Meagan McKinney
mit dem Unterschied, daß die Ladies bei uns den befreundeten Gentleman mit einem freundlichen Wort in ihr Haus bitten und nicht nur
mit einem eisigen Nicken!«
Schuldbewußt
brauste Alana auf. »Sie können nicht erwarten, daß ich Sie in meinem Haus
willkommen heiße, als hätten wir ein Techtelmechtel!« Ihre Stimme wurde
lauter. Dies war der Höhepunkt eines üblen Abends in einer ausgesprochen üblen
Woche, und Alana
stand kurz vor der Explosion. »Und jetzt, nachdem wir ...« Sie hörte ein Geräusch
aus dem Foyer, das jedoch plötzlich verstummte. Offensichtlich zögerte jemand
bei ihrem bitteren Ton, besann sich dann aber wieder, und einen Moment später
trat Pumphrey mit dem Kaffee ein. Er stellte das silberne Tablett auf ein
Tischchen und zog sich dann diskret zurück.
Mit einem
rauhen Flüstern fuhr sie fort: »Sie können kaum erwarten, daß ich dieser
Situation mit Entzücken begegne, Mr. Sheridan. Als ich heute abend ausging,
hatte ich keine Ahnung, daß so etwas passieren würde. Ich dachte, ich hätte
noch Zeit...«
»Zeit, um
sich herauszuwinden, Mrs. Sheridan?«
Sie wurde
rot. Da war er wieder, dieser Name. Mrs. Sheridan. »Nennen Sie mich nicht so«,
bat sie ihn sanft.
»Also gut,
Alana. Dann nenn mich Trevor.«
Seine
Stimme klang. herausfordernd, unnachgiebig. Aber da war noch etwas anderes,
ein seltsamer, sehnsuchtsvoller Unterton, der ihr einen Schauer über den Rücken
laufen ließ.
»Du bist
jetzt meine Frau«, sagte er, und sein Gesicht wirkte angespannt. »Ist es
zuviel verlangt, daß du wenigstens so tust als ob?«
»Es wird
aber nicht funktionieren... Trevor.« Es war befremdend, aber auf gewisse Weise
seltsam angenehm, seinen Namen auszusprechen. »Es wird der Tag kommen, an
dem... du diese überstürzte Hochzeit bereuen wirst. Auch wenn du es jetzt nicht
glaubst.«
»Ich kann
mir keine Umstände vorstellen, die die Situation unvorteilhaft machen würden«,
entgegnete er. »Es ist alles so, wie ich es wollte.«
»Der Tag
wird kommen, Du hast zu viele Leben beeinflußt, um ungeschoren davonzukommen.
Eines Tages wird jemand all dies rächen.«
Er sah sie
unverwandt an. »Und wirst dieser jemand du sein?«
Ja! wollte sie aufschreien, obwohl sie
bezweifelte, daß sie je die Gerissenheit erlangen würde, ihn auszutricksen.
Statt dessen sagte sie kalt: »Wenn ich es nicht bin, dann erlaube, daß ich
denjenigen preise, der es schließlich tut.«
Plötzlich
lachte er auf. »Finstere Worte. Dabei solltest du mir auf den Knien danken,
daß ich dich aus einer schlimmen Lage befreit habe.«
Alana wurde
noch kälter. »Ich wäre auch ohne dein Eingreifen mit meinem Onkel fertig
geworden.«
Sein Blick
glitt zu ihren Armen, wo die Blutergüsse endlich abgeheilt waren. »Bestimmt«,
antwortete er sarkastisch.
Wütend
stand sie auf und ging zum Tischchen hinüber, wo sie zwei Tassen Kaffee
füllte. Sie reichte ihm stumm die eine. Als sie wieder ihren Platz eingenommen
hatte, sah er sie lange an. Dann begann er: »Morgen solltest du dich entscheiden,
welche Diener du mit in meinen Haushalt bringen möchtest. Das gilt auch für
deine Besitztümer. Nach dem Samstag wirst du nicht mehr hierher zurückkommen.
Da du Mara in die Gesellschaft einführen sollst, möchte ich dich sobald
wie möglich unter meinem Dach haben.«
Ihre Augen
weiteten sich. Sie hatte noch keinen Gedanken daran verschwendet, ihren
Haushalt aufzugeben, aber natürlich würde sie das als seine Frau nun tun
müssen, doch der Gedanke, alles Vertraute zurücklassen zu müssen, war ihr
unerträglich. Wieder packte sie
namenlose Furcht. Es war alles viel zu schnell geschehen. Sie hatte keine Zeit
gehabt,. sich über all die Opfer, die sie bringen mußte, klarzuwerden.
Ich sehe
keine Opfer. Seine
Worte hallten in ihrem Kopf wider. Sie sah sich um, betrachtete das BelterSofa,
das ihre Mutter so geliebt hatte und den Duncan Phyfe-Mahagoni-Kartentisch,
der seit fast drei Generationen in Familienbesitz war. Der Fuß des Tisches
hatte die Form des Amerikanischen Adlers, i der seine Flügel spreizte. Alana
erinnerte sich mit schmerzender Klarheit,wie ihr Vater den Adler einmal als
»Phred« 8 betitelte, um sich so über den Tischler lustig zu machen, der damals, als die
van Alens das Stück erstanden, nur ein bescheidener schottischer Handwerker
namens Duncan Fife gewesen war.
Tränen
traten in ihre Augen. Sie hatte niemals an den Möbeln im Haus gehangen. Das
bewies allein ihr Traum von dem einfachen kleinen Haus. Aber nun hatte
Weitere Kostenlose Bücher