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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Plastiktüten mit Lebensmitteln in den Händen. Das Mädchen sah aus der Nähe noch viel hübscher aus, und Volkmann bemerkte, daß weder Kesser noch sie einen Ehering trugen.
    Auf dem Parkplatz notierte er sich Kessers Autonummer und fuhr fünf Minuten später zu seinem Hotel zurück.
    In seinem Zimmer schenkte er sich einen Scotch aus der Minibar ein und betrachtete von seinem Fenster aus den Verkehr auf der regengepeitschten Hochstraße. Der Himmel war grau und öde, und während er durch die nasse Fensterscheibe blickte, dachte er an das Foto von dem Mann in Uniform in Kessers Wohnung. Der Gruppenführer der Leibstandarte konnte Kessers Vater gewesen sein, denn die Familienähnlichkeit war unverwechselbar. Er leerte sein Glas, zog sich aus und legte sich ins Bett.
    Er schlief bis sechs Uhr, und nachdem er zu Abend gegessen hatte, rief er bei Iwan Molke an.
    37. KAPITEL
    München.
    Er brauchte zu Fuß eine Stunde bis zum Viktualienmarkt und noch weitere zehn Minuten, bis er den Bierkeller gefunden hatte.
    Die Tische im Vorraum waren besetzt, und als er an die Theke trat, begrüßten ihn die Gesänge einer Gruppe Jugendlicher in einer Ecke. Fast hätte er vergessen, daß in einer Woche Weihnachten war. Schließlich sah er Iwan Molke am Ende des Tresens sitzen. Vor ihm stand ein Glas Bier.
    Molke sah älter aus, und an den Schläfen war sein Haar bereits ergraut. Er trug einen grauen Anzug mit Weste statt der legeren Kleidung, die er sonst immer bevorzugt hatte. Er erkannte Volkmann sofort und winkte ihn zu sich.
    »Schön, Sie zu sehen, Joe«, begrüßte Molke ihn, als sie sich die Hand schüttelten.
    Das Lächeln machte ihn jünger. »Es gibt hier ein Hinterzimmer, wo wir uns ungestört unterhalten können.«
    Er bestellte Volkmann ein Bier, und als der Kellner es brachte, nahmen sie ihre Gläser und gingen nach hinten. Molke zeigte den Weg. Es gab zwei Klapptische, die aneinandergestellt waren, und an beiden Seiten davor standen grobe Kiefernbänke.
    Die dunkle Eichendecke verlieh dem Raum ein traditionelles Flair. An einer Wand hing ein Poster des Tourismusvereins von Bayern, und die Luft roch muffig und abgestanden. Molke erklärte Volkmann, daß der Besitzer des Bierkellers ein Freund von ihm war, und daß er diesen Raum angenehmer fand, weil sie hier ungestört waren.
    Sie setzten sich gegenüber. Molke musterte Volkmann. »Ich habe das mit Ihrem Vater gehört, Joe. Tut mir leid, daß er gestorben ist.« Volkmann nickte, und sie schwiegen eine Weile, bis Molke weitersprach. »Ich hatte schon erwartet, daß Ihr Anruf keinen Höflichkeitsbesuch ankündigt. Also schießen Sie einfach los.«
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Iwan.«
    »In welcher Beziehung? Hat die DSE was damit zu tun?«
    Volkmann nickte. »Sind Sie noch im Geschäft?«
    Molke lächelte. »Sie wissen ja, wie es heißt: Wer einmal drin ist, kommt niemals wieder raus. Offiziell habe ich schon vor zwei Jahren gekündigt und bin nach Bayern gezogen. Aber das haben Sie ja schon gehört.« Molke trank einen Schluck Bier.
    »Ich bin Partner in einer Detektei in der Stadt. Wir bekämpfen Industriespionage.« Er lächelte. »Es ist längst nicht so aufregend wie damals in den alten Zeiten in Berlin, aber ich komme auf meine Kosten.«
    »Aber sind Sie noch im Geschäft?«
    »Das Innenministerium zieht mich ein oder zweimal im Jahr als Berater zu Hilfe.« Molke hielt inne. »Woher haben Sie eigentlich meine Nummer?«
    »Von Werner Bargel.«
    Molke nickte. »Also schießen Sie endlich los, Joe.«
    Volkmann brauchte fast eine Viertelstunde, um Molke über die wesentlichsten Details aufzuklären. Als er fertig war, zeigte er ihm einen Abzug des Schwarzweißfotos der Frau, das sie in dem Haus im Chaco gefunden hatten. Molke betrachtete es eine ganze Weile, bevor er es Volkmann zurückgab.
    »Interessant. Aber welche Verbindung gibt es zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart? Zwischen Südamerika und Deutschland?«
    »Das muß ich herausfinden, Iwan. Und deshalb brauche ich Ihre Hilfe.«
    »Sie kriegen nicht raus, wer die junge Frau auf dem Foto gewesen sein könne?«
    Volkmann schüttelte den Kopf. »Ich habe bisher kein Glück gehabt, Iwan. Außerdem ist das schon so lange her. Und das Mädchen war vielleicht völlig unwichtig oder hatte gar nichts mit Schmeltz zu tun. Aber der Mann auf dem Foto könnte vielleicht einen Anhaltspunkt liefern.«
    Molke dachte einen Augenblick nach. »Vor über zwanzig Jahren hat Willy Brandt unsere Behörden angehalten, Nazis

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