Meade Glenn
Reimer. Das Document Center hat ihn auf der Liste von SS-Offizieren. Offenbar haben sie eine sehr umfassende Liste über SS-Offiziere, die von den Amerikanern gegen Kriegsende gefangengenommen worden sind. Aber es steht nicht viel drin, was uns weiterhelfen könnte.
Ich lege Ihnen morgen Kopien der Berichte aus Berlin über Schmeltz und Reimer auf den Schreibtisch. Und Sie? Brauchen Sie noch etwas?«
»Lothar Kesser, Student eines naturwissenschaftlichen Fachs aus Bayern. Könnten Sie nachsehen, ob wir etwas über ihn haben? Das ist zwar nicht viel, aber vielleicht haben wir Glück.
Und ich brauche ein Rückflugticket nach Zürich für den ersten Flug morgen früh.«
»Was wollen Sie in Zürich?«
»Erinnern Sie sich noch an Ted Birken?«
Peters lachte. »Ich dachte, den alten Fuchs hätte man schon vor Jahren in Rente geschickt.«
»Hat man auch. Aber er hat immer noch gute Kontakte und kann mir vielleicht weiterhelfen.«
»Gut. Ich besorge Ihnen das Ticket. Rufen Sie mich an. Gute Nacht, Joe.«
»Gute Nacht.«
Als er den Hörer auflegte, hörte Joe Volkmann ein Geräusch und drehte sich um. Erika Kranz stand in der Tür. Sie trug ein Nachthemd und musterte ihn leicht verärgert.
»Ich habe gehört, wie Sie telefoniert haben. Sie haben mir gesagt, daß Sie sich nicht mehr mit Lubsch oder Karen in Verbindung setzen wollten. Sind Sie heute zu Karen ins Geschäft gefahren?«
Volkmann schwieg, und sie sah ihn weiter anklagend an.
»Sie wissen doch, was für ein Mensch Lubsch ist. Sie wissen, wozu er fähig ist. Warum haben Sie das getan, Joe? Warum mußten Sie uns beide in Gefahr bringen?«
»Er wird Sie nicht belästigen, Erika. Dafür habe ich gesorgt.
Wenn er es tut, melde ich Karen der Polizei. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, glauben Sie mir.«
»Mir bereitet eigentlich etwas anderes Kopfzerbrechen, Joe.«
»Und was?«
»Daß Sie mir nicht genug trauen und mir nicht erzählen, was Sie vorhaben.«
Als Volkmann nicht antwortete, setzte sich das Mädchen auf die Couch und sah ihn an. »Erzählen Sie mir, was Lubsch gesagt hat.«
Er berichtete ihr alles, und sie sah ihm prüfend ins Gesicht.
»Trauen Sie ihm?«
»Trauen – nein. Aber ich glaube ihm.«
Erika Kranz schüttelte den Kopf. »Ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, daß er Sie absichtlich in die Irre führen könnte?
Warum sollte Winter diese Leute töten lassen? Und warum soll er Lubsch rassistische Attacken gegen Asylanten ausführen lassen?
Staatliche Einrichtungen angreifen? Ihre Ziele sind doch so unterschiedlich! Die ganze Sache ergibt einfach keinen Sinn.«
»Vielleicht nicht. Aber ich glaube nicht, daß Lubsch gelogen hat, Erika. Ich glaube, er hat die Wahrheit gesagt.«
»Und wenn er und Winters Leute noch immer miteinander Geschäfte machen, auch wenn er das Gegenteil behauptet? In dem Fall wird Lubsch ihnen von uns beiden erzählen.«
»Das Risiko müssen wir eingehen.« Er sah sie an. »Sie wollen doch herausfinden, wer Rudi getötet hat, Erika. Lubsch zum Reden zu bringen war die einzige Möglichkeit.«
Die junge Frau schwieg und wandte sich ab. Ihr Ärger war verflogen, aber sie sagte nichts. Volkmann ging zum Fenster, drehte sich schließlich um und musterte sie. »Haben Sie Zugang zu Zeitungsarchiven?«
»Zu dem der FAZ.«
»Durchsuchen Sie die Karteien nach den Leuten, die Kesser und Winter laut Lubsch umbringen wollten. Rauscher und diese Frau namens Hedda Pohl oder Puhl. Mal sehen, was dabei rauskommt.«
»Wonach genau soll ich recherchieren?«
»Ob sie getötet wurden oder ein Anschlag auf sie verübt worden ist. Ob sie aus irgendeinem Grund in der Zeitung waren.
Alles.«
»Können Ihre Leute das nicht herausfinden?«
»Das würde bedeuten, die Deutsche Sektion bei der DSE um Amtshilfe bitten zu müssen. Aber ich würde die ganze Angelegenheit lieber für uns behalten. Je weniger wir sie in Anspruch nehmen müssen, desto besser, jedenfalls, bis wir wissen, was genau hier eigentlich vorgeht.« Volkmann dachte kurz nach.
»Und versuchen Sie, das Büro dieses Berliner Politikers zu erreichen, von dem Lubsch gesprochen hat. Massow heißt er.
Versuchen Sie, einen Termin mit ihm zu vereinbaren. Ich fliege dorthin und rede mit ihm, wenn er einverstanden ist.«
»Worüber wollen Sie mit ihm sprechen?«
»Wenn Lubsch die Wahrheit gesagt hat, dann muß es einen Grund dafür geben, daß Winters Leute Massow töten lassen wollten. Vielleicht kennt Massow ihn ja. Ich gebe Ihnen eine Nummer, unter der Sie
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