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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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groben Umrisse von Deutschland, und graue Linien liefen kreuz und quer über den Schirm.
    Als Kesser eine andere Taste drückte, hörte Meyer ein donnerndes Geräusch über sich. Er blickte hoch. Die Metalltüren in dem Betondach öffneten sich langsam auf ihren stählernen Rollen. Ein eiskalter Windhauch fegte durch das Gebäude, und Meyer erschauerte, als der Nachthimmel mit hell funkelnden Sternen sichtbar wurde.
    Als Kesser erneut etwas eintippte, drang das laute Surren des Elektromotors durch den Raum. Meyer sah, wie sich die graue Rakete auf der Startrampe hob, bis sie den errechneten Winkel erreicht hatte. Dann erstarb der Motor wieder, und es herrschte Ruhe.
    »Jetzt werfen Sie einen Blick auf den Bildschirm«, sagte Kesser.
    Meyer sah einen weißen, winzigen Kreis in dem Netzwerk auf dem Bildschirm auftauchen. Er befand sich in der Gegend von Berlin. Der weiße Kreis blinkte und hörte dann auf. Aber er verschwand nicht vom Schirm.
    »Jetzt ist das Ziel erfaßt«, sagte Kesser. »Die Mitte des Kreises ist das Epizentrum. Ich kann die Skala vergrößern, damit Sie den genauen Zielpunkt in Berlin sehen, aber Sie wissen ja, wie das funktioniert. Im Augenblick befindet sich der Zielpunkt exakt zwischen dem Brandenburger Tor und dem Reichstagsgebäude.«
    Meyer holte tief Luft. Die Luft in dem dunklen Betongebäude war unglaublich kalt geworden, seit die Metalltüren über ihnen sperrangelweit offen standen. Als er den Kragen seines Lodenmantels hochzog, lief ihm ein Schauer über den Rücken.
    War es Kälte oder Furcht? Er wußte es nicht genau.
    »Es wird selbstverständlich nicht zu einer Konfrontation kommen«, sagte Kesser. »Die Amerikaner, die Briten und auch die anderen, sie alle werden zurückschrecken, sobald wir Ihnen unsere guten Absichten erklärt haben, stimmt’s?«
    Meyer antwortete nicht, aber er machte ein paar Schritte auf die graue Metallstartrampe zu.
    Sie schwiegen beide lange, bis plötzlich das Telefon auf der Konsole klingelte. Das schrille Geräusch hallte laut durch das Gebäude. Kesser beugte sich vor und nahm den Hörer ab. Er hörte zu, antwortete kurz und drehte sich dann zu Meyer um.
    »Der Anruf ist für Sie. Dringend.«
    Der Flug nach Berlin hatte Verspätung, und sie landeten erst kurz nach acht Uhr in Tegel.
    Mit dem Taxi fuhren sie vom Flughafen zum Kurfürstendamm, und Volkmann bat den Taxifahrer zu warten, während sie sich in einem kleinen Hotel anmeldeten. Der Empfangschef gab ihnen Zimmer mit Blick auf die Gedächtniskirche. Eine halbe Stunde später hielten sie vor dem Haus am Ufer des Nikolassees.
    Es war eines der alten Vorkriegshäuser aus Holz, die den Nikolassee umringen, braun und weiß gestrichen. Die Fensterläden waren geschlossen, um den eiskalten Ostwind abzuhalten, der im Winter über den See fegt. Dunkle Wolken zogen über das mondbeschienene Wasser hinweg.
    Es war bitterkalt, als sie aus dem Taxi stiegen. Volkmann bat den Fahrer zu warten. Das Licht im Entree ging an, und eine Frau erschien hinter der gläsernen Vortür. Sie schien Ende Sechzig zu sein und wirkte noch sehr lebhaft. Sie trug eine gesteppte blaue Jacke. Um die Kälte zu vertreiben, rieb sie sich die Hände und wartete bis zum letzten Moment mit dem Öffnen der Tür.
    »Es ist sehr freundlich von Ihnen, uns so spät noch zu empfangen, Frau Professor«, sagte Volkmann.
    Die Frau lächelte ihnen zu. »Bitte, kommen Sie herein, Herr Volkmann.«
    Im Haus war es warm. Die Frau führte sie in ein Arbeitszimmer, von dem man wohl einen Blick über den ganzen See hatte. Das konnte Volkmann jedoch nur vermuten, weil im Winter die Fensterläden fest geschlossen waren. Vor dem Fenster stand ein großer, ordentlich aufgeräumter Schreibtisch mit einem Aschenbecher, in dem sich ein halbes Dutzend Kippen befanden. An den Wänden standen Regale mit Büchern, und Volkmann fiel auf, daß die meisten vom Dritten Reich handelten. An der Wand neben dem Fenster hing ein gerahmtes Schwarzweißfoto von Konrad Adenauer.
    Volkmann stellte Erika vor. Die beiden Frauen gaben sich die Hand, und ihre Gastgeberin bot ihnen Platz an.
    Johanna Richter war eine große Frau mit attraktivem Gesicht.
    Ihr graues Haar hatte sie zurückgebunden, was ihre hohe Stirn betonte. Ihre Augen waren strahlend blau und funkelten, sie vermittelten den Eindruck, die Historikerin hätte ihr Leben mit viel Begeisterung gelebt.
    Kurz darauf kam eine ältere Frau in das Zimmer. Sie trug ein Tablett mit dampfenden Bechern.
    »Etwas heiße

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