Meagan McKinney
rief Christal aus. »Wir kennen Iren?« Plötzlich funkelten ihre Augen bei
dem köstlich skandalösen
Gedanken. »Du hast einen vom Personal geheiratet!«
Alana
lachte. Christal meinte es keinesfalls boshaft. Im Gegenteil, Christals
beschränkte Erfahrung, ihre Naivität war einfach reizend. Alana wünschte sich
verzweifelt, daß sie am Samstag in St. Brendan dabeisein könnte. »Trevor
Sheridan ist genausowenig ein Bediensteter wie Caroline Astor«, sagte sie lächelnd.
»Tatsächlich besitzt er unzählige Millionen. Christal, das bedeutet, ich kann
für immer für dich aufkommen. Wir werden ein kleines Farmhaus hier in Brooklyn
kaufen, wenn ich dich hier rausgeholt habe. Dann verbringen wir den Rest
unseres Lebens hier ohne irgendeine Aufsicht. Oh, ich sehe es schon vor mir. Es
wird auf einem grünen Hügel stehen, es wird weißgetünchte Fensterläden haben,
nur ein einfaches, kleines Haus...« Alana schwelgte so in diesen Bildern, daß
sie Christals befremdeten Gesichtsausdruck nicht bemerkte, bis es fast zu spät
war.
»Aber du
bist jetzt verheiratet, Alana. Was meinst du nur damit?« Christal runzelte ihre
zarte Stirn.
»Oh, aber
das ist doch nicht für ...«, begann Alana, unterbrach sich dann aber hastig. Sie
konnte Christal nicht von ihrer Vereinbarung mit Sheridan erzählen. Ihre
Schwester würde sofort vermuten, daß Alana sich für sie verkauft hatte. Es
würde ihr nur Schuldgefühle einbringen. Das konnte Alana auf keinen Fall
ertragen.
»Ach, ich
weiß auch nicht, was ich rede.« Alana zwang sich zu einem Lachen. »Ich bin erst
so kurz verheiratet, daß ich noch nicht wieder klar denken kann.«
»Er muß
sehr großzügig sein, wenn er dir erlaubt, mich hier zu besuchen, wo du doch auf
Hochzeitsrei se sein solltest.« Christals Augen schimmerten glücklich. »Sag
mir, daß er ein guter Mann ist. Du verdienst einen guten Mann.«
Alana
starrte sie an, ohne sofort antworten zu können. Sie konnte ihr natürlich
nicht sagen, daß ihre Flitterwochen
noch gar nicht begonnen hatten, oder daß die
»echte« Hochzeit erst noch stattfinden würde. Es war alles so furchtbar schwierig, und Christals Miene sagte
ihr, daß ihre Schwester sie bloß glücclich wissen wollte. »Er ist alles, was
ich mir wünsche«, flüsterte sie tonlos. Es war die Wahrheit. So wahr, wie ihre
Logik es machen konnte.
»Oh, das
ist schön. Dann wirst du bald Kinder haben. Sie werden all die Wunden heilen,
die ich verursacht habe.
Oh, bestimmt!« Wieder drückte Christal sie, und Alana ließ es geschehen, froh,
daß ihre Schwester ihr Gesicht nicht sehen konnte.
Als sie
sich voneinander losmachten, sah Christal plötzlich müde aus, und Alana wußte,
daß es Zeit wurde zu
gehen. Sie nahm ihre Tasche auf und strich die Handschuhe glatt, doch bevor
Alana aufstehen konnte, Frage Christal: »Hat Schwester Steine dir erzählt, daß
ich wieder diese Träume habe?«
Alana wurde
das Herz vor Kummer schwer. »Laß uns nicht darüber reden. Der Tag ist so
schön.«
Christal
bemühte sich tapfer, die Qual in ihrem schönen, bleichen Gesicht zu verbergen.
Ihre Hand bebte, als
sie sie über Alanas legte. »Nein. Ich muß darüber reden. Eines Tages werde ich
mich erinnern, was passiert ist. Es wird geschehen. Es muß.«
»Nein,
Christal. Mein Liebes, tu dir das nicht an. Du bist so jung. Ich kann es nicht
ertragen, daß du so eine schwere Last auf deiner Seele trägst.«
Christal
wandte sich abrupt ab. Sie schluckte hart, und Alana
sah Tränen auf ihren Wangen glitzern. »Ich war so weit in meinem Traum, so
weit, daß ich meine Hand brennen fühlte.«
Christal
sah auf ihre Handfläche hinunter. Sie trug keine Handschuhe, so daß Alana die
ungewöhnliche Narbe sehen konnte, die die Polizei damals von Christals Schuld
überzeugt hatte, als der Tod ihrer Eltern untersucht wurde.
Die Narbe
hatte die Form einer Rose, der exakte Umriß der silbernen Türknöpfe, die die
Türen des elterlichen Schlafzimmers innen zierten. Ihre Eltern waren in diesem
Raum verbrannt, und die Polizei hatte die Türen verschlossen aufgefunden, so
daß alles auf Christal verwies, die damals erst dreizehn war. Die Polizisten
hatten sie in ihrem Schrank versteckt gefunden, wohin sie offenbar vor den
Flammen geflohen war. Christals Schock saß so tief, daß sie sich nie mehr
erinnern konnte, was in dieser Nacht geschehen war, oder warum sie im Schlafzimmer
ihrer Eltern gewesen war, wo das Feuer so eine Hitze entwickelte, daß die Türknöpfe
zu glühenden Brandeisen
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