Meagan McKinney
langsamer
wurde. Mehr brauchte Cain nicht. Er
stieß einen wilden Schrei aus und warf sich auf seinen Gegner. Alle drei wurden
vom Pferd gerissen und stürzten zu Boden.
»Du willst
dich wegen dieser Frau hängen lassen? Du bist ein Narr, Cain. Los, springen wir
auf die Pferde
und nichts wie weg
von hier!« grollte Kineson, als er sich auf die Füße erhob. Er hatte seine
Waffe in der Hand, doch Cains 45er Colt hielt dagegen.
Cain zog
Christal auf die Füße und schob sie hinter sich. In der Ferne sah sie
die Männer mit den langen Mänteln
über die Gleise springen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Marshal
sie eingeholt hatte. Cains Stimme war weich. »Du wirst sie niemals bekommen,
Kineson. Niemals.«
»Mein
Gott«, schluchzte Christal hinter ihm. »Er hat recht. Du mußt aufsitzen und verschwinden.
Kineson zählt doch nicht mehr. Was immer ich zu deiner Entlastung sagen würde,
sie hängen dich in jedem Fall. Also
geh! Geh doch!« Die letzte Worte kamen fast als Schrei.
Die beiden
Männer standen sich gegenüber, Waffe gegen Waffe, unter der grellen
Präriesonne. Kineson schien noch verzweifelter. Immer wieder flog sein Blick zu
den herannahenden Männern. Cains Blick war nur auf ihn gerichtet.
»Vergiß die
Frau«, bettelte Kineson nun. »Wir sind Männer vom Siebenundsechzigsten. Wir
müssen zusammenhalten. Wir können uns doch nicht diesen dreckigen Yankees
ergeben.«
»Tut mir
leid«, flüsterte Cain, und in seinem Gesicht stand der Konflikt geschrieben,
den der Krieg seinem
Ehrgefühl aufgezwängt hatte. »Wir kämpfen nicht mehr für Georgia. Nur noch wir
sind da, Kineson. Nur du und ich ...«
Die Wut
verzerrte Kinesons Züge.
Christal
schrie auf und wollte hinter Cains Rücken hervorkommen, doch er hielt sie mit
stahlhartem Griff fest.
Sie schrie, Kineson würde gleich schießen, doch Cain
schien sich nicht darum zu kümmern. Er stand einfach nur da. Und starrte in
Kinesons Augen. Er hatte ihr erzählt, daß er in den Augen lesen konnte, wann
sein Gegner schießen würde. Aber
Christal konnte nicht anders, als auf
Kinesons Hand mit der Waffe zu starren. Später wußte sie nicht, ob das lauten
Klingen in ihren Ohren von dem Schuß oder ihren eigenen Schreien herrührte.
Der Knall
hallte über das offene Grasland. Sie packte Cain, um ihn festzuhalten, wenn er
tödlich getroffen zusammenbrach,
wie sie es sich wohl tausendmal in ihrem Geist vorgestellt hatte. Aber er fiel
nicht. Er schob seine unbenutzte Waffe in sein Halfter und beobachtete Kineson.
Pures
Entsetzen war in Kinesons Gesicht zu lesen. Der Outlaw starrte auf das Loch in
seiner Brust. aus dem Gold quoll. Nur war es kein Gold. Schockiert weiteten
sich seine Augen als er zu Boden sah. Zu seinen Füßen lagen durchbohrte
goldgefärbte Blechscheiben, die mit seinem eigenen Blut beschmiert waren. Mit
einem letzten Wutschrei fiel Kineson um. Er war tot.
»Nun,
Volltreffer. würde ich sagen«. verkündete eine unbekannte Stimme.
Christal
wirbelte herum, um einen korpulentem Mann zu entdecken. der gerade von seinem
Pferd abstieg. Seine Winchester qualmte noch. Er hatte einen gewaltigen
Schnurrbart und trug ein rotes Hemd, wie die Goldsucher es gewöhnlich anzogen.
Doch sie sah den dunkelblauen Armeemantel. der hinter dem Sattel festgeschnallt
war. Der blitzende. silberne Stern daran war nicht zu verkennen. Christals
zitterte.
»Alles in
Ordnung. Ma'am? Heiße Rollins.« Er tippte sich an den Stetson und kam zu ihr
herüber. Sie wich zurück, mußte jedoch sehen. wie andere Marshals – Hunderte,
wie es ihr schien! – auf ihren Pferden auf sie zu trabten.
»Ich muß
mich dafür entschuldigen. was Sie durchgemacht haben. Als wir wußten. daß die
Kutsche voraussichtlich entführt werden sollte. hatten wir nicht mit einer
Frau unter den Passagieren gerechnet.« Rollins spürte ihr Unbehagen. Er
blickte auf die Gestalt im Gras, die Kineson gewesen war. »Warum haben Sie ihn
nicht erledigt, Cain? Gott weiß. daß Sie doch mit Teufels Hand geboren wurden.
wenn es um Zielsicherheit geht.«
Cains
Stimme war angespannt und unergründlich. »Sie haben mich davor bewahrt, einen
meiner eigenen Art umzubringen.«
Rollins
nickte nur – er schien Cains Gründe zu respektieren.
Die anderen
Männer stiegen von ihren Pferden ab. Kavalleristen waren bei ihnen, und sie
waren von Männern in blauen Röcken umgeben. Christal schluckte mühsam ihre
Tränen hinunter, während sie darauf wartete, daß die Männer Cain in Ketten abführten.
Im Geiste
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