Meade Glenn
alles mögliche bestimmt gewesen sein. Vielleicht für irgendwelche Nazi-Schmiergeldfonds durch deutsche Einwanderer in Südamerika oder als Rückversicherung für die Zukunft. Ich erinnere mich, daß schon lange vor der Machtergreifung eine große Zahl von deutschen Kolonien in Paraguay existiert hat.
Die meisten waren später entschlossene Unterstützer der Nazis.«
Birken zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat das Ehepaar Schmeltz einfach nur den Strohmann für jemanden gespielt.«
»Und was ist mit der Tatsache, daß Schmeltz’ Mitgliedschaft von Himmler höchstpersönlich autorisiert worden ist?«
Birken lächelte schon wieder. »Zu dieser Zeit ist Himmler noch ein kleines Licht in der Partei gewesen. Reichsführer-SS
wurde er erst Anfang 1929. Immerhin legt die Bürgschaft nahe, daß Schmeltz ein Freund oder Bekannter von Himmler gewesen ist.« Birken zuckte mit den Schultern. »Aber falls Himmler oder jemand anders an der Spitze der NSDAP diesen Mann als Kanal benutzt hätte, um in Südamerika einen Geldfonds einzurichten, wären die Summen mit Sicherheit entschieden höher gewesen.«
Birken dachte nach. »Vielleicht hat Schmeltz jemandem einen Gefallen erwiesen. Vielleicht hat man ihm dafür eine gewisse Summe ausgesetzt. Das ist die einzige Erklärung, die mir einfällt. Immerhin hat Schmeltz seine Mitgliedschaft aufrecht erhalten, obwohl er tausende Meilen weit weg war. Entweder das, oder Schmeltz wurde benutzt, um eine schwarze Kasse für jemanden aus der Partei einzurichten. Erpressung wäre selbstverständlich auch eine Erklärung für die Überweisungen. Aber es ist unwahrscheinlich, daß Schmeltz in der Partei geblieben wäre, wenn das so war, auch wenn man das nie genau wissen kann. Und daß die Zahlungen nach Februar ’45 eingestellt wurden, kann einen simplen Grund haben: Die nächste Zahlung war im August ’45 fällig – da war der Krieg vorbei.«
»Wofür hat eigentlich die › Spinne ‹ihr Vermögen benutzt?«
Birken sah einen Moment aus dem Fenster, bevor er Volkmanns Frage beantwortete.
»Ich glaube, daß ich dem Mossad wenigstens teilweise beipflichten muß. Ich bin sicher, daß damit Neonazis und rechtsgerichtete Bewegungen finanziert wurden. Nicht nur in Deutschland, sondern überall, in Europa, Nord- und vor allem in Südamerika. Bis jetzt ist Deutschland aber eine blühende Nation, die sich von rechten Parolen nicht von der Demokratie abbringen läßt.« Birken zuckte mit den Schultern.
»Ich kann mir vorstellen, daß sich der größte Teil des Geldes noch immer in Südamerika befindet und einer beträchtlichen Zahl von sehr alten Nazis und ihren Nachkommen ein ausgesprochen luxuriöses Leben ermöglicht.«
»Reden wir hier von Millionen, Ted?«
»Von mehr als nur ein paar Millionen, mein Junge. Vermutlich von mindestens einem Viertel der Summe, die damals verschwunden ist. Sie müssen außerdem bedenken, daß das ursprüngliche Kapital angelegt worden ist.«
»Wie denn?«
»Hauptsächlich in Wirtschaftsunternehmen und Landbesitz.
Vorwiegend in Südamerika.« Birken hielt inne. »Und da kommt auch Ihre letzte Frage ins Spiel. Was wissen Sie über die SS-Division Leibstandarte ›Adolf Hitler‹?«
Volkmann schüttelte den Kopf. »Nur sehr wenig. Sie war eine Art Eliteeinheit innerhalb der SS. Und Hitlers persönliche Leibwache wurde aus ihren Reihen rekrutiert.«
Birken nickte. »Sie war die Elite der Waffen-SS, allerdings.
Und stellte Hitlers Leibwache. Sie war es, die in der ›Nacht der Langen Messer‹ die gesamte SA-Führung ermordete. ›Röhm-Putsch‹ nannte man das später. SS-Gruppenführer Sepp Dietrich war ein fanatischer Nazi. Auf Weisung Hitlers stellte er die ›SS-Stabswache Berlin‹ auf, die später zur Keimzelle der Leibstandarte wurde. Die Männer waren alle handverlesen, überzeugte Nazis und Hitler hündisch ergeben. Die Einheit wuchs immer weiter, bis sie Divisionsgröße erreicht hatte. Sie hat auch eine entscheidende Rolle bei der Einrichtung der
› Spinne ‹gespielt und geholfen, viel Nazigold nach Südamerika zu transportieren.« Birken verzog das Gesicht. »Falls es Sie interessiert: Es gibt eine schwache Verbindung zwischen diesem Erhard Schmeltz und Reimer.«
»Was für eine Verbindung?«
»Reimer gehörte zur Leibstandarte-SS. Erhard Schmeltz war SA-Mann, ein Braunhemd.«
Als Volkmann nickte, fuhr Birken fort: »Nun, ursprünglich hatten die Braunhemden von der SA Hitlers Leibwächter gestellt. Nach den Säuberungen, die dem
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