Meagan McKinney
Sheriff?«
»Ja, klar.
Geh nur. Aber glaub' nicht, daß es vorbei ist. Eines Tages wirst du reden.«
»Das werde
ich nicht. Das habe ich dir doch schon gezeigt!«
»Nein, mein
Mädchen. Im Gegenteil. Du warst ganz kurz davor, als wir zusammen in Falling
Water waren. Du hattest mir vertraut ... du wirst mir wieder vertrauen.«
Sie starrte
auf den Blechstern an seiner Brust. »Daran zweifle ich.«
Er zuckte
die Schultern, zog eine Münze aus seiner Tasche und begann, damit zu spielen.
Es war die Münze, die Faulty ihm gegeben hatte. In neuer Wutaufwallung öffnete
sie die Tür.
»Christal.«
Sie hielt
inne.
»Heb dir
einen Tanz für mich auf, okay?« sagte er mit einem bösen Glitzern in den Augen.
Sie knallte
die Tür hinter sich zu, als sie ging.
»Er will
nicht, daß du zu
freundlich zu den Kunden bist, Christal. Das hat er mir gestern abend gesagt.
Ich denke, er will dich ganz für sich allein.« Faulty wischte sich seine Hände
an der Schürze ab und schenkte einem Mann einen Whisky ein. Das Abendgeschäft
war flau. Der neue Sheriff war kaum eine Woche in der Stadt, und schon wurde
sein Einfluß spürbar.
»Du hast
ihn denken lassen. ich wäre eine ...« Christal warf Ivy und Dixiana einen
verstohlenen Blick zu. Sie mochte das Wort nicht in ihrer Nähe aussprechen.
Hure hatte nur eine körperliche
Bedeutung. Es schloß kein Herz ein, das man brechen konnte, keine Träume, keine
Gefühle. Sie fuhr mit Zorn in der Stimme fort: »Du hättest einfach nicht
andeuten dürfen, daß ich solche Dinge tue, Faulty. Du machst Ausnahmen für
diesen Mann. Wenn ich ihm seine Münze nicht einlöse, macht er uns die Hölle
heiß.«
Faulty
schlug überrascht die Hände zusammen. »Du hast ihm die Münze noch nicht
eingelöst?« »Nein«, antwortete sie trotzig.
»Oh, mein
Saloon!« keuchte er und verdrehte die Augen. Dann packte er sie am Arm. »Kommt
er deswegen jeden Abend hierher? Wartet er darauf, daß du das verdammte Ding
einlöst? Christal, du mußt es ihm gewähren! Er ruiniert mir mein ganzes
Geschäft. Die Leute mögen es einfach nicht, wenn er jeden Abend in der Ecke
rumsitzt und die Männer wütend anstarrt, die dich anfassen. Sei doch nett zu
ihm, Mädchen! Du mußt meinen Saloon retten!«
»So nett
werde ich bestimmt nicht zu ihm sein, Faulty!« Sie sah ihn entrüstet an.
»Außerdem nehme ich den nächstbesten Wagen, der vorbeikommt, und verschwinde!«
»Und wohin
willst du gehen? Komm schon, Christal, die anderen Mädchen machen's doch
auch!«
»Aber ich
nicht! Du hättest ihm diese Münze nie geben sollen!«
»Wie hätte
ich ihm denn erklären sollen, daß du anders bist? Er hätte mir ja doch nicht
geglaubt!«
Sie verbarg
ihre verletzten Gefühle. Vielleicht hatte sie ja kein Recht mehr auf ihren
Stolz. Aber sie war eine Van Alen, eine Knickerbocker aus einer der
exklusivsten Familien New Yorks. Stolz war etwas, das sie niemals, niemals
aufgeben würde.
Sie reichte
ihm das Tablett herüber und bestellte drei Whisky. Faulty schenkte den Alkohol
ein, doch seine Stirn blieb besorgt gerunzelt. Plötzlich konnte sie ihm nicht
mehr böse sein. Er war wie von Gott gesandt dagewesen, als ihr niemand mehr
helfen wollte. Saloonbesitzer waren nicht gerade für ihre Mildtätigkeit
berühmt. In Laramie hatte einmal einer versucht, sie mit Schlägen dazu zu
bringen, mit einem Kunden nach oben zu gehen. Sie war in der gleichen Nacht gegangen,
ohne es zu bereuen. Doch es war ein hartes Brot, stets auf der Flucht zu sein.
Kutschenfahrten waren teuer – es kostete sie jedes Mal ein Zehndollargoldstück,
wenn sie ein Ticket kaufte. Noble bot in vieler Hinsicht einen Aufschub. Und
Faulty war nicht zu fordernd. Sie konnte sich um seine ärmeren Kunden kümmern.
Sie nahm
die drei Whisky und brachte zwei zu einem Paar Cowboys, die eine Runde Poker spielten.
Mit dem dritten ging sie zu einem Tisch in der Ecke und stellte ihn ab, wobei
sie demonstrativ an dem Kunden vorbeiblickte. Joe spielte fröhlich auf dem
Piano, und ein Betrunkener drückte ihr eine Münze in die Hand und zog sie auf
die Tanzfläche.
In der Ecke
nahm Macaulay seinen Whisky auf, trat einen Stuhl vor sich und legte die Füße
darauf. Er ließ seinen Blick über die Männer an der Bar gleiten, doch keiner
von ihnen wurde so beäugt wie der, der Christal in seinen Armen hielt.
Doch er
protestierte nicht, er fing keinen Streit an. Statt dessen tat er, was er den
Abend zuvor bereits getan hatte. Und den Abend davor auch.
Er trank
und starrte sie
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