Meagan McKinney
entschlossener gewesen. Doch so
oft, wie sie inzwischen schon immer die gleiche Antwort, immer die gleichen
Alternativen gehört hatte, fühlte sie sich mittlerweile wie in einem immer wiederkehrenden
bösen Traum.
»Gehen Sie
zu ihr, Miss van Alen. Ich werde Ihren Kutscher anweisen, in etwa einer Stunde
auf Sie zu warten.«
Die Worte
der Frau waren nicht bösartig, und sie war stets freundlich zu Christabel, und
dennoch würde Alana sie nie wirklich mögen. Sie hatte etwas an sich, dem Alana
nicht vertraute. Mit diesem Gedanken öffnete sie die schmiedeeiserne Tür des
Innenhofs und trat hinaus.
»Christal«,
rief sie sanft den Kosenamen ihrer Schwester, als sie den weichen Rasenteppich
überquert hatte. »Christal! Hast du mich in zwei kurzen Wochen schon
vergessen?«
Christabel
drehte sich um, und ihre himmelblauen Augen drückten Freude und Schmerz aus.
Sie erhob sich von der Bank und warf die Arme um Alana. Alana drückte sie, wie
sie es immer tat – verzweifelt, fest.
»O Alana.
Ich habe heute an dich gedacht«, flüsterte Christabel in ihr Haar. »Weißt du
noch, wie Vater uns immer zu Loft's Süßwaren mitgenommen hat? Ich habe
einen solchen Heißhunger auf Lakritz, daß ich es kaum ertragen kann.«
Alana
lächelte. Widerwillig schob sie ihre Schwester von sich und sah Christabel an.
Sie trug ein blaßblaues
Taftkleid, das wunderbar zu ihren Augen paßte, und eine pflaumenblaue Schürze,
die an ihrem Korsett
mit Fransen gesäumt war. Sie war so schön, viel zu schön, um hier eingesperrt
zu sein, wo sie niemand bewundern konnte.
»Komm, setz
dich zu mir. Es ist so ein herrlicher, warmer Tag heute.« Christal führte sie
zu der Bank zurück, und sie setzten sich. Flauschige, braune Entenküken
wuselten um ihre Füße und warteten auf Brotkrumen.
»Ich bin so
froh, daß es dir gutgeht, Christal«, begann Alana, unsicher, wie sie ihr die
Sache mit der Heirat am besten erzählen sollte. »Ich muß dir nämlich etwas
sagen und ...«
»Doch keine
schlechten Nachrichten?« unterbrach Christabel sie, und Furcht verfinsterte
ihre schönen Augen.
»Natürlich
nicht.« Alana ergriff ihre Hände und hielt sie fest. Sie hielt ihre Ehe zwar für
etwas Übles, aber für Christal würde es ein Segen sein, und aus diesem Grund –
und nur aus diesem – wollte sie sich ihr gegenüber glücklich zeigen.
»Oh, ein
Diamantring«, murmelte Christal, als sie auf Alanas Hand sah. »Dann bist du
also verlobt?«
Alana
öffnete den Mund, doch die Worte wollten nicht kommen. Sie wußte nicht, wie sie
beginnen sollte. »Ich bin nicht verlobt, Christal. Es ist mehr als das.« Sie
zögerte, denn sie wußte, daß es wie ein Schock werden würde. »Tatsächlich bin
ich bereits verheiratet. Gestern abend wurde ich getraut.«
Christals
Miene war eine Mischung aus Freude und verletzten Gefühlen. Sie flüsterte: »Das
ist ja wunderbar. Ich freue mich so für dich. Wirklich. Und ich wünsche dir
alles Gute.« Sie wandte ihre Augen dem
Teich zu, damit Alana nicht sah, wie verletzt sie war. »Ich weiß, man hätte
mich niemals zu deiner Hochzeit eingeladen, Alana. Ich verstehe, daß du es mir
deswegen nicht gesagt hast. Aber ich wäre doch so gern an deinem Leben
beteiligt – wenigstens ein bißchen. « Eine kleine Falte erschien auf ihrer
Stirn. »Ich kenne noch nicht einmal seinen Namen, oder?«
Alana nahm
sie impulsiv in die Arme. Sie war den Tränen nah. »Christal, du bist mein
Leben. Es verstreicht keine Minute, in der ich nicht an dich denke. Du darfst
niemals glauben, ich wollte dich vergessen, nur weil du in diesem Haus lebst!«
»Aber das
solltest du.« Christal begann zu zittern. »Lieber Gott, was mag dein Mann wohl
denken?«
»Ich habe
es ihm nicht gesagt«, antwortete Alana trotzig. »Und das werde ich auch nicht.
Eines Tages hole ich dich hier raus, und ich denke nicht daran, die schmutzige
Wäsche der Familie vor irgendeinem Fremden auszubreiten.«
»Der Mann
ist kein Fremder. Er ist dein Mann. Du wirst es ihm eines Tages sagen müssen.«
Christal versuchte, ein Schaudern zu verbergen. »Hast du Anson geheiratet? Ich
weiß, daß er dich oft besucht hat.«
Alana
versteifte sich. Wie sollte sie ihrer Schwester all das nur erklären? »Nein,
nicht Anson«, antwortete sie langsam. »Ich habe einen Iren namens Trevor
Sheridan geheiratet. Und der Grund, warum ich dir nichts gesagt habe, ist
dieser: Ich habe ihn auch erst letzten Montag kennengelernt. Es ist eine sehr
komplizierte Geschichte ...«
»Einen
Iren?«
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