Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
Vom Netzwerk:
in ihr Leben getreten, hatte sich halb verhungert und schwerverletzt von
einem Kampf auf ihren Hof geschleppt. Seine Mutter hatte Mitleid mit der armen
Kreatur gehabt und sie wieder gesund gepflegt. Zwölf lange Jahre lang war der
Köter Mutters Schatten gewesen, der glücklich neben ihr hertrottete, wenn sie
zum Markt ging, oder während seine Mutter im Haus kochte, am Ofen döste, als
seine Knochen schließlich alt und steif geworden waren. Er, Macauly, mußte
etwa neun Jahre alt gewesen sein, als er eines Morgens von seinem Porrige
aufsah, während seine Mutter den häßlichen Hund mit Kartoffeln und
Schweinefett fütterte. »Warum kümmerst du dich um das Vieh, Mutter? Er tut
einem ja in den Augen weh«, hatte er naseweis in seiner jugendlichen Arroganz
gesagt. Doch seine Mutter war zu ihm an den Tisch gekommen, hatte sein weiches,
jungenhaftes Gesicht liebkost und sein Kinn leicht angehoben. »Caulay«, hatte
sie voller Zärtlichkeit gesagt, »merk dir eines gut: Es gibt kein schöneres
Gesicht, als das, das man liebt.«
    Die
Erinnerung brannte sich in seinen Kopf ein. Also liebte er Christal? War es
Liebe, die ihn hierhergeführt hatte? Er glaubte es nicht. Er empfand vieles
für das Mädchen – und ganz sicher verspürte er starkes Verlangen nach ihr.
Aber Liebe ... noch nicht! Er wußte noch nicht genug über sie. Alles, was er
wußte, war ...
    Wieder
kamen die Erinnerungen zurück, dieses Mal befand er sich im Krieg. Unerwünschte
Bilder verfolgten ihn. Armeen von abgemagerten Jungen auf Krücken – alle mit
einem Gesicht wie das seines Bruders –, besiegt, doch noch nicht tot, den Krieg
in ihren Augen, denn so furchtbar wie sie aussahen, hatten sie doch noch weit
Furchtbareres gesehen und erlebt.
    Die
geisterhafte Armee der Erinnerung zog vorbei, Hunderte von Jungen, die durch
sein Zimmer marschierten. Sie waren fast noch Kinder, denen man die Lüge
eingeprägt hatte, daß Männlichkeit und Krieg Hand in Hand gingen. Er flüsterte
ein paar Verse in die Dunkelheit, die ein Konföderierter einst gedichtet hatte:
    And
in our dreams we wove the thread
    Of
principles for which had bled,
    Ans
suffered long our own immortal dead,
    In
the Land where we were dreaming.
    (Und in
unseren Träumen webten wir den Stoff
    der
Prinzipien, für die unser unsterblicher Tod
    Blut
vergossen, und unendlich gelitten hat,
    In dem
Land, in dem wir träumten.)
    Er sprach
die letzte Zeile zweimal, während sein Innerstes sich in der schmerzlichen
Erinnerung und seinem
Verlangen zusammenzog. Und dann wußte er, was ihn hierher getrieben hatte. Das
Mädchen besaß etwas, das er bisher noch in keiner Frau gesehen hatte. Und weil
er einmal hingesehen hatte, konnte er sich nun nicht mehr abwenden.
    Auch sie
hatte den Krieg in ihren Augen.

Kapitel 15
    »Ivy, du
sachst bloß solche
Sachen, weil Jericho heut' abend inner Stadt is'. Mann, geht dir das nich' auf
die Nerven, wenn er dienstags immer hier 'rumschnüffelt? Na ja, mir soll's
egal sein. Hauptsache, ich hab' meine niedlichen, kleinen Cowboys, da kannst du
meinetwegen alle Jerichos dieser Welt behalten.«
    Dixiana,
die nur ihre lange Unterhose, ihr Hemd und ihr Korsett trug, ließ sich auf das
Bett zurückfallen. Sie betrachtete prüfend ihre Fingernägel, die alle zu einem
scharfen Bogen gefeilt waren.
    »Ach, laß
mich doch in Ruhe.« Ivy saß auf einer Holzbank und betrachtete sich in einem
trüben Handspiegel. Christal stand hinter ihr und flocht ihr dickes, schwarzes
Haar zu einer kunstvollen Frisur. Obwohl Christal sich gelegentlich
überdeutlich bewußt war, welche Unterschiede es in Erziehung und gesellschaftlicher
Herkunft zwischen ihr und den beiden anderen Frauen gab, schien es die meiste
Zeit keine Rolle zu spielen. Jede von ihnen war auf einem ganz anderen Weg nach
Noble gekommen, aber sie waren alle drei alleinstehende Frauen in einem
grausamen, gewalttätigen Land. Es hätte Christal schwerfallen müssen,
diese Frauen aus einer ganz anderen Schicht zu verstehen. Doch dem war nicht
so.
    »Warum müßt
ihr zwei euch immer kabbeln?« fragte sie, während sie Ivys Haare an den
Schläfen glattzog. »Dixiana, manchmal glaube ich, du bist nur neidisch auf
Jericho und Ivy.«
    »Neidisch?« Dixiana schoß vom
Bett hoch und zeigte dabei ihren atemberaubenden Busen. »Ich soll neidisch sein?
Mann, Jericho is'n ...« Sie unterbrach sich abrupt, dann begann sie plötzlich zu
lachen. »Oh, schon okay! Du willst mich auf'n Arm nehmen, stimmt's?«
    Christal
steckte einige von Ivys

Weitere Kostenlose Bücher