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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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Es war schon fast seltsam, daß keiner der Marshals
den Kopf wandte.
    Einen
kurzen Augenblick stand sie draußen auf der winzigen Plattform allein und
atmete die frische Luft der Freiheit ein. Ihr Herz hämmerte heftig in Verzweiflung
und banger Erwartung.
    Dann
öffnete sich die Tür des Personenwagens erneut.
    Sie
wirbelte herum in dem sicheren Gefühl, daß Rollins oder ein anderer Marshal
gesehen hatte, wie sie hinausgegangen war, doch das Gesicht, in das sie
blickte, war unbekannt. Und doch bekannt. Eine Sekunde dachte sie, Glassie
wollte sich zum Luftschnappen zu ihr gesellen. Doch so war es nicht. Sie sah
dem Mann in die Augen.
    Dann wußte
sie es.
    »Oh,
Christabel. Endlich, endlich ist unsere Zeit gekommen.«
    Die Tür
fiel hinter ihm zu. Sie wich zurück und verlor kurz das Gleichgewicht, als sie
an den Rand der Plattform gelangte. Er packte sie am Arm und schob sie in den
Gepäckwagen.
    »Wo ist
Henry Glassie?« preßte sie hervor und begriff erst jetzt, in welchem Ausmaß
Didier sie Schachmatt gesetzt hatte. Sie starrte ihn an. Ohne sein Markenzeichen,
den Van-Dyke-Bart, war er kaum zu erkennen.
    »Unser
Freund macht ein Nickerchen zwischen den Postsäcken. Soll ich ihn wecken, um
euch beide auf einen Schlag zu beseitigen?« Er lächelte sie an.
    Bevor sie
antworten konnte, gab es draußen auf der
Plattform einige Bewegung. Eine Frau schien sich mit ihrem Mann zu streiten.
    »Aber ich
habe ihn mitgenommen! Wir haben ihn dem Schaffner gegeben, und er hat ihn in
diesen Wagen gebracht. Ich weiß es.«
    »Du hast
ihn nicht dabei, Martha, ich könnte mich daran erinnern«, rief der Mann
verärgert aus.
    »Schaffner!
Machen Sie den Wagen auf! Wir haben Gepäck darin!«
    Didier
preßte Christal die Hand auf den Mund und zog sie in den Schatten hinter den
chinesischen Porzellankisten. Die Wagentür wurde aufgeschoben.
    »Da ist
er!« kreischte die Frau und zeigte von draußen auf eine orangefarbene Tasche.
»Ich hab's dir doch gesagt. Howard, du bist ein Dummkopf!«
    »Ja,
Liebes.« Man hörte Geräusche, als Howard in den Wagen kletterte und die Tasche
auf Abbevilles rohgezimmerten Bahnhof hinausstieß.
    »Möchte
noch jemand sein Gepäck?« rief der Schaffner und sah sich suchend nach anderen
Passagieren um.
    Christal
wand sich in Didiers Griff, doch er hielt sie fest an seine Brust gedrückt,
ohne seine Hand von ihrem Mund zu nehmen. Mit ihren von Verzweiflung geschärften
Sinnen nahm sie sogar das Englische Limonenwasser wahr, das Didier bei Lord
and Taylor gekauft hatte. Für Baldwin Didier immer nur das Beste. Alana und
ihre Mutter hatten eine Flasche als Hochzeitsgeschenk gekauft, als er ihre
Tante heiraten sollte. Christal konnte sich noch gut an das heitere schöne
Gesicht ihrer Tante erinnern, die endlich ihren Traum von einer Heirat erfüllt
sah. Christal fragte sich, ob ihre Tante jemals erfahren hatte, daß sie ein
Ungeheuer geehelicht hatte.
    Der
Schaffner knallte die Tür wieder zu. Im Inneren des Wagens war es dunkel, bis
auf das wenige Licht, das durch das Loch im Dach eindrang.
    »Du hattest
geglaubt, du wärest mich losgeworden, nicht wahr, meine liebe Nichte?« Didier
gab sie frei. Sie prallte gegen die Waggonwand, als der Zug sich ruckend in
Bewegung setzte.
    »Meine
Schwester kennt die Geschichte«, keuchte sie, während sie versuchte, in dem
beschleunigenden Zug das Gleichgewicht zu wahren. Ihr Mund war trocken vor
Angst. »Bevor ich aus New York weggelaufen bin, habe ich ihr einen Brief
geschrieben, in dem alles über die Nacht stand, in der du unsere Eltern
umgebracht hast. Wenn du mich jetzt tötest, wird sich nichts ändern. Das Ende
wird dasselbe sein. Sie wird dafür sorgen, daß du gehenkt wirst.«
    »Wenn deine
Schwester irgend etwas gegen mich in der Hand hätte, dann hätte ihr reicher,
mächtiger Irenbauer schon längst etwas unternommen.«
    »Wahrscheinlich
konnten sie dich einfach nicht finden. Wie ich erfahren habe, bist du kurz
nach Alanas Hochzeit verschwunden.« Es kostete sie all ihren Mut, ihm zu
antworten. Mit ihrem Onkel in diesem Wagen gefangen zu sein, war ein Gefühl,
wie in dem Magen eines Ungeheuers auszuharren.
    »Ich war
auf der Suche nach dir, meine Liebe. Ich bin durch die ganze verdammte Welt
gereist, um dich zu finden. Ich habe alles Geld, das ich besaß, aufgewandt, um
ans Ziel zu kommen. Oh, es gibt noch andere vermögende, einsame Frauen wie
deine Tante. Ich habe Aussichten in Paris, und da war noch eine baskische Witwe
in Spanien, die im Schlafzimmer

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