Meagan McKinney
genommen hat. Ich kann das Mädchen nicht
festnehmen, wenn es nichts gibt, was ihre Schuld belegt«, sagte Cain und
setzte sich auf einen Tisch.
»Oh, doch,
ich habe einen Beweis!« Jameson zeigte mit dem Finger auf Faulty. »Dieser Mann
hat die Börse noch eine Minute, bevor ich in das Hurenzimmer gegangen bin, in
meiner Hand gesehen. Ich hab' meine Rechnung bezahlt, und er machte sogar noch
eine Bemerkung über die Menge an Geld, die drin war.«
»Stimmt
das?« fragte Macaulay.
Faulty sah
mitleiderregend aus. »Ja.«
»Und diese
Hure hat zugesehen, wie ich mich heute morgen angezogen habe. Nirgendwo ist die
grüne Börse zu finden. Also, wo ist sie hin? Sie hat sie geklaut, ich sag's
Ihnen!«
Er wies auf
Christal. »Wahrscheinlich stecken alle Mädchen hier unter einer Decke!«
Zögernd
blickte Christal auf Macaulay. Sein Gesichtsausdruck war verschlossen – sie
wußte nicht, was er dachte, und das machte ihr Sorgen. Natürlich waren Dixi,
Ivy und sie keine Komplizinnen, aber sie konnte das Gefühl nicht abschütteln,
daß die Saat des Zweifels bereits gesät worden war. Schließlich hatte
ausgerechnet sie vor langer Zeit Geld von ihm genommen.
»Ich denke
dennoch nicht, daß das Beweis genug ist, daß diese Frau irgend etwas gestohlen
hat«, sagte Cain endlich.
Jameson
lief puterrot an, und seine Gesichtsfarbe biß sich entsetzlich mit der seines
Haares. »Das soll doch der Richter entscheiden, nicht Sie! Ihr Job ist es, das
Weib ins Gefängnis zu stecken, bis der Mann herkommt. Wenn ich Sie daran
erinnern darf, Sheriff, bin ich im Stadtrat. Ich war einer der Leute, die Sie
hierher nach Noble geholt haben.«
Cain war
still. Schließlich sagte er: »Ich muß mir das Zimmer ansehen!« Er wandte sich um
und stieg die Treppen hinauf. Christal folgte ihm auf den Fersen.
»Sie hat
die Börse nicht gestohlen. Das weißt du doch auch«, flüsterte sie, als Cain
Dixis Zimmer betrat. Er ging hinüber zu der klapprigen Kommode und zerrte
mühsam eine Schublade auf. Darin befand sich nichts außer Strümpfen,
Strumpfhaltern und ein geflicktes Baumwollkorsett. Er öffnete eine andere,
dann die nächste. Nichts außer Kleidung.
Er trat an
das ordentlich gemachte Bett. Dort riß er die Decke hinunter und hob die dünne
Matratze an. Keine grüne Seidenbörse. Schweigend blickte er sich um,
untersuchte selbst den kleinsten Winkel. Es schien kein anderes Versteck zu
geben.
»Sie würde
den Mann nicht bestehlen. Ich weiß, daß Dixi ...«
»Christal,
darauf kommt es nicht an«, sagte er finster. »Jameson ist eine Stütze dieser
Gemeinde – sofern man dieses Rattenloch so bezeichnen kann –, und es gibt
keinen Richter auf der Welt, der Dixi eher als ihm glauben würde.« Er sah sie
an. »Wenn du irgend etwas über diese Börse weißt oder Dixi dazu bringen
kannst, uns etwas zu erzählen, dann kannst du ihr wirklich helfen. Ansonsten
bringt Jameson sie ins Gefängnis.«
»Nein,
nicht Jameson. Du. Du wirst sie ins Gefängnis stecken«, schleuderte sie
ihm entgegen, Tränen in den Augen. »Und dabei weißt du, daß sie es nicht getan
hat!«
Cain packte
sie an den Armen. »Hör mir jetzt genau zu. Es ist vielleicht nicht schön, aber
es ist die Wahrheit. Der Richter wird kommen und Dixi als stadtbekannte Hure
betrachten, eine Frau mit einer finsteren, undeutlichen Vergangenheit. Niemand
wird ihr glauben; alle werden auf Jameson hören. Wenn ich in dieser
Angelegenheit Einspruch erhebe, kann ich ebenso in der Wildnis heulen. Es sei
denn, wir finden diese Börse.«
»Und wenn
er lügt?« fragte sie betäubt. »Was ist, wenn John Jameson irgend etwas gegen
Dixi hat und einfach nur diese Lügengeschichte erzählt, um Dixi zu schaden?«
Cain
starrte sie an. »Warum sollte er denn so was tun wollen?«
»Ich weiß
es nicht. Du müßtest ihn eben fragen, aber er wird bestimmt niemals die Wahrheit
sagen. Also ist Dixi so gut wie verurteilt. Ob sie das Geld gestohlen hat oder
nicht, sie geht in jedem Fall ins Gefängnis.«
»Nicht,
wenn du sie überreden kannst, dieses Ding zu finden.«
»Du redest,
als würdest du doch glauben, sie hätte es genommen.« Christal starrte ihn an
und bemühte sich verzweifelt, den Schmerz in ihren Augen zu verbergen. Eine
Anstalt für gefährliche Geisteskranke. Du glaubst mir doch? Oh, du mußt mir
glauben!
Plötzlich
drehte sie sich von ihm fort, unfähig seinem Blick zu begegnen. Nun war das
Ende da. Wenn er Dixi nicht glauben konnte, würde er ihr schon gar nicht
glauben können, egal
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