Meagan McKinney
die
Schultern, als hätten sie gerade eine wichtige Wahl gewonnen. Alana stand
regungslos neben Trevor und wagte nicht, in sein Gesicht zu sehen. Er war schon
in schlechter Stimmung gewesen, als er sich hierhin zurückzog. Doch nun brach
seine nur mühsam zurückgehaltene Wut durch.
»Fairchild,
mein kleiner Bengel, wie läuft's denn so mit deiner Stahlfabrik! Ich hab'
gehört, die Aktien stehen gut!« Trevors Bemerkung, die er im tiefsten Dialekt
geäußert hatte, hing plötzlich im Raum.
Die Männer
wandten sich um, und jedem einzelnen wich das Blut aus dem Gesicht.
»Sheridan.«
Der Mann, der den letzten Witz zum besten gegeben hatte, trat vor. Fast demütig
sagte er: »Wir hatten Sie nicht bemerkt.«
»Der Witz
war wirklich gut, Fairchild, aber wir haben eine Lady hier. Ich denke, Sie sollten
sich bei meiner Frau entschuldigen.«
Fairchild
warf Alana einen schnellen Blick zu, und es war nicht zu übersehen, daß er sich
mehr davor fürchtete, ihren Mann beleidigt zu haben. Dennoch nickte er und
sagte artig: »Verzeihen Sie, Mrs. Sheridan. Ich habe Sie beim Hereinkommen
nicht entdeckt. Sonst hätte ich gewiß keine solch groben Dinge erzählt.«
Alana gab
ihm keine Antwort, sondern sah statt dessen Trevor an.
»Sehr gut,
mein Junge. Ihr seid entschuldigt.« Sheridan betrachtete die Männer einer nach
dem anderen, und sie wußten, daß er sich ihre Namen gut einprägte. Sie zogen
sich zurück wie getretene Hunde und schienen sich alle bereits innerlich darauf
einzu stellen, daß ihre Geschäfte bald den Bach hinunter gehen würden.
Dann war es
still in dem Lesezimmer. Alana nahm allen Mut zusammen und berührte seinen Arm.
»Trevor?« flüsterte sie. »Sie haben es nicht so gemeint. Das sind doch nur
dumme Jungen, die sich amüsieren wollen. Sie sind es nicht wert, daß du dich
über sie ärgerst.«
Er nickte,
starrte aber immer noch geradeaus. Seine Stimme war gepreßt, als er
antwortete: »Ich wollte nichts von all dem hier, weißt du das? Ich habe für
Eagan und Mara gekämpft, nichts weiter. Niemals wollte ich mit Leuten wie dir
gesellschaftlich umgehen.«
»Das weiß
ich«, antwortete sie. Sie war verletzt, daß er sie mit »Leute wie du«
abkanzelte, konnte ihn jedoch verstehen.
»Manchmal
habe ich das versteckt, worauf ich am meisten stolz war, weil ich nicht wollte,
daß sie durch meine Herkunft verprellt wurden.«
Seine Unsicherheit
rührte sie und fast zärtlich sagte sie: »Meinst du deinen Dialekt? Du sprichst
jetzt nicht so, du tust es nur, wenn du wütend bist... oder wenn du nicht
darauf achtest.« Sie dachte an die Nacht in seinem Bett, als er nicht daran
gedacht hatte. Er war unwillkürlich in seinen Dialekt übergewechselt und hatte
damit bewiesen, daß er nicht der Mann mit dem eisernen Willen war, den er stets
nach außen kehrte. Für einen wunderbaren Augenblick hatte ihn das Gefühl
überwältigt, und sein Schutzwall war rissig geworden. Und sie hatte die Macht
genossen, die sie dadurch bekam.
Er stieß
einen Seufzer aus und fuhr sich mit der Hand durch das Haar, das sie so gerne
gestreichelt hätte. »Ich
hätte nicht so mit ihnen reden sollen. Damit habe ich nur gezeigt, daß ich
nicht besser als ihr Personal bin. Und das nützt niemandem.«
»Du bist
ein Ire. Warum mußt du reden wie ein anderer? Du solltest sprechen, wie du es
willst!«
»Mara und
Eagan sind Amerikaner und reden auch wie solche. Ich will verflucht sein, wenn
mein Dialekt ihnen in irgendeiner Hinsicht schadet.«
Ihre Stimme
wurde zu einem Flüstern. Sie wußte, wie dumm es war, den Gedanken
auszusprechen, der ihr im Kopf herumging. Ihr Mann war wie eine Raubkatze, der
in diesem Moment noch schnurrte, im nächsten aber fauchend angriff. Doch als
sie sein schönes Profil betrachtete, gab sie ihrem Herzen nach. »Ich... mag deinen
Dialekt, Trevor. Und ich wünschte, du... du würdest ihn auch nicht verbergen,
wenn du mit mir redest.«
Überrascht
schaute er sie fragend an. Aber sie entdeckte auch das Mißtrauen in seinen
Augen, das in so vielen Jahren voller Ungerechtigkeiten und Demütigungen
genährt worden war. »Dann kannst du dich überlegen fühlen, nicht wahr? Wie die
anderen.«
»Nein.« Sie
wollte verzweifelt seine falschen Vermutungen beseitigen, wollte ihm deutlich
machen, daß es sie nicht kümmerte, was andere Menschen von ihm hielten. Er
hatte ihr mehrmals das Herz gebrochen, aber immer noch entdeckte sie Züge,
edle Züge an ihm, die es wert waren, verteidigt zu werden. Er hatte seinen
Edelmut
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