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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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St. Brendan
eingeschlossen.
    Der alte
Vater Donegal rückte nervös seine Brille zurecht und begann zu lauschen, als
würde ihm der Bischof persönlich im Nacken sitzen.
    »Es ist ein
Jahr her, seit ich zum letzten Mal gebeichtet habe.« Sheridans Schatten
bewegte sich, als würde er den Kopf senken. »Ich behandele andere Menschen
unfair, Vater. Ich nehme ihnen ihr Geld ab. Dafür und für all meine anderen
Sünden bitte ich um Vergebung.«
    »Hast du es
ihnen gestohlen?« Der Priester wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das
letzte, was er sich zu hören wünschte, war das Geständnis, daß das Waisenhaus
in Five Points durch Mittel aus Diebstählen unterhalten wurde.
    »Nein,
Vater. Ich bestehle sie nicht. Ich sorge einfach nur
dafür, daß sie ihr Geld verlieren. Und weil ich weiß, daß dies eine Sünde ist,
ich es aber dennoch tun muß, bitte ich um Vergebung!«
    »Erzähle mir,
wie du das machst«, fragte der Priester, dessen Neugier nun überwog.
    »Das ist
eine lange Geschichte!«
    »Fang an,
und du wirst Vergebung finden!«
    »Vor drei
Tagen habe ich im Commodore Club zu Mittag gegessen. Es war viel los an der
Börse an diesem Tag, und ich habe dafür gesorgt, daß noch mehr los war...« Und
so fuhr Sheridan mit seiner Beichte fort, bis er, der Sünder, meinte, genug
gebeichtet zu haben.
    »Was sagt
Ihr dazu, Vater?« fragte Sheridan schließlich, als er geendet hatte. »Was legt
Ihr mir als Buße auf?«
    Der
Priester hatte schon viel im Leben erfahren, aber er hatte noch nie von solchen
Geschäften gehört. Er hatte nicht gewußt, daß so viel Geld an nur einem Tag
den Besitzer wechseln konnte. In seiner Verblüffung murmelte er nur: »Als Buße
sollst du hundert Rosenkränze beten!«
    »Hundert
Rosenkränze?« platzte
die entsetzte Stimme hinter dem Fensterchen heraus? »Gibt es keine andere
Möglichkeit?«
    Vater
Donegal rutschte fast von seinem harten Eichenstuhl herunter.
    »Wieviel...
wieviel Geld genau willst du diesen Männern denn abnehmen?«
    »Na ja,
zusammengerechnet so um die drei Millionen Dollar, denke ich.«
    Der
Priester war so schockiert, daß ihm der Mund offenstehen blieb.
    »Sagen wir
drei Rosenkränze. Einen für jede Million. Wird das reichen?«
    Der
Priester nickte lahm, fing sich schließlich aber wieder. Mit dem größtmöglichen
Selbstvertrauen krächzte er: »Du kannst nicht um deine Seele handeln, Sohn. Du
mußt auch deinen guten Willen zur Versöhnung zeigen. Du wirst den Männern das
Geld zurückgeben!«
    »Das ist
unmöglich, Vater!«
    »Du mußt
Wiedergutmachung leisten!«
    Der
Schatten verharrte reglos. Dann sagte Sheridan: »Ich zahle dem Bischof die
gleiche Summe, die ich meinen Feinden abzunehmen gedenke. Er soll es für St.
Patrick verwenden. Seit vierzehn Jahren wird gebaut, und trotzdem ist Bischof
Hughes Traum einer Kathedrale für New York noch nicht Wirklichkeit geworden.«
    Der
Priester schluckte hart.
    »Also
reichen drei Rosenkränze, Vater?«
    Der brave
irische Priester senkte den Kopf zum stummen Gebet. »Ja«, preßte er wie ein
Sünder heraus.
    »Danke,
Vater!«
    »Aber du
solltest auch St. Brendan etwas von dem Geld geben!«
    »Natürlich«,
gab Sheridan eilfertig zurück.
    »Ego te
absolvo. « Der
Priester schlug das Zeichen des Kreuzes.
    Die Tür des
Beichtstuhls flog auf. Der Schatten glitt heraus, und Sheridan ging gestützt
auf seinen Spazierstock zur vorderen Kirchbank, der Sheridanbank, und begann
seine Buße.
    Vater
Donegal plumpste auf seinen Stuhl zurück. Ein weiterer Sünder intonierte die
ewigen Worte »Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt«. Eine Hausfrau
beichtete, wie sehr sie den neuen Gasherd ihrer
Freundin begehrte, aber Donegal hörte kaum hin. In nur wenigen Minuten hatte er
die Kathedrale des Bischofs, das Waisenhaus in Five Points und Trevor
Sheridans Seele gerettet. Er fand das als Tagewerk durchaus beachtlich.
    Die
Knickerbocker fühlten
sich wie die kleinen, teuren Bleisoldaten, die sie für ihre Kinder bei Schwarz
Toys kauften. Alle damaligen Gäste auf der Liste für das Sheridan-Debüt fanden
sich einer nach dem anderen mit dem unerklärlichen finanziellen Ruin
konfrontiert. Wenn Sheridan sie nicht direkt zu falschen Investitionen
verleiten konnte, suchte er nach ihren einträglichen Geschäften und initiierte
die schlimmste aller Katastrophen: Er streute Gerüchte!
    Das
profitable Bouwery Eisenwerk war ruiniert, als man munkelte, daß nachts
heimlich billiges Blech auf dem Werkshof entladen wurde. Die

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