Meagan McKinney
abging.
»Ich war in
Fredericksburg, Cain. Ich war in Hookers Regiment, als wir die eingesunkene
Straße einnehmen sollten. An diesem Tag haben wir die Hälfte unserer Jungs an
euch Konföderierte verloren. Ihr Männer wart hinter dieser Mauer so versteckt
wie Schnecken in ihrem Haus, und wir kamen uns vor wie Reihen von Gefangenen
vor einem Exekutionskommando, wann immer wir versuchten voranzukommen.«
»Und was
hat das damit zu tun, daß ...«
»Ich habe
Sie gesehen. Jeder in meinem Regiment, der überlebt hat, hat Sie gesehen. Wir
hörten die Schreie von Jimmy O'Toole, dessen Beine zur Hälfte weg waren, und
der nach einem Schluck Wasser wimmerte, bevor er starb. Wir reden immer noch
über den Georgia-Gentleman, als wäre er eine Art Legende, die unsere Ahnen uns
erzählt haben. Sie wissen, wer dieser Mann war, Cain. Der Südstaatler, der auf
dem Bauch unter der Mauer hervorkroch, um den Feind mit einem Schluck aus
seiner Wasserflasche zum Schweigen zu bringen ...«
»Und
nochmal, was hat das damit zu tun, daß ...« »Ein Mann, der ein solches Ehrgefühl
besitzt, selbst wenn
es nur ein verdammter Konföderierter ist, darf nicht zweimal besiegt werden.
Sie haben einen Krieg verloren, Cain, tun Sie sich das nicht noch einmal an.
Machen Sie sich jetzt von ihr los. Christabel van Alen ist eine wunderschöne
Frau, aber sie steht schon auf verlorenem Posten. Sie wird ins Gefängnis
gehen. Vielleicht für immer.«
Cain
schwieg. Er betrachtete Christal, wobei er sich um einen neutralen
Gesichtsausdruck bemühte. »Ich habe für mein Land gekämpft, obwohl es bereits
verloren war. Ich habe es erst im Stich gelassen, als ich dazu gezwungen wurde.
Anders werde ich es auch jetzt nicht machen.«
Rollins
starrte ihn an, wie ein Yankee einen verrückten Südstaatler anstarren würde,
dann seufzte er schließlich und nickte seinen Männer zu, sich zu sammeln. »Also
tun wir, was immer nach Ihrer Meinung nötig ist. Sie müssen nur ein Wort
sagen, und wir tun es. Das wissen Sie, Cain.« Nach dieser rätselhaften
Bemerkung, fügte er hinzu: »... bis wir New York erreichen und es nicht mehr in
Ihrer Hand liegt.«
Macaulay
verstand.
Im
Gepäckwagen hatte
sich ein Mann gerade fertig angezogen, während ein anderer, Henry Glassie nämlich,
einmal mehr bis auf die Unterwäsche entkleidet, gefesselt und geknebelt dalag
und zwischen den Postsäcken halb verborgen worden war. Genau daher mußte
dieser Mann gekommen sein, überlegte Glassie, der langsam die Benommenheit
abschüttelte, die der Schlag auf seinen Kopf verursacht hatte.
Er blickte an
den schmutzigen Segeltuchsäcken auf Baldwin Didier. Dieser war nicht so
untersetzt wie Glassie,
aber der Anzug paßte recht gut, nachdem er die Hosenträger angelegt hatte. Auch
der Rock war zu groß, aber wenn er aufgeknöpft blieb, war der Schnitt nicht mehr
so gut zu erkennen, und man konnte durchaus annehmen, daß er für Didier gemacht
worden war.
Didier trat
zu den Postsäcken und zog einen zur Seite, der Henry Glassies Gesicht verborgen
hatte. Glassie schloß die Augen in dem Augenblick, als das Licht auf sein
Gesicht fiel.
Didier
musterte ihn lange, dann deckte er wieder einen Postsack über den Mann. Glassie
verdrehte seinen Kopf sehr vorsichtig, bis er Didier wieder durch die Säcke
sehen konnte. Didier wühlte gerade in einem der Lederkoffer und zog eine
silberne Schale heraus. Er kippte weißen Puder hinein und mischte ihn mit
Schmelzwasser aus dem Loch im Dach. Henry Glassie hatte keine Ahnung, was er
vorhatte, bis Didier einen kleinen Pinsel und einen Spiegel aus dem Koffer
holte und begann, sich zu rasieren.
Kapitel 27
Als
Christal, Cain und
die Marshals in ihren Waggon zurückkehrten, saß Mr. Glassie in der Nähe der Tür
zum Gepäckwagen und schlief fest, wobei sein Gesicht zum größten Teil durch
seinen Hut beschattet war. Cain machte eine Geste, ihn zu wecken. Christal
wußte, er wollte ihn wegen des Gepäckwagens befragen, aber sie hielt ihn auf.
»Wenn irgend jemand darin gewesen wäre, dann hätte er bestimmt noch keine Ruhe
gefunden. Wir waren so lange unterwegs, daß er wahrscheinlich
eingeschlafen ist, während er auf uns wartete.«
Cain nahm
die Hand von Glassies Schulter. »Also gut. Lassen wir ihn. Wir müssen ohnehin
reden. Und wenn diese Frohnatur erstmal wach ist, wird es schwer. Komm, wir
setzen uns da drüben hin.« Er nahm sie an der Hand und führte sie zu der gegenüberliegenden
Bank, die am weitesten von den Marshals entfernt
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