Meade Glenn
fragen Sie mich das, Volkmann? Fragen Sie sie doch selbst.«
»Beantworten Sie mir einfach die Frage, Lubsch.«
Der Terrorist fügte sich. »Ich habe sie ein paarmal auf Partys miteinander reden sehen.« Er sah Volkmann an. Sein Gesicht wirkte verfroren. »Ich dachte, sie wäre Ihre Freundin.«
Volkmann ignorierte die Bemerkung und stand auf. »Ich habe unser Gespräch genossen.«
»Leck mich doch am Arsch!«
Volkmann wollte gehen, drehte sich dann jedoch noch einmal um und leuchtete Lubsch ins Gesicht.
»Ich habe Ihnen heute einen Gefallen getan, Lubsch.
Eigentlich sollten Sie jetzt für den Rest Ihres Lebens hinter Gitter wandern. Aber ich halte Wort. Sollte ich jedoch feststellen, daß Sie mich belogen haben oder mich verfolgen, wird die Polizei Ihrer Freundin Karen einen Besuch abstatten.
Und noch eins: Hände weg von Erika Kranz.«
Volkmann schaltete die Lampe aus, und der Steg tauchte wieder in die Dunkelheit ein.
»Ihren Wagen finden Sie dann irgendwo in der Nähe von Karens Geschäft. Ich lasse Ihnen Ihren Freund zur Gesellschaft hier.«
Während er zum Opel ging, hörte er den Wind über dem Wasser rauschen und Lubsch wütend knurren, der auf dem Steg lag und versuchte, sich von dem Gürtel zu befreien.
25. KAPITEL
Straßburg.
Als Volkmann in seine Wohnung kam, war es fast Mitternacht.
Die junge Frau im Gästezimmer schlief bereits.
Er rief Peters zu Hause an. Nachdem der sein Kodiergerät aktiviert hatte, erzählte Volkmann ihm sein Erlebnis mit Lubsch.
»Himmel, Joe, das war ganz schön riskant. Soll ich den Namen des Mädchens an den Verfassungsschutz weiterleiten?«
»Nein. Warten wir erstmal ab. Wenn Lubsch versucht, mich zu erwischen, können wir es immer noch tun.«
»Glauben Sie, daß er die Wahrheit erzählt hat?«
»Da weiß ich nicht mehr als Sie, Tom. Ich würde sagen ja, aber ich muß es erst überprüfen.«
»Was werden Sie tun? Ferguson ist ein paar Tage unterwegs.«
»Ich mache weiter.«
»Gut. Wenn Sie Hilfe brauchen, lassen Sie es mich wissen.
Wir haben übrigens Informationen über Erhard Schmeltz aus dem Document Center in Berlin.«
»Und welche?«
»Dort haben sie Unterlagen über die Nazis, die bis ins Jahr 1925 zurückreichen, als die Partei anfing, über ihre Mitglieder gründlich Buch zu führen. Es gab einen Erhard Johann Schmeltz, geboren in Hamburg. Er hatte die Mitgliedsnummer sechs-acht-neun-sechs-vier. Er ist Ende November 1927 in München in die Partei eingetreten, und sein Geburtsjahr entspricht dem aus Sanchez’ Bericht. Wenn man das Datum seines Eintritts bedenkt und die Tatsache berücksichtigt, daß die NSDAP in ihrer Spitzenzeit über zehn Millionen Mitglieder in Deutschland hatte, dann ist Schmeltz ziemlich früh eingetreten.«
»Was steht noch in der Akte?«
»Sein Original-Aufnahmeantrag und ein Foto aus den Hauptakten der NSDAP-Parteizentrale in München. Schmeltz war außerdem als Mitglied der SA-Braunhemden, der Sturmabteilung eingetragen, und nicht ausgetreten, als er nach Südamerika ging. Seine Mitgliedsbeiträge wurden bis zu seinem Tod im Jahre 1944 bezahlt. Er hat eine Zahlung in absentia verfügt.«
»Woher wissen die das so genau?«
»Die Nazis hatten eine sogenannte Auslandsorganisation! Man muß sich das als Abteilung vorstellen, die sich mit den Parteimitgliedern beschäftigte, die im Ausland lebten, Leute, die Deutschland verlassen hatten, aber trotzdem ihre Mitgliedschaft aufrechterhielten, überzeugte Nazis. Schmeltz war vom November 1931 an bei der ›Auslandsorganisation‹ eingetragen.«
Peters machte eine kleine Pause, bevor er weitersprach. »Da ist noch etwas, Joe. Das Document Center sagte, daß an Erhard Schmeltz’ Aufnahmeantrag eine Empfehlung angeheftet war.«
»Was meinen Sie damit?«
»Offenbar mußte jeder, der in die Partei aufgenommen werden wollte, eine Empfehlung für diese Aufnahme haben.
Normalerweise erledigte das der Kreisleiter der Gegend, in der man eintrat. Aber in Schmeltz’ Fall war ein Brief beigelegt, den Heinrich Himmler persönlich unterzeichnet hatte, und in dem er Schmeltz’ sofortige Aufnahme empfahl. Himmler war damals noch Stellvertretender Reichsführer-SS, weiter aufgerückt ist er erst 1929. Trotzdem läßt diese Tatsache vermuten, daß Schmeltz ein enger Vertrauter oder Bekannter von Himmler war und später Kontakte sehr weit oben in der Partei besaß.«
Volkmann hörte zu und ließ die Informationen auf sich einwirken. »Noch was?« fragte er.
»Die Informationen über
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