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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Und was für einen Wagen er sich als nächstes kaufen wollte. So was.«
    »Hat er jemals rassistische Bemerkungen fallenlassen?«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Hat er jemals gesagt, was er von den Ausländern in diesem Land hielt?«
    Sie sah Fischer an. »Was soll das denn?«
    »Bitte, beantworten Sie einfach die Fragen, Frau Worch.«
    Die Frau sah Volkmann wieder an. »Nein.«
    »Hatte er rechts- oder linksextreme Bekannte oder Feinde?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Extremisten. Neonazis. Terroristen.«
    Sie lachte, und unter dem dünnen T-Shirt wogten ihre Brüste.
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Bitte, beantworten Sie die Frage«, wiederholte Fischer.
    »Herbert hat sich mit solchen Leuten nicht abgegeben.«
    »Und seine Vorgeschichte?«
    »Was ist damit?«
    »Hat er jemals über seine Vergangenheit gesprochen? Über seine Eltern oder seine Familie?«
    »Ein oder zweimal«, erwiderte die Frau uninteressiert. »Aber er hat nicht viel erzählt.«
    »Was hat er denn erzählt?«
    »Seine Mutter ist gestorben, als er zwanzig war. Und seinen Vater hat er niemals kennengelernt.«
    »Warum nicht?«
    Sie zuckte wieder mit den Schultern. »Er ist in irgendeinem Lager gestorben.«
    »In einem Konzentrationslager?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. In einem dieser Lager in Sibirien, in die die Russen nach dem Krieg unsere Soldaten verschleppt haben.«
    »Warum wurde Rauschers Vater dorthin geschickt?«
    »Er war ein Nazi. Ein hoher Offizier. Was, weiß ich nicht.
    Herbert hat es nur einmal erwähnt, und da war er betrunken.«
    »Was genau hat er gesagt?«
    »Daß sein Vater gegen Ende des Krieges in Berlin verwundet wurde, von den Russen gefangengenommen und in eins ihrer Lager nach Sibirien gesteckt worden ist. Und daß er ein Nazi-Offizier war.«
    »Erinnern Sie sich an noch etwas, was er über seinen Vater gesagt hat?«
    »Nein, ich habe Ihnen alles gesagt. Er hat wirklich nicht oft über seine Vergangenheit gesprochen.«
    »Aber Sie sind sicher, daß sein Vater ein Nazi-Offizier war?«
    »Das hat Herbert jedenfalls gesagt.« Sie stöhnte ungeduldig auf und sah Volkmann an. »Wie lange soll das noch gehen?«
    »Nur noch eine Frage. Haben Sie eine Idee, warum Ihr Freund ermordet worden ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nicht die geringste, und das hab’ ich außerdem Ihren Kollegen schon hundertmal gesagt.«
    Volkmann sah Jakob Fischer an und nickte. Der Polizist stand auf. »Vielen Dank, daß Sie sich so viel Zeit für uns genommen haben, Frau Worch.«
    Volkmann und Jakob Fischer genehmigten sich anschließend noch einen Drink an der Bar des Schweizer Hofs. Volkmann dankte dem Beamten für seine Hilfe und die Zeit, die er ihm geopfert hatte. Nachdem sie ihre Gläser geleert hatten, führte Volkmann Fischer ins Foyer.
    »Was ist mit Rauschers Vater, Joe? Wollen Sie seine Vergangenheit überprüfen?«
    »Das hat wenig Sinn, Jakob. Ich könnte versuchen, bei den Russen vorstellig zu werden, aber sie werden mir kaum weiterhelfen. Und ich weiß weder Rauschers Rang noch sonst etwas, um beim Document Center vorstellig zu werden. Dort braucht man wenigstens ein Geburtsdatum und den Vornamen.
    Es könnte Hunderte von Offizieren namens Rauscher geben.«
    »Halten Sie mich trotzdem auf dem laufenden, wie sich die Sache entwickelt.«
    »Sicher, ich rufe Sie an. Und noch mal danke für Ihre Hilfe, Jakob.«
    »Es ist schön, Sie mal wieder gesehen zu haben, Joe. Passen Sie auf sich auf.«
    Er sah Fischer nach, bis er verschwunden war, ging dann in sein Zimmer und schenkte sich einen Scotch ein. Anschließend trat er hinaus auf den kalten Balkon.
    Nichts ergab Sinn. Wenn Monika Worch die Wahrheit gesagt hatte und Rauschers Vater ein Nazi gewesen war, dann wäre Rauscher eigentlich zuallerletzt als Zielscheibe für Winters Leute in Frage kommen sollen. Aber nichts am Lebenslauf des Toten deutete darauf hin, daß er sich bei rechten oder linken Gruppierungen engagiert hätte. Außerdem war Herbert Rauscher noch ein kleines Kind gewesen, als die Russen seinen Vater gefangennahmen. Wahrscheinlich hatte er ihn nie kennengelernt. Konnte mehr als ein bloßer Zufall dahinterstecken, daß Rauschers Vater ein Nationalsozialist gewesen war? Viele Menschen in Rauschers Alter hatten Väter in der deutschen Wehrmacht und auch in der Waffen-SS gehabt. Vielleicht war das alles bedeutungslos, und es ging um etwas ganz anderes.
    Er rief Erika in seiner Wohnung an, bevor er ins Bett ging.
    Volkmann berichtete ihr von seinem Gespräch mit

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