Meagan McKinney
sie. Sie konnte
nicht gegen einen Mann kämpfen. der erst ihr Leben gerettet hatte, und dann
noch seltsamerweise das des Jungen. Mit verwirrten Gefühlen ging sie zur Tür
und wartete, bis er eine Laterne geholt hatte.
Kineson
beobachtete sie mit Augen voller Zorn. Bisher war Cain fast brutal mit ihr
umgegangen, und sie hatte sich dagegen aufgelehnt. Das hatte Kineson gefallen.
Doch nun hatte sich etwas zwischen Verbrecher und Geisel geändert. Und
Christal sah, daß Kineson es wußte.
Cain nahm
ihren Arm und führte sie aus dem Saloon. Sie hörte noch Kinesons zornige
Worte, als er den Männern befahl. die Leiche in die Schlucht zu werfen. »Und
zwar weit genug weg, so daß der Idiot nicht stinkt.«
Kapitel 7
Ein
Gruppe, die ihren Helden Ehrung versagt, wird
bald keine Helden mehr zu ehren haben.
John
S.Tilley über die Konföderation, Harvard
Universität 1959
Morgen sollte das Lösegeld gezahlt werden.
Dienstag bedeutete der Beginn eines neuen Lebens. Oder das Ende.
Christal
kochte Kaffee und bediente die Männer, die knurrig nach ihr griffen. Das Essen
war vorüber und einige der Männer machten sich schon zum Schlafen bereit, um
nicht darüber nachdenken zu müssen, was der nächste Tag wohl bringen mochte. Es
war noch kälter geworden, und das Wetter machte die Männer reizbar. Kalte
Finger konnten nicht so gut mit Waffen umgehen. Kineson hatte die übelste Laune
von allen. Er nahm seinen Kaffee, und als sie gehen wollte, stellte er ihr ein Bein.
Christal stürzte auf den harten Boden, während der Kaffee zischend ins Feuer
spritzte.
»Vielleicht
nehm' ich dich einfach mit, wenn wir morgen hier abhauen. Wie findest du das,
Mädchen? Cain kann dich ja nicht immer benutzen. Ich will auch mal an die Reihe
kommen.«
Cain erhob
sich im Schatten des Kamins, doch er half ihr nichthoch.
Christal
kam auf die Füße, und die Empörung brannte auf ihren Wangen. Sie haßte Kineson
fast so, wie sie Didier haßte. Bevor sie es verhindern konnte, ließ sie ihrer
Wut freien Lauf. »Du bringst mich besser jetzt sofort um, denn ich werde
niemals zulassen, daß du mich anfaßt!«
Plötzlich
fühlte sie Cains Hand auf der Schulter, die sie zurückzog.
Kineson
stand auf, sein Gesicht war rot vor Zorn.
Cain warf
sich eine Decke über die Schulter und führte sie ohne ein weiteres Wort in den
Wald. »Und sie kommt doch mit uns«, rief Kineson hinter ihnen her. »Ich will
sie auch haben! Das bist du mir schuldig!«
Cain
antwortete nicht.
Es war zu
kalt, um zum Wasserfall zu gehen. Statt dessen brachte er sie zu einem kleinen
Espenhain in der Schlucht, wo sie Schutz vor dem Wind fanden. Er breitete die
Decke über sich aus, setzte sich und zwang sie an seine Seite. Sie wünschte,
sie hätte den Mut gehabt, sich aus seinen Armen loszumachen, doch sie fror und
sie hatte nicht einmal eine Stola, die sie sich hätte umwickeln können. Also
gab sie auf und lehnte sich an seine Brust, während er die Decke über sie zog.
Das Licht
des Vollmonds lag über dem nächtlichen Wald. Sie konnte die zitternden Blätter über
ihnen ausmachen, und wenn sie es gewollt hätte, auch Cains steinernen
Gesichtsausdruck. Es war ein Glück, daß es nicht geregnet hatte, seit sie und
die anderen Overland Passagiere gefangengenommen worden waren. Wie die meisten
Outlaws besaßen Kineson und seine Männer keine Zelte. Es machte ihnen nicht
viel aus, im Freien zu lagern.
Cain
bewegte sich und legte ihr die Arme über die Brust, um sie fester an sich zu
ziehen. Sie konnte ihm nun nicht mehr ins Gesicht sehen, aber sie wußte, er
wäre ihrem Blick ohnehin nicht begegnet. Sie hatten den ganzen Tag nicht
miteinander gesprochen, weder über seinen steifen, schmerzenden Arm noch über das, was er
er am Abend zuvor getan hatte, um die Gefangenen zu schützen. Er schien es so
zu wollen. Aber Christal nicht. Christal wollte alles über ihn wissen. Vor
allem interessierte sie, warum er zu einem brutalen Verbrecher geworden war.
»Kineson
wird versuchen, aus deinem verletzten Arm Vorteile zu ziehen«, sagte sie. Er
gab keine Antwort. Also fuhr sie fort. »Ich mache mir Sorgen, daß ...«
»Nicht
nötig. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
Sie schwieg
eine Weile. Als sie wieder sprach, bemühte sie sich um einen möglichst
gleichförmigen Tonfall. »Und was, wenn er dich umbringt?«
»Er braucht
mich.«
»Nach dem
morgigen Tag nicht mehr. Ich glaube, deswegen will er, daß ich mit ihm komme
... weil du nicht mehr da sein wirst.«
Er schlang
seinen
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