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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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KAPITEL
    Der Mercedes-Transporter verließ die Bergstraße und fuhr in ein dicht bewaldetes Tal.
    Mittlerweile war es dunkel geworden, und die Scheinwerfer waren eingeschaltet. Fünf Minuten später hielt der Lieferwagen vor einer Berghütte. Der Motor wurde abgestellt und die Seitentür des Wagens aufgerissen. Die beiden Männer stiegen aus.
    Volkmann wurde am Arm gepackt und unsanft herausgezerrt.
    Er roch den durchdringenden Kiefernduft und hörte, wie ihre Schritte auf Kies knirschten. Sie waren im Wald. Sekunden später wurde er durch eine Tür geführt.
    Drinnen roch es anders: nach trockenem Schimmel, vermoderndem Holz und ranzigem Essen. Die Holzplanken schwankten unter seinen Füßen. Fast eine Minute verstrich, bis ihm jemand die Kapuze vom Kopf riß. Die plötzliche Helligkeit blendete ihn für einen Augenblick.
    Er blinzelte. Erika stand neben ihm. Sie trug ebenfalls keine Kapuze mehr, und ihr Maskara war verschmiert. Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, bevor sie sich einem jungen Mann mit einer runden Nickelbrille zuwandte, der neben einem zerbrochenem Fenster stand.
    Er trug eine dunkle, gefütterte Windjacke, Jeans und gefütterte weiße Turnschuhe. Er war klein und drahtig, und auf seinen Wangen zeigten sich die roten Stoppeln eines mehrere Tage alten Bartes. Seine Gesichtszüge wirkten auf Volkmann nicht deutsch, bis auf die Augen. Sie waren sehr blau und klar, fast wie bei einem nervösen Tier, aber sie strahlten auch eine Spur Arroganz aus. Der Reißverschluß seiner Windjacke stand offen, und man sah den Knauf einer Walther-Selbstladepistole in seinem Hosengürtel.
    Erika Kranz’ Miene verriet, daß sie den Mann erkannte, und Volkmann vermutete, daß es sich um Wolfgang Lubsch handelte. Er starrte sie an, sagte aber nichts.
    Eine tragbare Gaslaterne hing schwankend an einem Fleischhaken von einem der Dachbalken und ließ die Schatten an der nackten Wand tanzen. Eine zweite Gaslampe stand auf einem Holztisch in der Mitte des schmutzigen Zimmers.
    Volkmann vermutete, daß sie sich in einer typischen Berghütte befanden. Tausende davon sprenkelten die deutschen Berge und Täler. Jäger und Holzfäller benutzten sie ebenso wie Familien, die Urlaub machten. Aber die hier war alt, und es lag ein schwacher Geruch von Kot und Verwesung in der Luft.
    Dicke Holzbalken stützten die Decke, und die einzigen Möbelstück waren der uralte Kieferntisch und die vier Stühle in der Mitte des Raums. Zwei Türen führten in andere Räume, aber das Blockhaus sah aus und roch, als wäre es schon seit Jahren nicht mehr benutzt worden. Außerdem war es eiskalt.
    Volkmann erkannte durch das Fenster den hellen Mond und der Wind fegte kalt durch das zerbrochene Glas hinein. Der Wald verlief sich in die Schwärze, und in weiter Ferne konnte man Berge eher erahnen als sehen.
    Sie waren etwa eine halbe Stunde in dem Mercedes gewesen, und der Motor hatte die Hälfte der Strecke unter der Steigung geheult, während sie bergauf gefahren waren. Volkmann vermutete, daß sie irgendwo im Taunus nördlich von Rüdesheim waren oder in den Bergen, die vom Rheintal anstiegen.
    Jetzt sah ihn der Mann, der neben dem Fenster stand, an.
    »Versuchen Sie erst gar nicht, wegzulaufen, Volkmann. Sie würden keine fünf Meter weit kommen.«
    Die beiden Männer aus dem Mercedes standen neben ihnen.
    Einer war groß und blond und hatte sich ein AK-47-Sturmgewehr, eine ›Kalaschnikoff‹, über die Schulter geschlungen. Der zweite war kleiner und kräftiger. Seine krumme Nase ließ vermuten, daß sie mehr als einmal gebrochen war, und über seine Stirn lief eine gezackte Narbe. Er sah aus wie jemand, der körperlichen Kontakt genoß. In der rechten Hand hielt er einen kurzen Gummiknüppel, als wollte er das beweisen.
    Auf dem Tisch lag Volkmanns Brieftasche. Ihr Inhalt war daneben ausgebreitet. Das Foto von der blonden Frau aus dem Haus im Chaco lag neben seinen Papieren, seinem französischen Führerschein und dem Presseausweis. Daneben hatten sie den Inhalt von Erikas Handtasche ausgekippt.
    Der Mann deutete schweigend mit dem Totschläger auf die Stühle.
    Nachdem sich Volkmann und das Mädchen gesetzt hatten, trat der Brillenträger langsam vor. Er betrachtete die Gegenstände auf dem Tisch und fuhr müßig mit den Fingern hindurch.
    Schließlich nahm er Volkmanns Führerschein und betrachtete ihn eine Zeitlang. Dann warf er ihn wieder zurück.
    Er nahm ein Päckchen Zigaretten aus seiner Windjacke und zündete sich eine mit einem

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