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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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uns
nicht an die Ewigkeit denken. Laß uns nur an das Jetzt und Hier denken.«
    Sie nickte
und sah weg. »Also gut. Wir denken also nicht an das Morgen. Das heißt, bis es
morgen ist. Und das wird bald sein. Sehr bald.«
    Er nahm
seinen Stetson auf, der neben der Tür lag. Regungslos zupfte er das
Spitzenhemdchen, das ihn immer noch verhüllte, ab, und plazierte es auf der
Kommode. »Ich mache dir einen Vorschlag. Du redest nicht von morgen, und ich
rede nicht von New York.«
    Ihr gefror
das Blut in den Adern. Er hatte niemals angedeutet, daß er etwas wußte. Doch
nun erwähnte er New York. »Woher ... woher weißt du das?«
    »Du hast
diese Nacht etwas von Delmonico's gesagt. Ich kenne es. Es ist ein Restaurant
am Union Square mitten in Manhattan.«
    Sie starrte
ihn mit nackter Angst in ihrem Gesicht an.
    Er blieb
einen Moment still und sagte dann: »Ich hin nie selbst dort gewesen. Konnte es
mir nicht leisten. Man sagt, nur die Vandelbilts könnten es.«
    Sie schlang
sich die Arme um den Körper, um ihr Zittern zu unterdrücken. Wie dumm von ihr,
Delmonico's zu erwähnen. Dieser kleine Ausrutscher hatte ihm mehr verraten,
als er in monatelangem Verhör herausgefunden hätte.
    »Tja ...
ich bin in etwa einer Stunde zurück.« Er wirkte auf einmal müde. Sie fragte
sich, ob er sich nun doch überlegte, wegen ihr nach Washington zu telegraphieren.
Er hatte schließlich bekommen, was er wollte. Ein Geheimnis von ihr war
aufgedeckt worden. Nun blieb nur noch ein anderes.
    »Wirst du
dich doch über mich erkundigen?«
    Er hielt
inne, sah sie aber nicht an. »Ich weiß, daß du vor irgend etwas wegrennst. Das
weiß ich schon lange. Wenn ich dich überprüfen lasse, was werde ich wohl
finden?«
    Sie starrte
hilflos seinen Rücken an. Sie wußte einfach nicht, wie sie es ihm erklären
sollte. Ihre Geschichte klang fantastisch, und er würde sich als Mann des
Gesetzes verpflichtet sehen, sie in die Anstalt zurückzubringen.
    »Das dachte
ich mir«, murmelte er, als sie keine Antwort gab.
    »Warte«,
flüsterte sie, und ihre Stimme zitterte so heftig wie ihre Hände. »Mein Onkel
... mein Onkel ...« Sie würgte an den Worten, unfähig, den Satz ganz
herauszubringen, unfähig, das ganze Ausmaß ihrer Angst zu offenbaren.
    »Erzähl mir
von deinem Onkel.«
    Sie öffnete
den Mund, aber die Worte kamen nicht. Sie war verdammt durch ihre Vorstellung
seines Blickes – durch den Ausdruck des Verrats in seinen Augen, wenn man sie
fortbrachte, wenn man sie in die Anstalt zurückbrachte, zu ihrem Onkel, der in
den Schatten des Todes lauerte.
    »Christal,
erzähl mir von ihm.« Seine Stimme ließ keine Verweigerung zu.
    Sie faltete
die Hände fest zusammen, um das Beben zu unterdrücken. Dennoch – sie brachte
immer noch kein Wort hervor.
    Schließlich
sah er sie an. Seine Gesichtszüge schienen aus Stein zu sein. »Christal ...
wenn du nur das Geld von Terence Scott genommen und mit den anderen
Passagieren die Stadt verlassen hättest, dann wäre ich dir vielleicht nicht
gefolgt. Ich hätte mir eingere det, du könntest dich einfach nicht in einen
Mann verlieben, der dir einen Verbrecher vorgespielt hat, dich entführt und
gegen deinen Willen festgehalten hat. Aber du hast alles ganz anders gemacht.
Du hast mir mein Geld abgenommen, mir dafür aber viel mehr dagelassen, was dir
ohnehin gehörte, du bist weggelaufen, als hätte dir jemand Todesangst
eingejagt ... Also konnte ich dich nicht in Ruhe lassen. Ich mußte dich
finden.« Er schwieg einen langen Augenblick und betrachtete sie, in seinen
Augen glitzerte Verlangen.
    »Ich will
es dir sagen«, flüsterte sie mit einer Stimme voller ungeweinter Tränen. Sie
war so müde, den Kampf allein durchzustehen. »Aber du ... du bist ein Sheriff.
Deine Pflicht ... der Krieg ... du mußt immer das Richtige tun ... ich will dir
ja alles sagen ... aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.« Sie ließ den
Kopf fallen und vergrub ihn in ihren Händen. Das Spiel war aus. Er wußte genug
von ihr, um nach New York zu telegraphieren. Die Narbe würde sie verraten. Er
konnte innerhalb weniger Stunden alles über sie herausfinden. Und es wäre am
besten, wenn sie ihm alles gestand. Was er durch die Verwaltung und Regierung
erführe, würde sich schlimmer anhören, als was sie zu sagen hatte. Und
vielleicht, nur vielleicht, empfand er genug für sie, um ihr zu glauben.
    Sie sah auf
die zerwühlten Laken unter ihr. Ihr Herz wurde schwer. Eine Sache war
jedenfalls ganz sicher: Wenn er nicht jetzt

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