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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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genug für sie empfand, dann würde
er es nie mehr tun.
    »Erzähl es
mir«, wiederholte er und ließ ihren Widerstand immer mehr bröckeln.
    Sie würgte
einen Schluchzer hinunter und wagte nicht, ihn
anzusehen. »Du willst dieses schreckliche Geheimnis unbedingt wissen, und ich
werde es dir erzählen. Aber zuerst muß du mir eine Frage beantworten: Willst
du es auch dann wissen, wenn es bedeutet, daß man mich von hier wegbringt, an
einen Ort bringt, wo niemand mehr etwas von mir hören wird? Willst du es auch
dann wissen, wenn« – sie schluckte wieder einen Kloß in ihrer Kehle hinunter –
»wenn es meinen Tod bedeutet?«
    Er sah sie
schweigend und sehr ernst an. Reglos stand er da, berührte sie nicht, bot ihr
keinerlei tröstende Geste. Er bot ihr nur ein kaltes, berechnendes Schweigen.
    Sie brach
in heftiges Schluchzen aus. Entsetzt fühlte sie plötzlich, wie er durch ihr
langes Haar strich.
    »Du
überläßt mir also die Wahl?« sagte er mit bewegter, rauher Stimme. »Mein
Pflichtgefühl als Mann des Gesetzes. Oder du.«
    Eine lange
Zeit sagte er nichts. Sie konnte es nicht ertragen, seinem Blick zu begegnen.
Dann endlich flüsterte er: »Dann wähle ich dich, Christal. Gott möge mir
verzeihen, aber ich wähle dich!«
    Sie begann
leise in ihre Hände zu weinen, während die Erleichterung in gewaltigen Wellen
über ihr zusammenschlug. Es war kein Moment, den man hätte feiern müssen; er
brauchte ihr nicht zu sagen, sie sollte in seine Arme kommen. Es war ein
Augenblick von belastender Melancholie: Ein Mann verwarf alles, woran er
glaubte für eine Frau, eine Frau, die sich vielleicht all dem Vertrauen nicht
würdig erweisen mochte.
    Er
betrachtete ihre zerbrechliche Gestalt und strich ihr erneut durch die blonden,
langen Haare. »Zieh dich an«, sagte er ernst. »Wir haben viel zu tun. Ich muß
mit Faulty reden.«
    Dann
schritt er zur Tür. Bevor er hinausging, drehte er sich noch einmal um und
sprach aus, was ihm schwer auf der Seele lasten mußte. Er zögerte einen Moment
und schien Mühe zu haben, die Worte herauszubringen: »Ich will nur, daß du
eines weißt, Mädchen. Eines Tages wirst du es mir sagen. Ich werde dir glauben,
und dann sprechen wir nie wieder davon. Ich will, daß du das weißt.« Er verließ
das Zimmer, als könnte alles andere, was gesagt werden mußte, warten, bis sie
sich wieder in den Armen halten würden.
    Minuten später erhob sich Christal von
ihrem Bett. Ihre Gedanken waren angstvoll und verwirrend. Sie wußte nicht, was
sie als nächstes tun sollte. Es zerriß sie innerlich, daß Cain allem, an das er
glaubte, den Rücken kehrte. Instinktiv wollte sie fliehen und sich in einem
ganz anderen Winkel des Landes verlieren, so daß sie beide vergessen konnten,
daß sie sich jemals getroffen hatten. Aber dies würde nie geschehen. Sie
würde niemals weit genug fortlaufen können, um ihn zu vergessen. Als Macaulay
nach Noble gekommen war, hatte sie nur Angst verspürt und das dringende
Bedürfnis, vor ihm davonzulaufen. Doch nun waren sie durch ein Band verbunden,
das niemals zerreißen würde. Sie liebte ihn, und da sie nirgendwo hingehen
konnte und keine Möglichkeit hatte auszubrechen, ergab sie sich, zog sich an
und wartete auf seine Rückkehr.
    Er kam
knapp eine Stunde später wieder und brachte sie zu Faulty. Der Saloon war leer
bis auf einen alten Goldgräber namens Brigtsen und Jan Peterson.
Dixiana war oben in ihrem Zimmer, Ivy trafen sie in der Küche, wo sie ihnen
etwas zu essen servierte. Die Unterhaltung lief schleppend. Christal sah, daß
Ivy den Sheriff entsetzt anblickte, und was immer er mit Faulty besprochen
hatte, es hatte ihm wilde Angst eingejagt. Der alte Saloonbesitzer verbeugte
sich fast, als er in die Küche kam. Er würde sie niemals mehr drängen, Kunden
mit in ihr Schlafzimmer zu nehmen. Tatsächlich fürchtete sie, Faulty würde sie
geradewegs umbringen, wenn sie die Sache noch einmal zur Sprache brächte.
    Ivy
verschwand bald, und Faulty kehrte zu seiner Bar zurück, um sich um seine
Kunden zu kümmern. Christal und Macaulay aßen ihre Mahlzeit, ohne ein einziges
Wort zu wechseln. Sie saßen nicht bei Delmonico's, es gab keine sauberen,
weißen Tischtücher oder silbernes Geschirr – nur die nackten, rohen
Holzbretter, eine leckende Lampe und ein warmer Platz in der Nähe des Herdes.
Doch seltsamerweise machte dies Christal nichts aus. Die Zukunft jagte ihr
Angst ein, sie war wie ein formloses Gespenst am Horizont. Eines Tages würde
sie seine Gestalt

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