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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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deliriert!«
    Schwester
Steine wurde bleich, faßte sich aber schnell wieder. »Ja. Aber sie glaubt, daß
sie sich an die Wahrheit erinnert. Deswegen können wir nicht mehr mit ihr
vernünftig reden. Für sie ist alles, was sie denkt, so wahr wie für Sie oder
mich.«
    »An was
erinnert sie sich?«
    »Ich sagte
Ihnen doch schon, daß es keinen Sinn macht. Sie beschuldigt jeden.«
    Alana hatte
das bestimmte Gefühl, daß Schwester Steine log, aber sie vermutete, die
Krankenpflegerin wollte nur die Behandlung rechtfertigen. »Sie wird keinen
Moment länger hierbleiben. Packen Sie ihre Sachen. Ich nehme sie sofort mit.«
    »Das dürfen
Sie nicht, Mrs. Sheridan. Der Polizeichef hat erlaubt, daß sie hierher kommen
durfte. Nur er kann anordnen, daß sie verlegt wird.«
    »Ich werde
die Erlaubnis schon bekommen. Bis dahin bereiten Sie alles vor, daß ich sie
mitnehmen kann.«
    Schwester
Steines Ausdruck wurde eiskalt und hart. Zu Alanas Entsetzen verriet ihr Blick
so etwas wie Haß. »Wenn Sie mir einen unterschriebenen Brief vom Polizeichef
bringen, in dem steht, daß Christabel van Alen in Ihre Obhut überlassen werden
soll, dann kann sie mit Ihnen gehen. Bis dahin habe ich die Pflicht gegenüber
Ihrem Onkel und den Bewohnern von New York, sie dort festzuhalten, wo sie hingehört!«
    »Aber Sie
haben auch die Pflicht der Menschlichkeit! Sehen Sie sie doch an!« Alana
begann wieder zu weinen. »Sie ist erst sechzehn. Sie können nicht so mit ihr
umgehen!«
    »Sie ist
eine Gefahr für sich und andere.« Schwester Steine bedachte sie mit einem
eiskalten Blick. »Ich schlage vor, Sie gehen jetzt, Mrs. Sheridan. Und ich
empfehle Ihnen dringend, nicht zurückzukommen, bis Sie diesen Brief der
Polizei in den Händen halten.«
    Unaufhaltsam
strömten Alana die Tränen über die Wangen. Christabel bewegte ihre Lippen nur
noch in stillem Protest. Überwältigt von hilflosem Zorn und Angst wollte Alana
sie losmachen, aber sie besann sich eines
anderen. Sie wußte, es gab nur einen Weg, ihre Schwester zu befreien. Sie mußte
diesen Erlaubnisbrief bekommen – und das war so gut wie unmöglich.
    »Guten Tag,
Mrs. Sheridan«, half Schwester Steine nach und wies zur Tür.
    Voller Zorn
küßte Alana ihre Schwester auf die Wange und stürzte aus dem Zimmer, bevor
Hysterie sie überkam. Sie hoffte, die kühle Luft draußen würde sie beruhigen,
und so rannte sie durch den Haupteingang und versuchte, zwischen ihren
Schluchzern wieder zu Atem zu kommen. Und wenn sie die restlichen Tage ihres
Lebens darauf verwenden mußte, den Polizeichef anzuflehen, sie würde dieses
verfluchte Stück Papier bekommen. Doch da war der Gedanke, daß Christabel bis
dahin diese Behandlung ertragen mußte, und das machte sie rasend. In all den
Jahren hatte das Park View-Asyl, das modernste und teuerste Sanatorium in ganz
New York, beteuert, ihre Schwester menschlich zu behandeln, aber nun, wo das
Mädchen zerbrechlicher und verletzbarer war denn je, fiel ihnen nichts besseres
ein, als sie ans Bett zu schnallen und sie zu betäuben. Wie im finsteren
Mittelalter!
    Alana
fühlte sich verraten. Und sie brannte auf Wiedergutmachung. Doch als sie zur
Straße nach ihrer Kutsche blickte, war es um ihre mühsam wieder hergerichtete
Beherrschung geschehen. Denn dort, keine zwanzig Meter entfernt, stand ihr
Ehemann mit gekreuzten Armen an den glänzendschwarzen Landauer gelehnt, und das
einzige, was an seinem versteinerten Gesicht so etwas wie Gefühl zeigte, waren
seine grimmig zusammengepreßten Lippen.
    Sie war
zweimal verraten worden.
    Für
Sekunden schien die Zeit stehenzubleiben. Nichts regte sich, selbst die Vögel
in den Ulmen, die die Auffahrt säumten, waren verstummt.
    »Ich habe
eine Wärterin gefragt. Sie sagte mir, daß es hier eine Patientin namens
Christabel van Alen gibt.« Seine Stimme wurde plötzlich so weich wie ein
Wispern. »Sie ist deine Schwester, nicht wahr?«
    In diesem
Augenblick haßte Alana alles an ihm – sein schönes Gesicht, seinen
Spazierstock, sein vulgäres, fremdartiges Verhalten. »Du hast mich belogen.
Du hast mir versprochen, mir niemals hierher zu folgen. Du bist ein Lügner! Ein
Lügner!«
    Er kam zu
ihr, so selbstverständlich, als hätte er ihren Ausbruch erwartet.
    Sie schlug
nach ihm. All ihr Schutz war niedergerissen worden, all ihre Geheimnisse
enthüllt. Wie sollte sie sich und ihre Schwester nun noch schützen, jetzt, da
Trevor Sheridan ihre verletzlichste Stelle entdeckt hatte?
    Voller Haß
platzte sie heraus: »Du bist

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