Meade Glenn
er sogar darauf bestanden, daß Schmidt und er weiche, glatte Turnschuhe trugen. Und er hatte Franz sogar befohlen, die Reifen des Pickups abzumontieren und zu verbrennen, sobald er mit dem Fahrzeug nach Asunción zurückgekehrt war.
Jetzt lagen die blutigen Kleidungsstücke auf einem Haufen etwa einen Meter neben Schmidt. Krüger trat neben die beiden dünnen Leichen und begutachtete sie.
Er nickte dem Mann zu. »Du weißt, was zu tun ist. Laß dir Zeit und mach es sorgfältig.«
Krüger sah zu, wie Schmidt ans Werk ging. Es blieb ihm nichts anderes übrig, er mußte kontrollieren, ob der Job ordentlich erledigt wurde. Er hatte schon mit angesehen, wie Menschen getötet wurden, hatte selbst bereits Morde begangen.
Aber er hatte noch nie gesehen, wie Leichen verstümmelt wurden – Gesicht und Fingerspitzen mußten … entfernt werden.
Zwar hatte man den Jungen niemals Fingerabdrücke genommen, und es war auch sehr unwahrscheinlich, daß die Leichen jemals gefunden würden, aber Krüger war nicht bereit, auch nur das geringste Risiko einzugehen. Er wollte sichergehen, daß niemand sie zum Haus zurückverfolgen konnte.
Also sah er zu, wie Schmidt das gezackte Bowiemesser herauszog und loslegte. Zuerst drehte er den Jungen um, der direkt neben ihm lag. Es war Emilio. Mit weit aufgerissenen, gebrochenen Augen starrte er in den Himmel. Krüger konnte seinen Blick nicht abwenden. Er war gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen.
Eine Viertelstunde später war Schmidt fertig.
Krüger beleuchtete mit der Taschenlampe die Toten. Sie waren vollkommen entstellt. Wo die gebräunten Gesichter gewesen waren, starrten jetzt blutige Fratzen des Grauens zu ihm herauf. Das Weiße des Schädelknochens war sichtbar, und die leeren Augenhöhlen waren nichts als gähnende, schwarzrote Schlünde.
Krüger half Schmidt, die beiden Leichen zum Rand des Abgrundes zu schleppen. Sie warfen sie in die Leere und konnten hören, wie Sekunden später die Toten auf ihrem Weg zum Boden der Kluft gegen die Felsen prallten. Dann leuchtete Krüger mit der Taschenlampe hinterher. Es war nichts zu sehen, nur ein Dickicht aus Grün und grauem Fels, das die Leichen verschlungen hatte.
Krügers Hände und sein Overall waren blutbeschmiert. Er wischte sie sich am Gras ab und sah, wie Schmidt dasselbe tat.
Das Blut würde mit dem ersten Regen davongespült werden.
Schmidt packte die Kleidung in einen schwarzen Müllsack, wischte die Klinge an seinem Overall sauber, bevor er ihn ebenfalls auszog und zusammen mit dem von Krüger in den Sack stopfte.
Schmidt warf den Sack hinten auf den Pickup und kletterte auf den Fahrersitz. Als Krüger neben ihm einstieg, hielt er kurz inne und leuchtete mit der Taschenlampe die Lichtung ab. Nichts war zurückgeblieben. Die Tiere in der Schlucht würden die Arbeit beenden und die Leichen bis auf die Knochen abnagen.
Krüger blickte auf die Uhr. Es war ein Uhr nachts. Noch acht Stunden. Noch acht Stunden, und er würde dieses verteufelte Land endlich hinter sich lassen. Vielleicht konnte er sogar ein paar Stunden schlafen, bevor der Hubschrauber kam. Ihm taten alle Knochen weh, und er war vollkommen erschöpft.
Als er schließlich müde neben Schmidt auf den Beifahrersitz geklettert war, ließ der große Mann den Motor aufheulen. Dann wendete der Pickup und fuhr den engen Pfad zurück.
15. KAPITEL
Asunción.
6. Dezember. 1.02 Uhr.
Sanchez saß an seinem Schreibtisch.
Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und sein Gesicht war vor Übermüdung angeschwollen. Auf einem Tablett neben ihm stand eine Kaffeekanne, drei Tassen waren eingeschenkt, und in dem gläsernen Aschenbecher lag eine halbgerauchte Zigarette.
Volkmann und Erika saßen ihm gegenüber.
Trotz seiner Müdigkeit war der Kriminalbeamte aufmerksam und interessiert. Volkmann überlegte, ob es daran lag, daß er Hernandez persönlich gekannt hatte, oder weil Ferguson die richtigen Knöpfe gedrückt hatte. Aber eigentlich spielte das keine Rolle: Der Mann war da und half ihnen.
In dem kleinen Büro war es jetzt kühler, aber der Ventilator surrte noch immer unablässig vor sich hin. Sanchez schlug einen neuen Ordner auf und überflog den Inhalt. Es waren einige handgeschriebene Seiten auf spanisch.
»Es geht um diesen Winter. In den letzten drei Jahren hatte er Paraguay achtmal besucht. Jeweils mit einem Abstand von ungefähr vier Monaten, und er ist jedesmal nur drei oder vier Tage geblieben. Auf seinem Visum hat er als Grund für seine Einreise
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