Meade Glenn
fragte er sich, während er auf den Bodensee hinausblickte. Wahrscheinlich nicht. Der Mann hätte sich mit ihm in Verbindung gesetzt, da war er sich sicher. Er drehte sich um. Erika schmiegte sich dicht an ihn, als sie gemeinsam zum Auto zurückgingen.
Mexico City.
1.02 Uhr.
Krüger stand neben dem Swimmingpool, dessen Wasser in der Dunkelheit türkis schimmerte, und rauchte eine Zigarette. Er dachte über den Anruf aus Asunción nach, fuhr sich mit der Hand durch sein dunkles Haar und seufzte.
Beunruhigend, sehr beunruhigend.
Sie waren so dicht dran.
Und dann das!
Er würde warten müssen, bis Lieber ihm die ganze Geschichte erzählte, aber das, was er bereits gehört hatte, klang alarmierend genug und hatte sie alle aufgerüttelt.
Halder richtete aus, Brandt habe gesagt, alle würden rechtzeitig zum Treffen mit Lieber wieder dasein. Die anderen waren zu Bett gegangen und hatten Krüger allein gelassen.
Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und ging durch die Villa in den hinteren Garten.
Bis zur Küche durchquerte er fünf Zimmer, und dann trat er auf den Rasen hinaus. Er sah auf die Uhr, merkte sich die Zeit und eilte über das Gras. Die Nacht war lau, der Mond schön, und der Duft nach Eukalyptus und das Zirpen von Grillen erfüllten die Luft. Doch Krüger achtete kaum darauf. Der unvorhergesehene Zwischenfall beschäftigte ihn zu sehr. Sobald Lieber in Mexico City ankam, würde er ihn zunächst gründlich nach Beschattung abklopfen und dann erst hierherbringen, das verstand sich von selbst. Trotzdem würde gute Vorbereitung sich auszahlen.
Krüger gelangte an ein Dickicht am Ende des Rasens und sah wieder auf die Uhr. Er mußte das Zifferblatt ins Mondlicht halten.
Genau zwei Minuten.
Er hatte bereits ausgemessen, wie lange es dauerte, den gepflegten Rasen bis zu der alten Betongarage zu überqueren, aber er wollte sichergehen. Den Gruß des bewaffneten Wächters auf halber Strecke hatte er knapp erwidert.
Als er das alte Gebäude erreichte, öffnete er die Tür und trat ein. Es war finster und roch nach Fett und Öl. Die großen, hölzernen Flügeltüren waren verschlossen.
Er quetschte sich in der Dunkelheit an dem finsteren Klotz des Wagens vorbei, schob die Riegel zurück und schwang die Türen nach außen auf. Der zugewucherte Weg bog unmittelbar vor der Garage nach links ab und war trotz des Mondlichts kaum zu erkennen.
Halder hatte ihm von der alten Garage und dem versteckten Hintereingang an ihrem ersten Tag in der Villa erzählt. Es war zwar unwahrscheinlich, daß sie diesen Fluchtweg je benötigen würden, aber Halder wußte um die Wichtigkeit von Ausweichplänen. Die Garage befand sich etwa hundert Meter von dem Hintereingang der Villa entfernt und wurde von dem kleinen Eukalyptusgehölz beinahe völlig verborgen.
Besonders praktisch war, daß die schmale Gasse auf einen anderen Weg führte, der in das Labyrinth der Sträßchen und Gassen von Chapultepec mündete. Sie waren unbeleuchtet und zum Teil von Unkraut und herabhängenden Ästen zugewuchert.
Aber für einen Wagen war noch genug Platz. Als Notausgang war dieser Weg ideal.
Das Tor vom Hintereingang ließ sich von außen leicht abriegeln, doch die enge Gasse war kaum zu erkennen.
Ideal, falls man sie brauchte, was Krüger allerdings bezweifelte. Dennoch war er für solche Vorsichtsmaßnahmen zuständig. Mit Schmidt zusammen war er ein halbes Dutzend Mal auf zwei verschiedenen Wegen zu dem sicheren Haus gefahren, so daß sie sich beide die Routen eingeprägt hatten.
Krüger kehrte in die Garage zurück, schob die Riegel vor, ging zur gegenüberliegenden Wand und schaltete das Licht ein. In der grellen Helligkeit sah er den dunklen, unauffälligen Ford mitten in der Garage stehen.
Der Wagen war vollgetankt und besaß eine frische Batterie.
Krüger ließ Schmidt seit ihrer Ankunft täglich eine Runde mit dem Auto drehen. Auch das gehörte zum Ausweichplan.
Krüger warf einen letzten Blick durch den Raum, knipste das Licht wieder aus, schloß die Tür und ging über den Rasen zurück zur Villa. Dabei zählte er seine Schritte.
33. KAPITEL
Mexico City.
Dienstag, 20. Dezember.
15.15 Uhr.
Chefinspektor Eduardo Gonzales war ein dünner, energischer Mann Anfang Fünfzig. Er hatte das knorrige Gesicht eines Kneipenschlägers, was seiner scharfen Intelligenz nicht gerecht wurde.
Seinem asketischen Aussehen zum Trotz lebte er sehr ungesund. Er schaffte es seit dreißig Jahren, drei Päckchen Zigaretten am Tag
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