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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Ausschlag. Lubsch hat dasselbe Wort benutzt, als er von Kesser gesprochen hat:
    ›Abstammung‹. Das war das eine. Aber geklickt hat es bei mir erst, als ich über das Foto aus dem Chaco nachgedacht habe.
    Und an die Hakenkreuzbinde am Arm des Mannes.« Volkmann dachte kurz nach. »Es war die einzige Verbindung, die mir auffiel, abgesehen einmal von ihrem Alter und ihrer Zugehörigkeit zur Mittelschicht. Und die Informationen, die ich vom Document Center bekommen habe, stellten eine Verbindung zwischen all diesen Namen her. Massow, Rauscher, Pohl, Trautmann, Klee und Henkle.«
    »Welche Verbindung? Sie waren alle zu jung, um im Krieg gedient zu haben.«
    »Ich spreche auch nicht von ihnen, sondern von ihren Vätern.
    Alle ihre Väter waren hohe Offiziere der Leibstandarte. Und alle waren sie vor Ende des Krieges in Berlin stationiert. Zu genau der Zeit, in der das Testament unterzeichnet wurde.«
    »Wieso bist du dir da so vollkommen sicher?«
    »Es gab drei Leibstandartenoffiziere mit den Namen der drei Leute, die Kesser töten lassen wollte, Erika. Massow, Rauscher und Pohl. Und alle hatten den Rang Sturmbannführer, also Major. Dasselbe gilt für die drei Namen aus Kessers Notizbuch, Trautmann, Klee und Henkle. Auch mit diesen Namen gab es drei Leibstandartenoffiziere von wenigstens Majorsrang. Und alle waren zu dem Zeitpunkt, von dem Busch gesprochen hat, in Berlin oder in der Nähe stationiert. Ich vermute, sie alle könnten das Testament unterzeichnet haben. Und die drei, die ermordet worden sind, waren Kinder dieser Offiziere.«
    »Aber könnte es nicht Hunderte von Offizieren mit diesen Namen gegeben haben? Wie kannst du so sicher sein, daß die Mordopfer ausgerechnet Kinder dieser SS-Offiziere waren?«
    »Jede Personalakte führt an, ob der Betreffende verheiratet war oder Kinder hatte. Name und Geburtsdatum der Frau und der Kinder standen ebenfalls in diesen Akten. Und die Namen und Geburtsdaten der drei Personen, die Kesser von Lubsch umbringen lassen wollte, von Massow, Rauscher und Pohl, waren in den Akten ihrer Väter aufgeführt. Nachdem ich diese Informationen bekommen hatte, habe ich Walter Massow in Berlin angerufen. Sein Vater war Offizier in der Leibstandarte.
    Er wurde wegen Kriegsverbrechen verfolgt, angeklagt und verurteilt. Vielleicht ist Massow deshalb ein linker Politiker geworden und setzt sich für Ausländer ein, als eine Art Sühne für die Sünden seines Vaters. Ich habe auch das Standesamt in Friedrichshafen angerufen. Dort hat man mir bestätigt, daß Hedda Pohls Vater Offizier in der Leibstandarte gewesen ist.«
    »Und Herbert Rauscher?«
    »Das Document Center in Berlin hat eine Akte über einen Wilhelm Rauscher, einen Sturmbannführer in der Leibstandarte.
    Als ich seinen Namen bei der WASt überprüfen ließ, erfuhr ich, daß er bei der Schlacht um Berlin im April 1945 von den Russen gefangengenommen worden ist. Er wurde in ein Kriegsgefangenenlager nach Sibirien geschickt und ist dort vermutlich umgekommen. Es muß derselbe gewesen sein. Der Wohnort seiner Familie war Leipzig, wo Herbert Rauscher geboren wurde.«
    Volkmann ließ die Informationen einwirken und sah, wie die junge Frau ihn nachdenklich betrachtete.
    »Eins verstehe ich nicht. Warum wollte Kesser diese Leute umbringen lassen? Kesser ist ein Faschist, ein Neonazi. Warum sollte er Massow, Rauscher, Pohl und die anderen umbringen lassen? Aus welchem Grund sollte er die Kinder von ehemaligen SS-Offizieren töten?«
    Volkmann schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur eins genau. Hier geht es nicht mehr nur um den Tod von Rudi und den anderen.
    Diese Sache zieht viel größere Kreise. Es geht um ein Ereignis von vor langer Zeit. In den letzten Kriegsmonaten in Berlin haben diese Offiziere Hitler ihre Treue geschworen. Es muß einen Grund geben, warum ihre Kinder getötet werden.
    Vielleicht wußten sie zuviel. Möglicherweise gibt es ja ein Geheimnis, das jemand nach wie vor verbergen möchte. Irgend etwas Verheerendes, wofür sich zu töten lohnt. Und wir sprechen nicht nur von sechs Menschen. In Kessers Notizbuch standen noch mehr Namen, und die Menschen könnten alle tot sein oder zum Sterben verurteilt. Vielleicht hat die Stimme auf dem Band ja genau das gemeint, als sie sagte, die Leute auf der Liste würden alle getötet. Die Frage ist nur, warum? Worin waren die Kinder dieser Offiziere verwickelt, oder was wußten sie, daß Kesser sie umbringen mußte?«
    »Massow ist nicht getötet worden. Kannst du ihn nicht fragen,

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