Meade Glenn
haben sich damals noch getroffen, obwohl Hitler eigentlich auf Druck der Partei versuchte, sich aus der Beziehung zu lösen. Das Mädchen hatte ihn eifersüchtig machen wollen und sich heimlich mit Hitlers Chauffeur Emil Maurice getroffen, sich sogar insgeheim mit Maurice verlobt.
Als Hitler das herausfand, tobte er vor Wut und entließ seinen Chauffeur. Danach traf er sich wieder heimlich mit dem Mädchen – bis zu ihrem Tod.«
Volkmann überlegte. »Ist der 11. Juli 1931 in irgendeiner Weise von Bedeutung? Können Sie sich an etwas Besonderes erinnern, was damals passiert ist?«
»Sie meinen besonders für Geli?«
»Ja.«
Johanna Richter dachte einen Augenblick nach. »Das Mädchen ist am 18. September gestorben, also muß das Foto mehr als sechs Wochen vor ihrem Tod gemacht worden sein. Sie war eine Woche vor diesem Datum wegen eines geringeren Problems in einer Klinik. Etwa zwei Wochen später war sie bei einigen Freunden in Freiburg. Dazwischen hat sie Hitler mehrmals getroffen, aber er war vollkommen mit seiner Wahlkampagne beschäftigt und hatte nur wenig Zeit für das Mädchen.« Johanna Richter dachte angestrengt nach und runzelte die Stirn. »Nein, es tut mir leid«, sagte sie schließlich. »Dieses Datum ruft keinen besonderen Zusammenhang in mir wach. Ich würde mich erinnern, wenn es anders wäre, glauben Sie mir.«
»Ich habe noch eine Frage. Hat das Mädchen jemals Südamerika besucht?«
Die ältere Frau schüttelte den Kopf. »Nein, bestimmt nicht. Sie ist nur innerhalb Deutschlands und Österreichs gereist.«
Sie sah zwischen Erika und Volkmann hin und her. »Hat Ihre Frage etwas damit zu tun, wie Sie an das Foto gekommen sind?«
Volkmann nickte. »Sagt Ihnen der Name Erhard Schmeltz etwas?«
»In welcher Beziehung?«
»In Beziehung zu Geli Raubal.«
Die Historikerin runzelte die Stirn. »Wer war Erhard Schmeltz?«
»Ein NSDAP-Mitglied. Jemand, der Hitler noch aus dem Ersten Weltkrieg kannte.«
Die Historikerin schüttelte langsam den Kopf. »Wer er auch war, er kann nicht sonderlich wichtig gewesen sein. Ich habe diesen Namen weder in Verbindung mit Hitler noch mit dem Mädchen jemals gehört. Nie.«
»Haben Sie eine Vorstellung, Frau Richter, wie dieses Foto in Südamerika gelandet sein könnte?«
»Sind Sie absolut sicher, daß es ein Original und kein Abzug war?«
»Ja.«
»Am Ende des Krieges sind so viele Deutsche nach Südamerika emigriert. ODESSA, Sie wissen sicher davon. Das Foto hätte sich im Besitz von jemandem befinden können, der dem Mädchen oder Hitler nahegestanden hat.« Johanna Richter zuckte mit den Schultern. »Aber wer das gewesen sein könnte, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Leute wie Eichmann oder Mengele haben sie nie kennengelernt. Und Bormann, sicher, der kannte sie und hat sie gewiß oft bei offiziellen Anlässen getroffen, aber die Wahrscheinlichkeit, daß er den Krieg überlebt hat und nach Südamerika flüchten konnte, ist wissenschaftlich eindeutig ausgeschlossen. Vermutlich gehörte das Foto einem engen Freund, einem Vertrauten oder einem SS-Mann. Leider kann ich nicht sagen, wer das gewesen sein könnte.« Die Historikerin machte eine Pause und fragte dann: »Beantwortet das Ihre Frage?«
Volkmann starrte auf das Foto in seiner Hand, blickte dann wieder die Frau an und nickte. »Danke, daß Sie uns Ihre Zeit geopfert haben, Frau Richter. Entschuldigen Sie, daß wir Sie so lange aufgehalten haben.«
»Das ist nicht so schlimm.« Die Frau lächelte und stand auf.
Volkmann schob das Foto wieder in die Brieftasche.
»Ich hätte gern eine Kopie für meine Unterlagen«, sagte Johanna Richter. »Könnten Sie mir eine zusenden?«
»Selbstverständlich.«
Johanna Richter schüttelte ihnen die Hände und geleitete sie zur Tür. Das Taxi wartete noch draußen. Als sie im offenen Entree standen, drehte Volkmann sich noch einmal zu der Frau um. »Wissen Sie, wo Geli Raubal begraben worden ist?«
»In Wien, auf dem alten Zentralfriedhof.«
»Ist das Grab noch da?«
Johanna Richter schüttelte den Kopf. »Leider haben die Reichsbehörden in Wien diesen Teil des Friedhofs 1941
zerstören lassen. Geli Raubals Grab und alle anderen ringsum wurden dem Erdboden gleichgemacht.«
»Warum?«
»Das weiß niemand. Eine äußerst merkwürdige Sache.
Niemand, mit dem ich über diese Angelegenheit gesprochen habe, konnte mir sagen, wer den Befehl dazu gegeben hatte.
Vermutlich trägt das nur zu dem ganzen Rätsel um den Tod des Mädchens
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