Meagan McKinney
sähe
er den Ruin seines Saloon bereits vor sich.
Cain wandte
sich zu den Kunden hinter ihm um. »Los, Leute, geht wieder zu euren Drinks.
Hier gibt es nichts zu sehen.«
Die Männer
gehorchten und bewegten sich langsam wieder in den Saloon zurück.
Faulty
knallte die Tür zu. »Was soll das heißen, Sheriff? Wieso wollen Sie diesen
Kerl nicht verhaften? Die Kunden werden einfach wegbleiben, wenn sie glauben,
ich würde Nigger bedienen!«
»Dieser
Mann hält sich in Ihrer Küche auf, nicht an der Bar, und ich werde niemanden
für etwas verhaften, das er nicht getan hat.«
»Aber er
ist ein Nigger, und die sind hier nicht erlaubt!«
Macauly
nickte Jericho zu. »Ich werde diesen Mann hier nicht abführen, als hätte er
eine Bank ausgeraubt. Er hat nichts getan. Er ist nur hierhergekommen, weil
er dachte, er hätte ein paar Freunde.«
»Also, das
schlägt doch dem Faß den Boden aus!« Faulty blieb der Mund offenstehen. »Hätte
nie gedacht, daß ich mal 'n Südstaatler sehe, der für 'nen Nigger eintritt!«
Cains Mund
wurde zu einer schmalen Linie. Christals Blick wanderte zu seinem Gesicht.
Wenn Cain einen wunden Punkt hatte, dann hatte Faulty ihn soeben berührt. Sie
wußte, wie leidenschaftlich Macauly seine Rolle im Krieg betrachtete, wie
schuldfrei er sich während der Kämpfe gefühlt hatte, und für wie schuldig der
Norden ihn nach Kriegsende bezeichnet hatte.
»So ist das
Gesetz. Ich halte mich exakt daran. Und Jericho hat kein Gesetz übertreten.
Also werde ich ihn nicht verhaften.«
»Dann
schaffen Sie ihn raus!« knurrte Faulty. »Ich lade ihn einfach wieder aus!«
Jericho
machte ein Gesicht, als würde er Faulty am liebsten verprügeln. Statt dessen
aber sah er nur Cain an.
Cain
nickte. »Kommen Sie, wir gehen. Wenn Sie Whisky
haben wollen – ich habe im Gefängnis eine Flasche stehen. Es gibt keinen Grund,
länger hierzubleiben.«
In diesem
Moment verspürte Christal eine Art Bewunderung für Cain. Er hatte den Tag
gerettet. Auch Ivy blickte ihn fast mit Heldenverehrung in den Augen an. Ein
schwächerer Mensch wäre nicht für einen Schwarzen eingetreten.
Jericho
flüsterte Ivy ein paar ermutigende Worte zu. Dann folgte er Cain hinaus durch
den Saloon und zur Vordertür – Ironie des Schicksals, daß er zum ersten Mal
mit Erlaubnis durch den Laden ging.
Joe begann
ein lustiges Lied zu spielen, und bald tranken und redeten die Männer wieder
unbekümmert wie zuvor. Irgendwo in der Menge konnte man Dixi lachen hören, in
der Küche aber lachte niemand.
Faulty
murmelte irgend etwas von den Kunden, um die er sich kümmern mußte, und ermahnte
die Mädchen, wieder an die Arbeit zu gehen, aber Ivy begann zu weinen, und
Christal konnte sich nicht dazu durchringen, sie allein zu lassen. Faulty ließ
sie also in Ruhe, um sich wieder hinter die Bar zu begeben, wobei er immer
weiter lamentierte: »Keine Nigger in meinem Saloon! Die sind hier nicht
erlaubt!«
»Eines
Tages wird alles anders sein«, flüsterte Christal Ivy zu, die ihr Gesicht mit
den Händen bedeckt hatte und schluchzte.
»Er ist so
wütend, ich weiß einfach, daß er sich eines Tages in echte Schwierigkeiten
bringt. Er wird herkommen, und sie werden ihn verhaften, bis der Richter im
Frühling in die Stadt kommt. Und dann ist all sein Vieh tot, und er kann
niemals genug Geld verdienen ...« Wieder brach sie in heftiges Schluchzen aus.
»Macauly wird
das nicht zulassen«, beruhigte Christal sie.
Ivy sah sie
mit tränenüberströmtem Gesicht an. »Woher willst du das wissen? Kennst du ihn
denn so gut? Ich hab' doch gehört, daß er einer aus der Konföderation ist.
Meine Mama war farbig, und sie sagte immer, die Konföderierten würden sie
hassen!«
»Nein ...
er ist nicht so ...« flüsterte Christal. Und tief in ihrem Herzen wußte sie,
daß sie die Wahrheit sagte. Vielleicht war es sein übersteigerter Sinn für
Gerechtigkeit, aber sie konnte sich nicht vorstellen, daß er Jericho nur wegen
seiner Hautfarbe und einer lächerlichen Begebenheit alles nahm, was dieser besaß.
»Bist du
sicher, Christal? Ich liebe Jericho. Ich könnte es nicht ertragen, wenn das
Gesetz sein Leben zerstört!«
Sie
tätschelte Ivys Hand und zwang sich, wenigstens für einen kurzen Moment,
ebenfalls an ihre eigenen Worte zu glauben. »Das wirst du auch nicht müssen.
Das Gesetz ... das Gesetz ... nun, es ist nicht dazu da, das Leben zu
ruinieren!«
Kapitel 16
I'll
chose me then a lover brave
From
all that gallant band;
The
soldier lad I loved the
Weitere Kostenlose Bücher