Meagan McKinney
erkennen, doch nun blickte sie nur in Macaulays Augen und sah
keine Kälte mehr darin. Und das war alles, was sie jetzt brauchte.
Als sie
gegessen hatten, führte Macaulay sie in ihr Schlafzimmer. Sie konnte durch die
Wände Dixi mit einem Kunden reden und kichern hören. Schweigend zog Macaulay
sie aus und liebte sie ebenso schweigend, als wollte er keinesfalls diesen
Moment mit jemandem teilen, als wollte er andere nicht einmal ein Seufzen
hören lassen. Doch seine wortlose Liebkosung brachte ihr schnell die
Erfüllung, und beim zweiten Mal schien ihr Herz vor Verlangen nach ihm zu
bersten, und mit bittersüßer Freude lernte sie etwas Wundervolles kennen, von
dem sie wußte, daß es nicht andauern konnte.
Ihre
Leidenschaft erstarb nur langsam. Schließlich zog er sie in seine Arme und
schlief ein. Sein Atem ging tief und tröstete sie, und sie kuschelte sich an
seine Brust, lauschte seinem stetigen, starken Herzschlag und war zufrieden
mit der Lüge, daß der morgige Tag genauso schön werden würde. Und daß ein Mann
von Ehre seinem Glauben für immer abschwören konnte.
Kapitel 19
Macaulay war fort, als Christal aufwachte.
Sie öffnete die Augen und schaute in den sonnendurchfluteten Morgen. Das Licht,
das von der Schneedecke draußen reflektiert wurde, strömte durch die Läden und
zeichnete den Schatten des Fensterkreuzes auf ihre Bettdecke. Sie konnte das
vertraute Geräusch von tropfendem Schmelzwasser hören, als die Eiszapfen unter
dem Dach sich in der Sonne erwärmten. Heute würde es nicht so kalt sein, doch
der Frühling würde noch lange auf sich warten lassen.
Sie
streckte die Hand aus und berührte das Kissen, das noch die Mulde von Macaulays
Kopf zeigte. Der Abdruck war kalt. Er mußte schon eine Weile fort sein.
Sie stand
auf und zog sich schnell an. Sie wollte ihn bald wiedersehen, zögerte aber
gleichzeitig. Sie würde ihm einen Teil von dem erzählen, das endlich gesagt
werden mußte. Während sie diesen Gedanken im Kopf
wälzte, saß sie eine lange Weile am Fenster und betrachtete das Foto, das sie
und ihre Schwester zeigte. Es war so schwierig, nur daran zu denken, ihm etwas
über ihre Vergangenheit zu erzählen, doch nur, weil es so üble Dinge darin gab.
Die schönen Begebenheiten, die Freuden, wollte sie so gern mit ihm teilen.
Sie
berührte das Bild, als könnte sie Alanas Wange streicheln. Tatsächlich hatte es
soviel Glück gegeben. Vielleicht zuviel. Vielleicht war Gott so grausam, daß er
sie für all die Freuden büßen lassen wollte.
Sie
schüttelte diesen Gedanken ab und wandte ihren Blick wieder dem Foto zu. Ein
kleines, bittersüßes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie an ein Ereignis
aus der Zeit dachte, als sie und ihre Schwester noch kleine Mädchen waren. Ihre
Mutter war nach Hause gekommen und brachte die neuste Ausgabe von Godey's
Lady's Book mit. Mrs. van Alen hatte ihren Kindern immer das Versprechen
abgenommen, sorgfältig zu arbeiten, hatte ihnen dann ihre Nähschere gegeben
und sie durften die Papierpuppen im hinteren Teil des Werkes ausschneiden. Noch
jetzt konnte sich Christal an die eleganten, edlen Kleidermodelle erinnern,
die für ihre Puppen gemacht waren: blausamtene Reitkleider mit kecken
Zylindern, rosafarbene Taftballkleider, die mit edler Spitze gesäumt waren und
– das Schönste von allem – Hochzeitskleider aus Umengen von weißen Satin
gebastelt. Mit den altmodischen Gitter-Krinolinen hatten ihre Hochzeitspuppen wie
zarte Glokenblumen auf einer Wiese ausgesehen. Sie hatte sie geliebt. Doch ganz
besonders hatte sie ihre Mutter dafür geliebt, daß sie ihren Töchter jeden
Monat diese Puppen mitbrachte und sie niemals vergaß.
Christals
Augen glitzerten bei dieser Erinnerung. Der Tag, an dem das Magazin erschien,
war etwas Besonderes. Wenn sie und Alana sehr vorsichtig mit den Modellen
umgingen und nicht durch ein Rezept für einen Heiltrank oder die Abbildung der
neuste Haarmode schnitten. belohnte ihre Mutter sie damit, daß sie ihnen Tee
aufs Zimmer bringen ließ, so daß sie mit all ihren Puppen eine richtige, kleine
Teeparty veranstalten konnten. Mit dabei war auch immer Mary Todd, die Puppe,
die ihr Vater ihr gekauft hatte, als er aus Paris zurückkam. Für Alana hatte er
ein ein sehr teures, blaues Satinkleid mitgebracht, das ihre Schwester erst im
nächsten Jahr tragen durfte – eine Knickerbocker-Tradition. ihre Besitztümer
immer etwas altern zu lassen, damit man sie nicht für Neureiche halten konnte
– doch er hatte vergessen,
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