Meagan McKinney
Alanas Arm vor ihrem geistigen Auge
sehen, der ihre Hand fest zu ihr herüberzog. Und jetzt war Christal Mr. Sarony
nur noch dankbar – so dankbar, daß sie ihn umarmen und auf beide Wangen küssen
würde, wenn sie ihn jemals wiederträfe. Er hatte ihnen überhaupts nichts
genommen – er hatte ihnen im Gegenteil einen Augenblick geschenkt, der bis in
die Ewigkeit andauern würde und nicht durch schreckliche Erinnerungen getrübt
werden konnte.
Ihr Blick
löste sich von dem Bild zu Macaulays Hand, die über der ihren lag. Geschwister
hielten sich an den Händen. Verwandte und Freunde taten es. Sie vermißte es so
sehr. Den Trost, die Geborgenheit dieser Geste: Eine Hand in der anderen, so
wie ihre jetzt in Macaulays lag.
Sie starrte
auf die physische Verbindung durch ihre Hände. Es sah so natürlich, so richtig
aus. Ihre Hand, blaß und feingliedrig, in seiner, die stark, geädert und mit
schwarzen Härchen bedeckt war. Dies war die Verbindung zweier Liebenden.
Liebende.
»Danke, daß
du es mir mitgebracht hast. Ich muß jetzt gehen.« Sie stand auf und streifte
zitternd ihren Handschuh über.
»Ich weiß,
daß sie deine Schwester ist. Warum willst du mir denn nicht einmal ihren Namen
sagen?« »Weil ihr Name unwichtig ist.«
Er drückte
dieTür zu, die sie gerade geöffnet hatte. Sie zitterte in der hereinströmenden
eisigen Luft.
»Wenn er
unwichtig wäre, würdest du ihn mir verraten. Also kann ich daraus nur schließen,
daß dieser Name von
höchster Wichtigkeit ist.« Er sah sie an, und sie konnte jeden einzelnen
silbernen Sprenkel in seinen Augen ausmachen. »Wie heißt sie? Ist sie tot?« Sie
schwieg.
Er sah aus,
als wollte er sie schlagen. »Was muß ich tun, um dich zum Reden zu bringen?
Dich mit einer windigen Anklage einsperren und bei Wasser und Brot verhungern
lassen?«
»Ich werde
dir niemals irgend etwas erzählen. Also erspar uns diese Qual.«
»Du warst
reich, nicht wahr?« Er riß ihr das Foto aus der Hand und zeigte auf die
Kleider. »Diese Kleider sind aus Satin. Nur reiche Mädchen können sich so
etwas leisten.«
Sie schwieg
wieder. Er sah auf sie hinunter, seine schönen Gesichtszüge verzerrt vor Ärger.
Sie spielte einen
kurzen Moment mit dem Gedanken, ihm alle möglichen Lügen zu erzählen, so daß
seine Neugier befriedigt war und er vielleicht endlich verschwinden würde. Vielleicht.
Verächtlich
verzog er den Mund. »Ich bekomme immer mehr den Eindruck, daß du mir jede
Nacht hebend gerne alles
ins Ohr schnurren würdest, wenn ich ein verdammter
Krimineller wäre.« Er schob sie zur Seite. »Du bist genau wie alle anderen
gefallenen Frauen, die ich
kennengelernt habe. Du magst einen Mann nur, wenn er ein Schuft ist, der dich
schlecht behandelt.«
Ihre Augen
funkelten vor Wut. Es gab nichts mehr zu sagen. »Ich muß jetzt gehen. Es warten
Leute auf mich.«
»Darauf
wette ich«, spie er voller Zorn aus.
»Ich rede
von Faulty!«
»Fein! Geh
zurück in den Saloon! Dahin gehörst du ja.«
»Ich bin
keine Hure. Das weißt du genau«, sagte sie und versuchte, die Zornestränen zu
unterdrücken.
»Dann
beweis es.« Seine Stimme klang tief und verzweifelt. »Erzähl mir endlich etwas
über dich, und beweise es. Wenn du es nicht tust, dann schließe ich
Faultys Laden und jedes andere ähnliche Geschäft hier wegen Prostitution!«
Sie sehnte
sich danach, ihn zu ohrfeigen. »Um Faulty brauchst du dich nicht zu bemühen.
Ich werde nicht mehr für ihn arbeiten. Er hat mir zuviel Freundlichkeit
entgegengebracht, als daß ich das Risiko eingehe, seine Einkommensbasis zu
ruinieren. Ich werde morgen früh abreisen, wenn der Zug von Fort Washakie
kommt. Du kannst mir gerne folgen. Dann fahren wir von Ort zu Ort, während wir
uns gegenseitig vernichten!«
Sie standen
sich gegenüber und starrten sich zornig an.
Schließlich
schüttelte er resigniert den Kopf. »Ich habe in jedem Fall den längeren Atem.
Aber ich glaube, du würdest lieber sterben, als mir etwas zu erzählen, und ich
finde es nicht erstrebenswert, dich hier draußen in der Prärie zu begraben.«
»Warum
gehst du dann nicht einfach nach Washington zurück? Außer Jan will hier keiner
einen Sheriff haben!«
»Ich hatte
mich auf diesen Job gefreut. Hier ist es friedlich, es gibt keine Hetzerei. Ich
will eine Weile hierbleiben. Ich bin noch nicht bereit für Washington.«
»Dann bist
du ein echter Einzelfall. Niemand außer dir möchte gerne hier sein.« Sie warf
ihm einen bösen Blick zu. »Kann ich jetzt gehen,
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