Meade Glenn
mich erreichen können, falls etwas herauskommt. Falls ich nicht da bin, können Sie Peters anrufen oder eine Nachricht hinterlegen.«
»Sind Sie nicht in Straßburg?«
Volkmann schüttelte den Kopf. »Ich will mit jemandem in Zürich über diese Reichsbanküberweisungen sprechen, die Sanchez erwähnt hat. Die fünftausend Dollar, die Schmeltz alle halbe Jahre nach Paraguay geschickt wurden.«
Dann berichtete er, was Peters ihm über Erhard Schmeltz mitgeteilt hatte. Die junge Frau wirkte verwirrt.
»Glauben Sie denn, daß Schmeltz’ Vergangenheit etwas mit den Vorgängen, von denen Lubsch spricht, oder mit den Morden zu tun hat?«
»Das weiß ich nicht, Erika. Wir wissen so gut wie nichts über Erhard Schmeltz oder seinen Sohn, abgesehen einmal davon, daß sie als Besitzer dieser Hazienda im Chaco eingetragen waren, und von den Informationen, die das Document Center in Berlin über ihn hat. Wir müssen abwarten, was ich morgen in Zürich herausfinde.«
»Können Ihre Leute diesen Lothar Kesser finden?«
»Wenn es eine Akte über ihn gibt, ja.«
»Wann fliegen Sie nach Zürich, Joe?«
»Morgen, kurz vor neun. Warum?«
»Weil ich Sie dann besser schlafen lasse.«
Sie drehte sich um und ging ins Gästezimmer. Volkmann hielt sie auf. »Wie gut kannten Sie Winter an der Universität?«
Erika Kranz blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Nicht sehr gut. Ich habe ihn ein paarmal an der Universität und auf einigen Partys getroffen. Warum?«
»Und Ihre anderen Freunde an der Uni? Haben sich von denen welche mit ihm angefreundet?«
»Nein, das sagte ich Ihnen doch schon. Die einzigen Studenten, die ihn meines Wissens nach kannten, waren Wolfgang Lubsch und Hermann Borchardt.«
Sie sah ihn lange an und schien etwas sagen zu wollen, änderte ihre Meinung jedoch offensichtlich, wandte sich ab und schloß hinter sich die Tür.
26. KAPITEL
Zürich.
Dienstag, 13. Dezember.
Am frühen Morgen hatte Volkmann bereits angerufen, und Peters hatte sein Ticket für die Frühmaschine von Straßburg nach Zürich bereitgelegt.
Das Flugzeug war voll. Nach der Landung nahm Volkmann ein Taxi zu dem Haus, von dem aus man einen herrlichen Blick über den Zürichsee hatte. Es war zwar bitterkalt, aber klar, und in der Ferne jenseits des Sees konnte er die schneebedeckten Gipfel der Berge sehen.
Im Vergleich zu manchen Villen am Seeufer war Birkens Haus klein, aber so hübsch und sauber wie die anderen. Es lag in einem gepflegten Garten zwanzig Meter von der Uferstraße entfernt. In den Blumenkästen an den Fenstern wuchsen bunte Winterblumen. Als Volkmann aus dem Taxi stieg, kam ihm Ted Birken bereits entgegen und begrüßte ihn winkend.
Der Mann ging gebeugt, trug eine weite Jacke und sah älter aus, als er war, und dabei hatte er über siebzig Jahre auf dem Buckel. Volkmann wurde sich bewußt, daß er Birken seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. Damals hatte der alte Mann in dem Haus in Devon Vorlesungen gehalten.
Birkens blaue Augen funkelten, und er schüttelte Volkmann die Hand. »Schön, Sie wiederzusehen, Joe. Kommen Sie herein.«
Volkmann bezahlte den Taxifahrer und folgte dem grauhaarigen, hochgewachsenen Alten ins Haus. Es war warm, und im Arbeitszimmer hatte Birken ein kleines Holztablett mit Gläsern und eine Flasche Kirschlikör bereitgestellt. Im Kamin brannte ein Feuer, und vor dem breiten Fenster erstreckte sich der See. Ein paar Segelboote kreuzten in der sanften Dünung, und Birken betrachtete sie, während er seine Meerschaumpfeife anzündete. Als Volkmann sich für den überraschenden Besuch entschuldigte, wollte Birken nichts davon hören.
Ted Birken war fast ein ganzes Leben Geheimdienstbeamter gewesen. Als jüdischer Flüchtling war er im Alter von achtzehn Jahren mit seiner Familie 1940 aus Deutschland in die Schweiz entkommen. Der Sohn eines bekannten und wohlhabenden Bankiers hatte es bald satt, nur zuzusehen, wie andere gegen die Nationalsozialisten kämpften, und verließ ein Jahr später seine Familie und den sicheren Komfort eines neutralen Landes. Mit gefälschten Papieren begab er sich nach Nizza. Dort nahm seine gefahrvolle Reise über Lissabon mit dem Ziel London ihren Anfang. In der britischen Hauptstadt versuchte er, der Armee beizutreten, wurde jedoch wegen seiner zweifelhaften Herkunft bis zum Ende des Krieges auf der Isle of Man interniert. Bis zum Sommer 1945 mußte er warten, dann konnte er seine Dienste anbieten. Der Krieg war zwar vorbei, aber der Offizier, der ihn
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