Meagan McKinney
Geschichtenerfinder unserer Zeit sind.
Glauben Sie mir, wenn sie Ihr Geheimnis entdecken, werden sie den Lesern kaum
etwas Langweiliges auftischen.«
Sie konnte
sich gerade noch rechtzeitig abwenden, als eine Träne ihre Wange hinabkullerte.
Sie versuchte, den kommenden Strom aufzuhalten, aber er hatte den Kampf
gewonnen. Sie konnte einfach nichts mehr dagegenhalten. Er hatte nicht eine
einzige Kleinigkeit übersehen. Sie würde diesen Mann heiraten müssen, obwohl
es sie wahrscheinlich unglücklich machen würde. Es gab keine Alternative mehr,
sie hatte keine Wahl.
Ihre
Schultern zuckten von stillen Schluchzern. Sie versuchte, die Tränen
wegzuwischen, aber neue kamen nach. Sie erwartete so wenig vom Leben, doch
selbst das sollte ihr versagt bleiben. Sie dachte an den Mann aus ihrem Traum
und an das einfache weiße Haus. Mehr hatte sie niemals für sich gewollt. Doch
der Mann im Schatten, der Mann, dessen Gesicht sie niemals richtig erkennen
konnte, war nicht gekommen. Er war durch diesen verbitterten, reichen Iren
ersetzt worden.
»Es ist
kein Todesurteil, Liebchen. Sie bekommen mit Ihrer Annullierung einen hübschen
Batzen Geld zum Ausgeben.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, offenbar um
sie zu trösten.
Sie
schüttelte' sie ab,
als wäre, er der Satan persönlich. »Es wird eine Annullierung geben,
haben Sie verstanden?
Sie werden mich niemals berühren! Niemals!« Sie warf ihm einen vernichtenden,
haßerfüllten Blick zu.
Ihre
Zurückweisung machte ihn wütend. Leise sagte er: »Natürlich. Es geht ja nicht
an, daß ein vulgärer Ire diese schönen, lilienweißen Knickerbocker-Schenkel
beschmutzt.«
Wenn ihr
noch ein letzter Fest Fassung geblieben war, so schwand er nun dahin. Sie
wirbelte herum und packte den nächsten Gegenstand, einen leeren Wasserkelch,
den sie entdeckte, und holte aus. Doch Sheridan war schneller. Er ergriff ihr
Handgelenk und zwang sie, den Kelch fallen zu lassen. Lautlos fiel er auf das
Sofa, doch sie versuchte bereits, den nächsten zu fassen.
Erst später
begriff sie wirklich, was dann geschah. Er zog sie in seine Arme, damit sie ihn
nicht treffen konnte, und verlor unerklärlicherweise das Gleichgewicht. Sie
spürte, wie sie nach vorne stolperte und durch sein Gewicht mit ihm auf den
dunkelroten Teppich stürzte. Mit einem dumpfen Laut landete sie auf seiner
Brust, und sein Ebenholzstock fiel neben ihnen auf den Boden.
Keuchend
vor Zorn hob sie den Kopf und wollte ihm gerade ihre ganze Wut
entgegenschleudern, als sie seinen Gesichtsausdruck entdeckte. Er war leichenblaß
geworden, was noch durch den Schatten der Bartstoppeln verstärkt wurde, und in
seinen Augen, die
starr die Decke fixierten, lag ein Ausdruck, den sie nur als unterdrückten
Schmerz beschreiben konnte.
Sie begriff
nicht, warum er so reagierte. Sicher war sie nicht so korpulent, daß ihr
Gewicht einen derartigen Ausdruck rechtfertigte. Und als sie stürzte, war sie
auf keine verletzlichen Körperteile gefallen, dessen war sie sich sicher.
Sie sah ihm
wieder ins Gesicht, und dieses Mal begegneten
seine Augen den ihren. Seine Hautfarbe war wieder etwas dunkler geworden, und
plötzlich wußte sie
nicht mehr genau, ob sie wirklich etwas anderes in
seinen Augen gesehen hatte als die übliche Arroganz und Überlegenheit. Mühsam
versuchte sie,
sich aufzusetzen, und ihr Kleid rutschte provozierend von ihrer Schulter. Sein
Blick folgte, und im gleichen Augenblick – als ob er unter Zwang handelte –
streckte er die Hand aus und streichelte ihre zarte Haut.
Die
Berührung seiner warmen, kräftigen Hand war wie ein Schock. Alana war wie
elektrisiert, sog scharf die Luft ein, doch sie zuckte nicht zurück. Als sie
ihn wieder ansah, starrte er auf ihren Ausschnitt, wo ihr
Mieder viel von einer Brust freigab, und er betrachtete ihre Fülle mit
offensichtlichem Gefallen.
Die
unverschleierte, kaum kontrollierte Lust auf seinem Gesicht
war etwas Neues für Alana. Ein Teil ihres Inneren schauderte vor Furcht – aber
da war noch etwas
anderes, etwas, das bewirkte, daß Alana es nicht besonders eilig hatte, ihren
Ärmel wieder hochzuziehen. Etwas, das erregtem Verlangen sehr ähnlich war.
»Sie
stellen ziemlich harte Bedingungen, Alice Diana van Alen«, flüsterte er und
sah ihr in die Augen. »Und ich frage mich, warum Sie bisher noch niemand
geheiratet hat.«
Einen
langen Augenblick schwiegen beide und sahen sich nur an. Dann klopfte es an
der Tür. Hastig versuchte Alana, sich aufzurappeln, doch er hielt sie
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