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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Belastendes bei sich, wenn die Männer ihn erwischten. Aber das bezweifelte er. Rodriguez hatte ihnen bestimmt kein Wort von ihm gesagt.
    Das Reserveband lag noch unbenutzt auf dem Tisch, wo er es hingelegt hatte.
    Hernandez stand auf. Graciella rührte sich, drehte sich auf die andere Seite und schlief weiter. Den Wagen würde er hierlassen, hier war er sicherer. Der Bahnhof, in dem Hernandez ein Schließfach gemietet hatte, lag nur einen kurzen Fußmarsch entfernt. Wenn er die Nebenstraßen benutzte, könnte er in zwanzig Minuten zurück sein, und das Band wäre sicher verwahrt. Also ging Rudi Hernandez leise in den Flur, schob den Riegel von der Vordertür zurück und nahm von dem Nagel hinter der Tür den Zweitschlüssel, den Graciella dort immer verwahrte.
    Der Mann war müde.
    Die ganze Nacht lang hatte er die Straßen von Asunción abgesucht, und nun war es schon nach drei Uhr morgens. Auf denjenigen, der den Wagen oder den Mann fand, wartete ein Jahresgehalt Prämie, und nur der Gedanke an das Geld hielt den Mann noch wach. Die Beschreibung des Unbekannten, nach dem er suchen sollte, war ziemlich vage gewesen. Eigentlich hätte er ein Foto gebraucht. Aber der Wagen machte es leichter.
    Ein Auto konnte man leichter identifizieren als ein Gesicht, und ein alter, roter amerikanischer Straßenkreuzer sollte nicht so schwer zu finden sein. Aber bis jetzt hatte er kein Glück gehabt.
    Genausowenig wie die anderen. Sie waren in ihren Wagen an ihm vorbeigefahren, während er die Stadt abgesucht hatte.
    Verdammt, dachte er. Anscheinend sind alle an dieser Suche beteiligt – alle, die ich kenne … Was ist da bloß los?
    Er hatte Model und Kaindel an einem Kaffeestand in der Nähe der Plaza Constitution getroffen. Sie wußten auch nichts Genaues. Nur, daß auf Franz Liebers Befehl der Mann oder der Wagen gefunden werden mußten. Schon die ausgesetzte Prämie bewies die Wichtigkeit dieses Auftrags.
    Der Mann rieb sich die schmerzenden Augen und wendete auf der Plaza. Die finsteren Straßen von La Chacarita lagen vor ihm.
    Nicht unbedingt ein einladender Ort, es sei denn, man wollte sein Leben aufs Spiel setzen oder riskieren, sich bei irgendeiner billigen Hure eine Geschlechtskrankheit zu holen. Selbst die hiesigen Diebe waren berüchtigt für ihre Schnelligkeit. Es gab einen Witz über sie in Asunción: Wenn man mit dem Auto durch La Chacarita fährt und zum Abbiegen die Hand aus dem Fenster streckte, sollte man darauf achten, daß man keine Armbanduhr trägt.
    Der Mann grinste. Scheiß drauf! dachte er. Er hatte ein Handy bei sich, womit er Hilfe rufen konnte, eine Fünfundvierziger im Handschuhfach und ein Messer unter dem Sitz. Wenn irgend so ein Penner ihm dumm kam, würde er ihm ein faustgroßes Loch in den Pelz brennen.
    Er überquerte die hell erleuchtete Plaza, dann rollte der Wagen langsam die abschüssige Straße hinunter in den dunklen Slum von La Chacarita …
    Nach zehn Minuten Fußmarsch durch das Labyrinth der engen Nebenstraßen hatte Hernandez den alten Bahnhof erreicht. Er verspürte keine Angst, hier im Barrio kannte man ihn. Die Straßen waren verlassen, und er ging langsam.
    Fünfzig Meter vor dem von Säulen eingerahmten Eingang des alten Bahnhofs blieb er wie angewurzelt stehen. Auf der Straße parkten zwei Autos gegenüber vom Eingang unter einer flackernden Straßenlaterne: ein dunkler Mercedes und ein weißer Ford. Neben dem Benz standen zwei Männer und rauchten, während sie sich unterhielten. Hernandez schluckte.
    Normalerweise hätte ihn dieser Anblick nicht irritiert, aber die Szene war irgendwie merkwürdig. Der nächste Zug würde frühestens in einer Stunde kommen. Warum sollten diese Männer um diese Uhrzeit vor dem Bahnhof warten? Beide trugen Anzüge und sahen europäisch aus. Wie die Männer im Hotel. Wie Geschäftsleute. Hernandez wich in den Schatten zurück, und sein Herz klopfte wie rasend.
    Am Eingang lungerten zwei weitere Männer unter dem Säuleneingang herum. Der eine war jung und blond, trug eine Lederjacke und ein offenes Hemd, der andere war mittelgroß, kräftig und leger gekleidet. Die beiden wirkten nicht wie Geschäftsleute, aber für Hernandez bestand kein Zweifel, daß sie alle ihm auflauerten. Sie überwachten den Bahnhof für den Fall, daß er die Stadt verlassen wollte.
    Mist!
    Hernandez spürte, wie ihn die Panik überfiel. Unter dem Hemd rann ihm der Schweiß über die Haut. Er atmete mehrmals tief durch. Seine Abhöraktion erwies sich offenbar als Stich ins

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