Meagan McKinney
Frau bei den Passagieren.
Sie haben mir gesagt, es würden keine Frauen da mit reingezogen.«
Seine
Gesichtszüge verhärteten sich. »Gestern hat mich ein Junge angeschossen, der
wild entschlossen ist, die
Ehre der Frau zu verteidigen. Mein Arm ist praktisch nicht mehr zu gebrauchen.
Und auch wenn das vorbei ist, wird er es noch lange nicht sein.«
»Kineson
hatte vor, die Passagiere irgendeines Overland Express' zu kidnappen. Wir
hatten alle Namenslisten.
Aber daß eine Frau allein reisen würde ... daran haben wir nicht gedacht.«
Rollins Miene wurde grimmig.
»Wegen ihr
gibt es ständig Ärger. Ich bin froh, daß ich die Männer einigermaßen unter
Kontrolle habe, wenn sie in
der Nähe ist.« Er schien an einen seiner nächtlichen Ausflüge in den Wald zu
denken, und schüttelte den Kopf. »Sie würden nicht glauben, zu welchen Aktionen
ich gezwungen worden bin.«
Rollins
hätte über Cains Andeutung grinsen können. Aber beide waren Profis, die eine
Aufgabe zu erledigen
hatten. Die Gegenwart einer Frau war eine Komponente, mit der niemand gerechnet
hatte. Sie bedeutete ein zusätzliches Risiko.
Rollins
rieb sich nervös die Seiten seines Schnurrbarts. »Morgen sind wir da. Bis
dahin müssen Sie damit klarkommen.«
»Ja,
wunderbar. Ein toller Job. Scheiße ...« Macaculays Stimme war kaum zu hören.
Rollins
wendete sein Pferd auf der Hinterhand und bedeutete seinen Männers, zu folgen.
»Wir sehen uns morgen beim großen Finale«, sagte er, und es klang fast
bekümmert.
Cain nickte
mit einem sarkastischen Lächeln auf den Lippen.
»Fein. Aber
ich bleibe immer noch ein Outlaw. Sagen Sie das denen in Washington, wenn ich
tot und begraben bin. Schreiben Sie auf meinen Grabstein, ich hätte gesagt, es
muß etwas Schöneres im Leben geben.«
Rollins
stieß ein rauhes Gelächter aus, als er sein Pony den steilen Pfad
hinuntertrieb. »Sie lügen, Cain. Sie lieben diesen Job. Und Sie sind der Beste,
den es dafür gibt, das weißt selbst der Präsident. Wer würde je denken, daß der
berüchtigste Outlaw des Westens, Mister Rebell persönlich, einer von uns ist?«
Macaulay
schüttelte angewidert den Kopf. Rollins Gelächter hallte von den Bergen wider.
Die drei Männer verschwanden mit ihren Laternen, deren goldenes Licht die
silbernen Sterne auf ihren Westen noch einmal gefährlich aufblitzen ließ.
Silberne Sterne, auf denen U.S. Marshal eingraviert war.
Kapitel 8
Christal lauschte dem Schnarchen der Männer,
während sie mit heftig klopfendem Herzen versuchte, den Strick um ihre Hände
zu lösen. Bald würde der Tag anbrechen, und wenn Kineson feststellte, daß Cain fort war,
würde sie ihm hoffnungslos ausgeliefert sein. Sie mußte sich befreien. Sie
holte also tief Atem und versuchte erneut, den Knoten zu lösen, während sie die
Dunkelheit verfluchte, die sie wie blind herumtasten ließ.
Sie gab
sich Mühe, nicht an Cain zu denken. Er war geflohen, und mehr gab es darüber
nicht nachzudenken. Schließlich hatte er mehr für sie getan, als sie je hatte
erwarten dürfen. Er hatte es verdient zu überleben. Aber so sehr sie auch
versuchte, vernünftige Gründe zu finden, war es dennoch schwer, sein Verschwinden
zu akzeptieren. Er hatte sie ohne jeden Schutz allein gelassen. Und sie hatte
nicht mehr nur Angst. So sehr sie es auch wurmte, sie mußte feststellen, daß
sie begonnen hatte, etwas für ihn zu empfinden – woher sonst kam dieser dumpfe
Schmerz in ihrer Brust? Wenn sie den morgigen Tag überlebte, konnte ihre Angst
ein wenig nachlassen. Aber sie wußte, sie würde niemals den Schmerz vergessen,
den sie empfunden hatte, als er ein paar Stunden zuvor verschwunden war.
»Verdammt«,
flüsterte sie. Sie konnte den Knoten einfach nicht sehen. Ihre Finger
verdrehten sich in jede mögliche und unmögliche Richtung, aber sie bekam ihn
einfach nicht los. Schließlich benutzte sie ihre Zähne, um das Band zu lösen,
aber der Knoten schien fest wie ein Stein. Christal setzte sich zurück und ließ
die Welle der Verzweiflung über sich hereinbrechen.
Dann spürte
sie eine Hand auf ihrem Mund.
Entsetzen
packte sie. Es mußte Kineson sein. Er wollte sie vergewaltigen, während sie
gefesselt war. Das würde ihm gefallen.
Sie drehte
den Kopf, um dem Feind ins Auge zu blicken. Und dann wußte sie, daß es nicht
Kineson war. Cain war zurückgekommen. Sie erkannte ihn selbst in der absoluten
Dunkelheit. Sie erkannte seinen Atem, sie kannte seinen Geruch, ja, sogar
seine Art, sie zu berühren.
Ohne
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