Meade Glenn
wollte.«
»Vielleicht. Aber wir wissen immer noch nicht genug.«
Wieder das Schulterzucken. »Und das kann noch eine Weile so weiter gehen.« Erika Kranz beugte sich auf ihrem Stuhl vor.
»Was ist mit dem anderen Mann? Der manchmal mit Rodriguez zusammengearbeitet hat?«
» Sí, Miguel Santander.«
»Haben Sie ihn schon verhört?«
» Sí. Bevor Sie hierhergekommen sind. Er weiß bereits von Rodriguez’ Tod. Ich habe ihm auch gesagt, daß wir mittlerweile vermuten, daß Rodriguez ermordet wurde. Santander glaubt, daß wir ihn für einen Verdächtigen halten, und ich habe ihm da nicht widersprochen. Er behauptet, nichts mit Rodriguez’ Tod zu tun zu haben und in den letzten vierzehn Tagen in der Nähe der Grenze gewesen zu sein. Natürlich hatte er da nichts Gutes im Sinn und besitzt kein vernünftiges Alibi.« Er grinste knapp.
»Was uns gut in den Kram paßt. Deshalb ist er verängstigt und hat ein bißchen geplaudert.« Er wuchtete sich von seinem Stuhl hoch. »Vielleicht sollten Sie ihm selbst zuhören. Er ist unten in einem der Verhörzimmer. Kommen Sie, ich bringe Sie hin.«
Die Verhörzelle hatte die gleichen grauen Wände mit abblätternder Farbe wie Sanchez’ Büro. Bis auf drei Stühle und einen uralten Holztisch war sie unmöbliert.
Als Sanchez sie hereinführte, erblickte Volkmann einen Mann am Tisch. Er war etwa dreißig und hatte ein schmales Gesicht.
Zwei junge Polizisten standen auf beiden Seiten neben ihm. Die Haut des Mannes war von der Sonne gebräunt, er war unrasiert, was seinen dunklen Teint noch dunkler erscheinen ließ, und er hatte mehr indianische als spanische Gesichtszüge. Nervös spielte er mit seinen plumpen Fingern.
Er trug ein schmutziges T-Shirt, das am Hals zerrissen war, eine blaue, ausgebleichte Jeans und gefütterte Cowboystiefel aus Leder. Unruhig sah er die Neuankömmlinge an, während Sanchez den beiden Polizisten bedeutete, sie allein zu lassen.
Nachdem sie den Raum verlassen hatten, bot der Capitán Volkmann und Erika Kranz zwei Stühle an. Das Mädchen setzte sich, Volkmann dagegen blieb stehen.
»Das ist Miguel Santander«, erklärte Sanchez. »Er spricht ein bißchen Englisch. Wenn Sie wollen, kann ich auch dolmetschen.«
Der Mann namens Santander lächelte gezwungen. »Bitte, sprechen Sie englisch. Ich möchte gern üben.« Sein Lächeln vertiefte sich, und seine fleckigen, schiefen Zähne wurden sichtbar. Er sah Volkmann und das Mädchen an.
Sanchez stellte sie vor, ohne etwas zu erklären. Er sagte nur, daß seine beiden Begleiter an Rodriguez Tod interessiert seien.
Er bot allen Zigaretten an, auch Santander, nahm sich selbst eine und entzündete sie.
»Ich möchte, daß Sie meinen Freunden das gleiche erzählen wie mir. Und zwar langsam. Damit sie es verstehen, comprende? «
» Sí. «Santander sah erst Volkmann, dann Erika Kranz an und richtete den Blick wieder auf Sanchez. »Wo soll ich anfangen?«
»Als Rodriguez Sie gebeten hat, ihm zu helfen.«
Santander nickte und zog nervös an seiner Zigarette. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn, und er blickte unaufhörlich zwischen Volkmann und Erika hin und her. Seine Hände kamen nie zur Ruhe.
»Vor einem Monat ist Rodriguez zu mir gekommen.« Seine Stimme klang angespannt, und er sprach abgehackt. »Er sagte, er braucht Hilfe. Er müßte für einen Job ein Flugzeug von einem Freund von mir mieten. Seine eigene Kiste ist alt, und er brauchte ein Ersatzteil für seinen Generator. Bis dahin müßte er eine andere Maschine chartern.«
Santander sah kurz zu Sanchez hinüber und richtete den Blick dann sofort wieder auf Erika und Volkmann, als wartete er auf eine Bestätigung, daß sie verstanden hatten. Als niemand etwas sagte, fuhr er fort: »Diese Arbeit, Rodriguez’ Arbeit, kann manchmal gefährlich sein. Ich mußte wissen, ob es okay war und es keine Probleme gab für meinen Freund, von dem er sich das Flugzeug leihen wollte. Ich wollte ihn nicht in Gefahr bringen. Höchstens in ein kleines Risiko. Denn wenn Rodriguez in Schwierigkeiten gerät, kommt vielleicht die Polizei zu meinem Freund. Also sage ich zu Rodriguez, er soll mir was von seinem Job erzählen, damit ich weiß, ob es okay ist, daß er sich das Flugzeug von meinem Freund leiht.«
Santander musterte die Gesichter der anderen Anwesenden und zuckte mit den Schultern. »Rodriguez wollte mir zuerst nichts verraten. Aber er brauchte das Flugzeug, also mußte er es erzählen. Einige Leute lassen ihn Fracht für sie über die Grenze
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