Meagan McKinney
geschmackvoller
Louis-XV.-Einrichtung besaßen, und für Leute, die sich eine Nacht auf den
Federmatratzen des Fairleigh leisten konnten, war es in der Tat eine tiefe
Erleichterung nach dem endlosen Geschaukel und Genicke! in den Pullman-Waggons,
die nach Westen fuhren.
Doch obwohl
sich das Gebäude majestätisch an der schlammigen Straße erhob und einen
erhabenen Kontrast zum Gesindel in den Saloons drumherum bot, konnte es das
Halbblut nicht einschüchtern. Wie überhaupt weniges. Vielleicht lag der Grund
in seiner Körpergröße –Weißer Wolf war gut über sechs Fuß groß! Aber noch
wahrscheinlicher war es sein kaltblütiger Blick, den er von seinem Pawnee-Vater
geerbt hatte, der bei einem Überfall auf die Eisenbahn seine Mutter
vergewaltigt hatte, bevor er die Wagons anzündete.
Nein,
Weißer Wolf war gewiß niemand, mit dem man sich gerne anlegte. Zum Unglück
vieler hatte seine Mutter ihre Brandwunden überlebt und ihn zur Welt gebracht.
Doch gerade wegen dem, was sein Vater ihr angetan hatte, empfand sie keinerlei
Gewissenbisse, ihren unerwünschten Bastard nach Herzenslust zu schlagen, bis
er sich versteckte – oder sie daran hinderte. Im Alter von fünfzehn beschloß
der Junge, sie lieber nur noch daran zu hindern. Er erschlug sie kurzerhand,
dann zog er los, um sich in den Prärieforts und Reservaten herumzutreiben, bis
er zu dem Mann herangewachsen war, der nun vor dem Fairleigh Hotel abstieg. Ein
Mann, der keine Gnade kannte.
»Kann ich
Ihnen helfen?« Ein gekünstelt wirkender Portier trat zu dem Halbblut, während
er sich pikiert ein Taschentuch vor die Nase hielt, um den Gestank von
ranzigem Bärenfett zu dämpfen.
Das
Halbblut ignorierte ihn. Er blickte sich in der gold- und kristallverzierten
Empfangshalle um, als ob er jemanden suchte, den er kannte.
In einer
Ecke erhob sich ein Mann von einer rubinroten Damastbank. Es war ein
gutaussehender Gentleman in den Fünfzigern, dessen erstaunliche leuchtendblaue
Augen und der graue Van-Dyke-Bart einen nachhaltigen Eindruck hinterließen. Der
Mann griff in die Tasche seiner blauen Seidenweste, zog eine goldene Uhr
heraus, blickte auf die Zeit und nickte dann.
Der
Hotelier schüttelte den Kopf, als das Halbblut mit seiner geschulterten
Winchester hinüberschlenderte und sich benahm, als wäre er in der Wildnis von
Dakota und nicht mitten in der großartigen Stadt St. Louis.
Es wird
Zeit für die Zivilisation, dachte
der gepflegte, kleine Mann in resignierter Empörung. Jeden Tag entstanden
entlang der Schienen neue Gebäude, so viele, daß man das Klopfen der Hämmer
zur National-Hymne des Staates erklären konnte. Doch bis es wirklich so weit
ist, dachte der Mann, während er sich hinter seine schwere, reichornamierte
Walnußholztheke begab, bis es wirklich so weit ist, daß die Zivilisation
Einmarsch erhält, hat es einfach keinen Zweck, die Menschen zu überzeugen, daß
sie an einem kultivierten Ort sind, der sich mit einer Ostküstenstadt messen
kann. Hier war Missouri. Männer konnten unbehelligt mit ihrem Gewehr in
Hotelhallen marschieren. Es war immer noch der alte Westen.
Das
Halbblut lehnte es ab, sich auf das rote Sofa zu setzen. Er fühlte sich
wahrscheinlich auf einem Ameisenübersäten Baumstamm wohler als auf edlem französischem
Damast. Der Gentleman nahm wieder Platz und musterte den Mann vor sich mit
einem abschätzenden Blick, der besagte, daß er ihn kaum höher einstufte als
die Küchenhilfe.
»Wieviel
wollen Sie, um sie zu finden?« Der Gentleman hob eine graue Augenbraue,
während sein geringschätziger Blick zu einem goldgerahmten Ölgemälde von
Prometheus wanderte.
Weißer Wolf
sah sich in der Lobby um, als schätzte er den Wert einer Person ab, die sich
diese Bleibe leisten konnte. »Eintausend Dollar.«
Der Mann
mit dem Van-Dyke-Bart lachte. Er sah dem Halbblut in die Augen. »Ich gebe Ihnen
zweihundert und keinen Penny mehr. Ich habe kaum genug, um dieses Rattenloch
hier zu bezahlen.« Er wies mit einer umfassenden Geste durch die Lobby. »Für
denselben
Preis könnte ich in New York auf der Fifth Avenue wohnen, und das in der
besten Suite.«
Das
Halbblut sah sich erneut um. Er hatte noch nie ein edleres Hotel als das
Fairleigh gesehen. Die Herabsetzung des Gentleman' irritierte ihn.
»Also,
können wir eine Abmachung treffen? Man hat mir gesagt, Sie wären derjenige, der
sie finden kann, doch ich weiß genau, daß andere es für das Geld gerne tun
würden. Sehen Sie sich all diese Mormonen an, die nicht bis
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