt der Erde abdeckten und vierundzwanzig Stunden pro Tag in Betrieb waren, und eine 70.000m2 große unterirdische Computerzentrale zur Verfügung. Mithilfe dieser ultramodernen Technik fing die NSA Millionen von Telefonaten ab, die über Festnetze und Handys geführt wurden, durchstöberte gesendete E-Mails, und das alles in dem mitunter zweifelhaften Interesse von Amerikas Sicherheit.
Ob ein chinesischer Fabrikmanager in Peking ein Privatgespräch mit einem Kunden oder ein unverdächtiger italienischer Politiker ein intimes Gespräch mit seiner Geliebten in Rom führte, niemand war vor den Lauschangriffen der Sicherheitsbehörde sicher. Die Gespräche und E-Mails wurden auf leistungsfähigen Computern gespeichert und elektronisch auf bestimmte Schlüsselwörter hin gecheckt, woraufhin Analytiker und Spezialisten die herausgefilterten Nachrichten unter die Lupe nahmen. Schon seit Stunden wurden hier ganze Monatsbestände von Daten, die auf tausenden von Computerdisketten gespeichert waren, von der NSA in der Hoffnung, auch nur den Fetzen eines Hinweises zu liefern, überprüft.
Am Andrews-Luftwaffenstützpunkt außerhalb von Washington wurden Dutzende elektronischer Geräte, die die Existenz von Nervengaswirkstoffen und ihrer chemischen Komponenten aufdecken konnten, sowie Kampfstoffexperten der Armee, die im Umgang mit diesen Geräten geschult waren, aus allen Teilen des Landes eingeflogen. Über dreißig mit Nachtsichtkameras ausgerüstete Allwetterhubschrauber waren von Polizeieinheiten aus angrenzenden Staaten ausgeliehen worden. Sie waren unterwegs in die Hauptstadt, um das Hubschrauber-Geschwader des FBI zu unterstützen. Als sie in Washington ankamen, wurden ihre abziehbaren Logos kurzfristig entfernt. Das Geschwader verteilte sich auf mindestens ein Dutzend private und militärische Landebahnen, um keinen Verdacht zu erregen.
Aufgrund der riesigen Suchaktion waren alle verfügbaren FBI-Agenten zurückgerufen worden. Jack Collins hatte wie die meisten Agenten immer einen Pager und ein Handy bei sich.
Heute Morgen hatte er jedoch vor dem Ausflug nach Chesapeake beschlossen, beides zu Hause zu lassen. Einmal im Jahr wollte er sich den Luxus gönnen, nicht an das FBI denken zu müssen. Als er nach dem Ausflug
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