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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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etwas für Christal mitzubringen. Tieftraurig hatte
Christal sich nach dem Tag gesehnt, an dem sie selbst alt genug sein würde, um
ein Kleid aus Paris zu bekommen. Obwohl sie ihre Enttäuschung meisterlich
verborgen hatte, mußte ihr Vater sie dennoch gespürt haben. denn am nächsten
Tag hatte er sie mit Mary Todd überrascht, einer modischen Puppe mit einem
Porzellankopf, einem ledernen Körper und einem blauen Satinkleid, das dem von
Alana sehr ähnelte. Christal hatte diese Puppe so geliebt, daß die Kleider bald
fadenscheinig waren und das Porzellangesicht feine Risse aufwies. Sie erinnerte
sich auch noch, daß sie die Puppe nach der Frau des Präsidenten benannt hatte,
und als ihr Vater das erfuhr, kam er in den Salon, küßte sie auf die Stirn und
umarmte sie ganz fest, während er ihr mit bebender Stimme sagte. wie stolz er
auf ihren Patriotismus war.
    Erst viel
später hatte sie von dem schrecklichen Kriegstod
der Union-Jungs bei Antietam erfahren, von dem der Chronicle an diesem
Tag berichtet hatte. Und sie wußte auch damals nicht, warum ihr Vater ihnen
sagte, sie sollten in der Nähe von Mrs. Malony, ihrer Wäscherin, still sein.
Sie erinnerte sich nur noch daran, daß sie arme Frau den ganzen Tag in ihre
Schürze weinte. Später fand sie dann heraus, daß ihre beiden Enkel in dieser
Schlacht gefallen waren.
    Doch Cain
war nicht gefallen. Christal atmete tief ein und versuchte die Hoffnung, die in
ihr aufkeimte, zu unterdrücken. Cain war ebenfalls in Antietam gewesen und
konnte davon berichten. Als Konföderierter nannte er den Ort Sharpsburg, aber
die Schlacht war dennoch dieselbe. Das Blutvergießen hatte ihn entsetzt, aber
er hatte es überlebt ... und sie gefunden. Sie beide hatten so vieles
durchgemacht. Es konnte doch nicht alles mit Verrat und Baldwin Didier enden.
Das durfte einfach nicht sein.
    Wehmütig
stellte sie das Bild zurück auf die Kommode. Dann schloß sie die Augen, sprach
ein stummes Gebet und ging dann hinaus, um ihren Geliebten zu suchen.
    Weißer
Wolf nahm die Spur
seiner Beute auf wie sein Namensvetter, doch wo das Tier durch Witterung und
Hunger vorangetrieben wurde, waren es bei Weißer Wolf Geschick und Verstand,
die ihn auf die Fährte brachten. Er war meistens erfolgreich. Vielleicht war es
der Anteil indianischen Blutes in seinen Adern – er besaß einen sicheren
Jagdinstinkt. Doch vor allem war es diese Mischung aus Weiß und Rot, die diesen
Instinkt bösartig machte und ihn in einen gnadenlosen Mörder verwandelte.
    Selbst
jetzt, als die Sonne aufging und das Gras der Prärie im ersten Licht der
Dämmerung gelbgold färbte, konnte er die Spur seines Opfers fühlen. Es war wie
ein Knoten in seinem Inneren, der sich zusammenzog oder entspannte – je nach
dem, wie nah er herankam. Er warf einen Blick auf das Wanted-Plakat und
zeichnete die Rose nach, als würde er die Hand des Mädchens berühren. Er hatte
ihre Spur schon. Es gab nicht viele Frauen in Wyoming. Und wie er sich gedacht
hatte, war eine solche Schönheit praktisch jedem aufgefallen.
    Er stopfte
das Papier unter seine Kaninchenfelljacke zurück. Der Knoten löste sich – ein
gutes Zeichen. Laramie lag weit hinter ihm, und er bewegte sich weiter nach
Osten, auf die Berge zu ... auf sein Opfer zu.
    »Hör
auf!« Christal
kicherte und rannte noch ein Stück in die schneebedeckte Prärie. Ein Schneeball
traf ihren Rücken, dann noch einer und noch einer. Hätte sie nicht Ivys
schweren Umhang geliehen, wäre sie schon längst durchnäßt gewesen.
    »Wir haben
zwar nie viel Schnee in Georgia, aber wir wissen, wie man das bißchen am besten
nutzt!« Macaulay nahm die nächste Handvoll des weißen, kalten Stoffs und rannte
hinter ihr her.
    Sie
kreischte und lief in die endlosen Weiten. Hinter ihr war Noble nur noch als
winziger Außenposten in einem Meer von stillen, weißen Flächen auszumachen.
»Das ist Krieg!« quietschte sie und versuchte, selbst genug Munition zusammen
zu bekommen, bevor Macaulay sie einfangen konnte. Aber sie hatte keine Chance.
Sie hatte gerade eine Handvoll Schnee aufgehoben, als er sie schon lachend zu
Boden riß.
    »Du
Schuft!« quiekte sie.
    »Yankee!« gab
er zurück, als wäre es die schlimmste Beleidigung, die ihm einfiel. Doch dann
lächelte er und küßte sie. Und sie war darüber so entzückt, daß sie die
Handvoll Schnee nicht bemerkte, bis er sie ihr in ihr Haar gedrückt hatte.
    »O000hhh!«
Sie schob ihn zur Seite und setzte sich auf. Ihr Haar war nunmehr ein dicker,
nasser

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