Meagan McKinney
sollte
weglaufen, denn es gab Millionen Gründe zur Flucht und keinen einzigen zu
bleiben. Mit diesem Mann gab es keine Zukunft, und morgen wäre wahrscheinlich
alles vorbei, was sie gemeinsam hatten. Wenn sie schon nicht erschossen werden
würde – ihn würde es gewiß treffen.
Seine Zunge
wanderte in ihrem Mund umher, und sie stöhnte
innerlich auf. Ihre Seele war mit seiner verwandt. Sie beide waren gezwungen,
Menschen darzustellen, die sie nicht waren: Er durch den Krieg, sie durch
Didier. Und vielleicht konnten sie sich ändern. Wenn sie ihm nur vertrauen
durfte ...
»Ich habe
schon mit vielen Frauen geschlafen, Christal«, flüsterte er mit seinem heißen
Atem in ihr Ohr, als er
sich von ihr losgemacht hatte. »Aber dies hier ist anders. Mehr. Ich will dich,
wie ich noch keine begehrt habe. Schon als ich dich zum ersten Mal sah, wollte
ich dich.«
Sie
zitterte, als sie sich daran erinnerte, wie sehr er sie verängstigt hatte, als
er in der Kutsche den Schleier
mit dem Gewehrlauf angehoben hatte. Immer noch machte er ihr Angst, doch nun
war ihr Verlangen stärker und wischte die Angst beiseite. Sie konnte nicht
mehr denken, konnte nur noch ihn fühlen.
»Gott, ich
wünschte, wir hätten ein Bett. Ich wünschte, ich könnte dich nehmen, wie es
dein Mann getan hat, nicht hier auf dem kalten Boden.«
Ein kleiner
Schrei entrang sich ihrer Kehle. Es ging alles zu schnell. Sie konnte ihm nicht
einmal sagen, daß sie nie einen Mann gehabt hatte, der sie auf zivilisierte
Art im Bett geliebt hatte.
»Macaulay«,
flüsterte sie, doch seine Lippen brachten sie zum Schweigen.
Er legte
sie auf die Decke, bedeckte sie mit seinem großen, harten Körper und ihre
Gedanken wurden unzusammenhängend.
Er hielt ihr Gesicht in seinen starken
Händen und küßte sie, als bekäme er niemals genug von dem Geschmack ihrer
Lippen. Christal konnte kaum
Luft holen, aber sie wollte es auch gar nicht. Plötzlich wünschte sie sich nur
noch, daß sie nichts mehr
bräuchte außer ihm, und er schien diesen Wunsch erfüllen zu wollen, als er
seine Zunge immer und immer wieder in ihren Mund stieß, während seine Finger
rastlos über ihren Hals strichen.
»Ich werde
auf dich aufpassen. Mädchen. Mach dir keine Sorgen wegen morgen«. flüsterte er
ihr ins Ohr. Dann glitt seine Hand zu ihren Brüsten, und er streichelte und
drückte sie leicht durch die Schichten ihres Kleides und ihres Korsetts.
Christal
hätte schockiert sein müssen, denn bisher hatte sie jeden Mann gehaßt. der sie
zu berühren versucht hatte. Doch seine Berührung schien so natürlich – er
behandelte sie. wie ein Mann eine Frau behandeln sollte, und seine Sanftheit
war nur um so anziehender, weil seine körperliche Kraft soviel größer war als
ihre.
Fast
instinktiv liebkoste sie sein Gesicht. Sie wollte alles kennenlernen, und sie
strich über den gerade Nasenrücken, seine stoppeligen Kiefer. Schließlich ließ
sie ihre Finger seinen Hals entlanggleiten, unter das Halstuch und sie berührte
den Narbenwulst auf seiner Haut. Ein Schauder lief ihr den Rücken hinunter,
als ihr einfiel, woher die Narbe stammte. doch die Haut war warm und pulsierte
unter ihren Fingerspitzen. Das war alles, woran sie denken wollte. »Es tut
nicht mehr weh«, sagte er ruhig.
»Was immer
du getan hast«, flüsterte sie mit einem Schluchzen in der Stimme. »Ich werde
nicht fragen.«
»Du kannst
aber fragen. Ich habe es nicht getan.«
Sie glaubte
ihm nicht wirklich, aber sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und
versuchte, ihre Zweifel auszuschließen. Er sollte es ihr nicht erklären müssen.
Sie wußte, daß er ihr etwas verheimlichte, so wie sie es tat. Es steckte mehr
hinter Macaulay Cain, als sie
verstand, aber es war wohl besser so. Sie lebte weniger gefährlich, wenn sie
nichts wußte. Zumindest für eine Weile.
Er machte
sich von ihr los, und seine Finger strichen ihr die blonden Strähnchen aus der
Stirn. Ohne Warnung nahm er ihre rechte Hand, führte sie an die Lippen und
küßte die Rose, die sich in die Innenfläche eingebrannt hatte. »Erzähl mir
davon, Christal«, flüsterte er.
Sie entzog
ihm seine Hand. Hier so weit im Westen würde der Marshal vermutlich nichts
davon wissen, aber die
Prämie galt auf jeden Fall, ob man sie nun hier
schnappte oder in New York. Alles, was sie Cain erzählen konnte, war, daß man
sie fälschlicherweise wegen des
Todes ihrer Eltern suchte. Und obwohl sie sich ihm
offenbaren und ihn um Verständnis bitten wollte, vertraute ein
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