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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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Bodenfallen. Trevor nahm ihn auf und ging mit langsamen
Schritten auf sein Bett zu. Und dann bäumte sich etwas, das in seiner Seele
geschlummert hatte, plötzlich auf. Mit Selbstverachtung starrte er auf den
Stock in seiner Hand, zerbrach ihn mit ungewöhnlicher Brutalität und
schleuderte ihn quer durch das Zimmer. Der Laut, den er dabei von sich gab,
klang wie ein heiseres, unterdrücktes Schluchzen.

23
    Am
nächsten Morgen
mußte Eagan allein am Frühstückstisch sitzen. Mara stand stets später auf, und
Trevor und Alana frühstückten in ihren Zimmern – jeder in seinem! – wie er von
Bediensteten gehört hatte.
    Von sich
selbst und der Welt angewidert, schob er die Eier beiseite und starrte einen
Moment in seine Kaffeetasse. Dann trat er an eine Anrichte, nahm eine Karaffe
vom Silbertablett und veredelte den Kaffee mit ein paar Tropfen Brandy.
    Gewiß litt
er unter einem schweren Anfall von irischer Melancholie – er schien an nichts
mehr Freude zu haben. Gestern abend war er wie üblich vom Madison Square den
Broadway entlanggeschlendert – Gentleman's Walk, wie man es auch nannte. Die nymphes
des paves, die Nymphen der Straße, waren verstärkt
anzutreffen – wunderschöne, gutangezogene und geistreiche Frauen, jede
einzelne eine süße Versuchung für rastlose, gelangweilte Seelen. Er wählte per
Zufall eine aus, ein kleiner, strahlender Rotschopf, und folgte dem Mädchen zu
dem Haus, dem sie angehörte. Der Abend hatte nichts Bemerkenswertes. Für einen
Mann seiner Stellung war der Besuch eines Bordells eine normale Angelegenheit. Die
Häuser hatten so wenig Heimliches, daß sie sogar in The Gentleman's
Directory aufgelistet waren, und dies oft mit der Anzahl der weiblichen
»Pensionsgäste« und mit dem Vermerk, ob erst- oder zweitklassig.
    Aber die
Nacht verlief schlecht. Nachdem er bei der Lady seine Pflicht erfüllt hatte,
lag er neben ihr und sah sie an, zum ersten Mal vollkommen ratlos. Langsam
begriff er, daß er dem Mädchen nichts zu sagen hatte, tatsächlich keiner
einzigen seiner weiblichen Errungenschaften. Wenn er und die Dame des
jeweiligen Augenblicks nicht gerade dabei waren, ihre physischen Bedürfnisse
zu befriedigen oder die Präliminarien hinter sich zu bringen, war nichts zwischen
ihnen. Er kannte kein Mädchen, mit dem er Arm in Arm in der Dunkelheit liegen
und erzählen konnte.
    Er ging
früh, gab dem Mädchen das Doppelte ihres Tarifs und ließ sie so in mehr als
einer Hinsicht befriedigt allein. Dann lief er durch die Stadt, trank und fand
sich schließlich am Kai wieder. Er betrachtete die Lichter auf der Gouvernor's Island und grübelte, grübelte, bis sein Kopf schmerzte. Trevors Frau
kam ihm mehr als einmal in den Sinn. Sie war ganz sicher ein Mädchen, mit dem
man sein Leben teilen konnte. Aber er wußte noch besser als sie selbst, daß sie
nicht für ihn bestimmt war. Er war nicht blind, und er hatte erkannt, daß
Trevor für sie eine Leidenschaft entwickelte, die kurz davor stand, die Mauern
seiner beherrschten Persönlichkeit niederzureißen. Und wenn dieser Damm einmal
brach, würde keiner von beiden entkommen.
    Aber das
war es, was er wollte. Er wollte ungezügelte Emotionen, wollte Verlockung. Er
wollte ein Mädchen,
das man in den Armen halten konnte. Zum ersten Mal in seinem ausschweifenden
Leben wollte Eagan etwas besitzen, was er nicht bekommen konnte.
    Betrunken
und niedergeschlagen war er nach Hause zurückgekehrt, in der Hoffnung, bei
Alana seine Sorgen loswerden zu können. Das hatte zu einer Katastrophe
geführt, und während der letzte Schluck des süßen Kaffees die Ereignisse des
gestrigen Abends in die Ferne rücken ließ, beschloß er, daß es das Beste war,
wenn er für ein paar Tage verschwand. Trevor konnte sich wieder beruhigen,
während er in Newport unterkam oder sich irgendwo an der Küste von Jersey die
Zeit vertrieb.
    Eagan
verließ das Haus, ohne sich eine Kutsche zu nehmen, denn er glaubte, der
Spaziergang bis zum Commodore Club würde ihm guttun. Im zarten Morgenlicht sah
die Welt schon viel freundlicher aus, und als er im Club erst einmal ein paar
Brandy hinuntergekippt hatte, fühlte er sich regelrecht optimistisch. So übel
war sein Leben ja nun auch wieder nicht. Und die Mädchen, nun, davon gab
es mächtig viele süße, so süße, daß er sich gegen halb vier am Nachmittag
entschloß, zu Lord and Taylor's zu gehen, und Miss Evangeline de la Plume ein
kleines Geschenk zu kaufen, um sich für sein freches Benehmen neulich

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